Freitag, den 10.08.2019
W 4-5 Bft – 14 sm – 2h 18 min – Ø 5,1kn – gesamt: 1.046 sm
Zwei Stunden vor Hochwasser öffnen das Schleusentor und die Brücke und die Päckchen im Schleusenhafen können sich auflösen. Zuvor verlassen aber erst mal die einheimischen Segler den Hafen – es ist wohl eine Regatta angesagt. Da lassen wir denen natürlich gerne den Vortritt. Unsere zwei Nachbarboote machen sich fertig und auch wir sind bereit 😉 . Es ist einfach ziemlich eng hier und mit 11kn im Hafen auch etwas windig. Wir liegen mit unserm Päckchen direkt gegenüber der Schleusenausfahrt.
In der Ausfahrt liegen eine dicke Motoryacht und ein nicht gerade kleines Segelboot. Da muss das Ablegemanöver schon passen, sonst liegt man schneller als man möchte bei der Motoryacht längsseits 😉 . Die Hafenmeister sind sehr hilfsbereit, sie schubsen die Boote mit ihrem fenderbestückten Plastikboot gerne in die richtige Richtung – das machen sie auch mit unserem Nachbarn – wir haben alle Mühe, das Heck des französischen Bootes von unserem Rumpf freizuhalten 🙁 . Wir sind dann als nächstes an der Reihe – Eindampfen in die Spring, der Bug schwingt Richtung Schleusentor und dann will der Hafenmeister uns mit seinem Boot auch anschubsen. Vollkommen unnötig und ich bitte ziemlich nachdrücklich darum, dass er das doch ruhig lassen möge. Er hört auf mich, entschuldigt sich und schon sind wir durch die Schleuse durch. Von der Crew der großen Motoryacht, die den Weg durch die Schleuse so beengt, werden wir mit „Goodbye, Ruby Tuesday“ verabschiedet 🙂 . Scheinbar haben wir das Ablegemanöver ganz entspannt hinbekommen – zum Glück kann niemand meinen Puls fühlen 😉 .
Im Vorhafen steht noch viel Schwell, die Boote am Warteponton werden ganz schön durchgeschüttelt und immer wieder an den Ponton gedrückt. Schnell sind wir in tiefem Wasser, setzten unsere Genua und nehmen Kurs auf La Rochelle. Es ist fast Hochwasser, so können wir ein bisschen den Kurs schnibbeln und über Stellen segeln, die normalerweise für uns zu flach wären 😉 . Schnell sind wir an der Brücke, die La Rochelle und die Île de Ré miteinander verbindet.
Immer wieder spannend sind die Brückendurchfahrten – auch wenn die Brückenhöhe mit 30 Metern angegeben ist und wir mit unserer Masthöhe von knapp 19 Metern da locker durch passen, halten wir bei der Durchfahrt den Atem.
La Rochelle kann man nicht zu jeder Zeit anlaufen. Bei Niedrigwasser stehen nur 50cm Wasser im Fahrwasser – für so einen großen Hafen eigentlich ungewöhnlich. Aber da es nur ein Sportboothafen und kein Industriehafen ist, gibt es wohl keine Notwendigkeit, das Fahrwasser auszubaggern. Wir laufen zu Hochwasser in La Rochelle ein, passieren die riesige Marina Minimes und versuchen unser Glück im Vieux Port.
Die Ansteuerung ist schon ein Genuss – ein sehr schmales Fahrwasser, gut betonnt und immer mit dem Blick auf die drei markanten Türme von La Rochelle 🙂 .
Erst als wir den Tour de la Chaine und den Tour St. Nicolas passiert haben, können wir einen Blick in den Hafen werfen. Alle Plätze am Besucherponton sind belegt, aber wir können an einer 36ft großen englischen Rustler längsseits festmachen. Etwas später verlegen wir uns direkt an den Steg – das Motorboot, das dort gelegen hatte, macht den Platz frei für uns 🙂 .
Beim Hafenmeister melden wir uns im Bureau de Port an – wir dürfen liegen bleiben. Selten haben wir einen so freundlichen Hafenmeister getroffen, der neben fließend englisch auch noch fließend deutsch spricht und versteht. Wir bezahlen für zwei Nächte, dürfen aber drei Nächte bleiben. Die beiden anderen Nächte können wir auch im Port Minimes liegen – es ist alles eine Hafengesellschaft.
In La Rochelle waren wir ja schon, als wir unser Auto hierher gebracht haben
(29.07. und 30.07.2019). Dennoch bummeln wir wieder mit viel Freude durch diese schöne Stadt – nur lassen wir diesmal den Fotoapparat an Bord 😉 .
Unserem Auto geht’s auch gut – das steht immer noch vor dem Hotel, in dem wir übernachtet haben.
Abends erleben wir die Altstadt von La Rochelle in voller Beleuchtung. Es ist viel los und je später es wird, um so mehr Musik von Alleinunterhaltern und Straßenkünstlern ist zu hören. Von allen Seiten werden wir beschallt 😉 . Als es uns zu viel wird, verziehen wir uns unter Deck in unsere Kojen – Ruhe 🙂 .
Wir warten jetzt auf ein passendes Wetterfenster, um die ca. 180 sm nach St. Jean de Luz an der französisch-spanischen Küste zu segeln. Wie immer, gibt es mehrere Optionen – nur einen wirklich guten Hafen auf halber Strecke, um dort einen Zwischenstopp einzulegen, gibt es nicht 🙁 . Das Becken von Arcachon wollen wir nicht unbedingt anlaufen, wenn es auch anders geht. Bestimmt ist es dort sehr schön, aber auch sehr flach 🙁 . Die Einfahrt gilt als gefährlich, wenn nicht alle Bedingungen optimal sind. Selbst bei einem Schwell von nur 1 Meter – und das ist nicht viel – sollte man besser nicht einlaufen. Kommen wir bei wenig Wind dort an, können wir sicherlich gefahrlos in die Lagune fahren. Wenn wir aber bei genügend Wind zum Weitersegeln die Lagune wieder verlassen wollen, sind die Bedingungen unter Umständen nicht optimal oder eben gefährlich. Und in die Lagune sollte man nur kurz vor Hochwasser mit auflaufendem Wasser einfahren – bei ca. 90 sm Strecke muss man das erst mal genau abpassen 😉 . Es geht bestimmt alles – nur wirklich gut ist es nicht. Eine andere Option wäre, erst mal nur bis in die Gironde-Mündung nach Royan oder Port Médoc zu segeln – das sind immerhin schon 50 sm, da zu ankern und warten, wie sich das Wetter weiter entwickelt. Von dort sind es dann nur noch knapp 140 sm nach St. Jean de Luz.
Nur leider sehen die Windvorhersagen nicht wirklich gut aus – entweder nur einen Tag passender Wind und dann Flaute oder Wind von Süd oder Ende nächster Woche vielleicht viel zu viel Wind 🙁 . Brauchen wir alles nicht – deshalb überlegen wir hin und her, wie es jetzt weiter gehen könnte. Vielleicht ist es wieder mal Zeit, für einen Landausflug mit unserem Auto – Bordeaux steht auf unserem Plan, die Düne Pilat, Europas größte Düne an der Einfahrt zum Becken von Arcachon und auf diesem Weg können wir unser Auto ja auch gleich nach St. Jean de Luz bringen 😉 . Mal schauen, uns wird schon noch was passendes einfallen. Erst mal verlegen wir uns jetzt in die Marina Minimes, um dort Diesel und Wasser zu tanken und alle Facilities einer großen Marina zu nutzen – auch die Wäsche muss dringend mal wieder gewaschen werden 😉 .