Île d’Yeu – Île de Ré

Mittwoch, den 07.08.2019
NW – SW 2-3 Bft – 51 sm – 11h 43 min – Ø 4,4kn – gesamt: 1.032 sm

Île d’Yeu – Île de Ré

Der Motor brummt und brummt und brummt … so vor sich hin 🙁 .

Eigentlich ist segelbarer Wind vorhergesagt, der offensichtlich erst mal noch auf sich warten lässt. Wir starten, sobald es hell ist, um genügend Zeit für die 50 Seemeilen zur Île de Ré zu haben – auf die Tide nehmen wir heute mal keine Rücksicht. Bei mindestens 10 Stunden Fahrt kommt die Strömung auf jeden Fall irgendwann entgegen 😉 .

Leuchtturm Phare de Corbeaux auf der Île d’Yeu

Das Wetter ist wieder schön, sonnig, blauer Himmel – man gewöhnt sich schnell daran, morgens aufzustehen und im Sonnenschein zu frühstücken. Nur fehlt heute eben noch der versprochene Wind. Erst nach dem wir schon 30 Seemeilen zurückgelegt haben, dreht der wenige Wind von hinten auf etwas vorlicher und wird auch etwas mehr. Wir setzen die Segel und dümpeln mit 2,5 – 3,5kn gegen die Strömung Richtung Südosten. Egal, alles ist besser, als das ewige Gebrumme des Motors 😉 . Und der Wind ist stark genug, dass die Segel nicht schlagen. Es dauert dann auch nicht mehr lange, bis der Wind auf 3 Bft zunimmt und auf Südwest dreht. So macht das Segeln dann auch wieder Spaß und wir genießen die letzten 20 Seemeilen unter Segeln 🙂 . Anspruchsvoll ist die Navigation hier nicht – das Wasser ist überall tief genug, keine Hindernisse sind im Weg. Erst als wir uns der Île de Ré nähern, wird’s wieder flach und felsig.

Wir erreichen Saint-Martin-de-Île-de-Ré zwei Stunden nach Niedrigwasser. Um die Île de Ré fallen weite Flächen trocken, auch die Zufahrten zu den drei Häfen der Insel. Der Hafen Ars-en-Ré kommt für uns gar nicht in Frage, da die mit knapp 4 Seemeilen ziemlich lange Zufahrt bis zu 3,50 Meter trocken fällt und wir bei Nippzeit, die wir jetzt haben, nur 5,60 Meter Hochwasser haben – das macht gerade mal eine Wassertiefe von 2,10 Metern. Reicht nicht für unseren Tiefgang von 1,90 Meter 😉 .

Stadthafen in Ars-en-Ré

Fahrwasser zum Hafen – hier bei Hochwasser

Wir haben schon öfter festgestellt, dass wir für die Bretagne und jetzt auch die Südwestküste das falsche Boot haben – etwas weniger Tiefgang, oder vielleicht ein Boot zum Trockenfallen, wären hier schon vorteilhaft 😉 . In La Flotte gibt’s auch einen Hafen, der fällt allerdings zu großen Teilen trocken. Es könnte sein, dass es dort einige Liegeplätze gibt, die tief genug ausgebaggert sind – aber was tun, wenn die gerade besetzt sind? Auf so ein Abenteuer lassen wir uns dann doch lieber nicht ein 😉 .

Stadthafen in La Flotte

Vorhafen vom Stadthafen in La Flotte

Etwas besser sieht es in Saint-Martin-en-Ré, dem größten Hafen, aus. Hier ist die Zufahrt ziemlich kurz und fällt auch nur 1,30 Meter trocken. Also, kurz vor Hochwasser sollten wir problemlos in den Hafen fahren können – das dauert aber noch so ungefähr drei Stunden.

Wir lassen erst mal den Anker in der Nähe der Hafeneinfahrt fallen und beobachten das Treiben. Wenig Segler kommen abends noch aus dem Hafen raus, aber mindestens 10 oder auch 15 Segelboote nehmen Kurs auf die Hafeneinfahrt, als das Wasser wieder hoch genug ist. Mal schauen, was Morgen hier so passiert – vielleicht machen ja doch noch ein paar Boote Platz. Wir bleiben für die Nacht erst mal hier vor Anker liegen.

Eigentlich sind wir schon so weit, dass wir von unserem Ankerplatz mal mit dem Dinghi in den Hafen fahren wollen, um uns die Situation dort anzusehen. Das Hafenbecken wird mit einem Schleusentor verschlossen, damit die Schiffe auch bei Niedrigwasser schwimmen 😉 . Unklar ist, ob wir mit unserem Dinghi auch vor dem Schleusentor festmachen können – Wasser ist ja da und für’s Dinghi auch tief genug. Dann entscheiden wir uns doch anders – der Wetterbericht sagt für die Nacht von Freitag auf Samstag viel Wind und Wellen auch hier in der geschützten Lage hinter der Île de Ré voraus. Bei den Bedingungen zu ankern haben wir nicht wirklich Lust, schon gar nicht, wenn’s auch anders geht 😉 . Bevor wir möglicherweise Freitag keinen Platz in dem Schleusenhafen von Saint-Martin-en-Ré bekommen, weil bei den ungemütlichen Bedingungen alle im Hafen bleiben, fahren wir heute mit unserer Ruby Tuesday in den Hafen. Ein echtes Abenteuer!

Direkt hinter der Zufahrt zum Hafen, schon im geschützten Bereich der Hafenmauern, gibt es einen Warteponton für Segelboote. Das Fahrwasser ist hier auf 2 Meter ausgebaggert. Links vom Warteponton wird’s dann aber ganz schnell ganz flach 😉 . Der Warteponton für die Segelboote ist voll von kleinen Motorbooten belegt – es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter in den Vorhafen zu fahren, und dort zu warten, bis wir in den Schleusenhafen einlaufen dürfen.

Warteponton für Segelboote

Einfahrt in den Vorhafen

Saint-Martin-en-Ré

Die Fähre kommt und am Warteponton wird’s immer voller

Dort machen wir erst mal längsseits an einem Segler fest, der auch schon an einem Ausflugsdampfer liegt. Jedes mal, wenn der Hafenmeister von Segelbooten angesprochen wird, die einlaufen wollen, vertröstet er die, dass es in 10 Minuten losgehe. Das werden ganz schön lange 10 Minuten 😉 . Bevor es losgeht, müssen sich die Päckchen im Hafenbecken erst auflösen und neu sortieren – das dauert! Gut, dass wir an dem Segler längsseits liegen und nicht wie einige andere Segler, rumdümpeln. Aus dem Schleusenhafen kommen Segelboote raus, die nur Platz machen müssen, und dann auch wieder reinfahren wollen. Es ist auf jeden Fall ziemlich eng, aber alles geht entspannt ab, da kaum Wind ist.

Rechts geht’s in den Schleusenhafen – da kommt gerade ein Segelboot rückwärts raus

Als alle Boote, die raus wollen, auch tatsächlich ausgelaufen sind, dürfen die Neuen in das Hafenbecken reinfahren.

Zufahrt zum Schleusenhafen

Wir sind das dritte Boot, das einläuft und liegen dann gleich mal als viertes Boot in einem Päckchen, das sich gerade bildet 😉 . Eine Nauticat 42 liegt schon am Steg, dann kommen wir drei neuen. Wir haben Wind und Strömung von hinten – unser ganzes Päckchen wird auf das vor uns liegende Päckchen getrieben. Ich lasse vorsichtshalber mal den Rückwärtsgang drin, bis alle richtig fest sind. Keiner kommt auf die Idee, eine Landleine zu legen, der Franzose, an dem wir fest sind, hat nicht mal Springs ausgebracht – aber alle haben schon ihre Stromkabel in der Steckdose am Steg 😉 . Wir lassen den Rückwärtsgang drin und legen hinten und vorne Landleinen, verpassen dem Franzosen Springs und hoffen, dass auch die anderen Päckchen vor und hinter uns Landleinen ausgebracht haben. Es soll ja windig werden heute Nacht! Dann gehen wir zum Hafenkino über, denn es kommen noch jede Menge weitere Boote in den Hafen. Wir bekommen noch zwei Nachbarn – 4 junge Franzosen, die sich per Handschlag vorstellen und ein englisches Paar. Der Hafen füllt sich und alle kommen erst zur Ruhe, als das Schleusentor geschlossen wird. Wir haben Glück, die Nauticat, die ganz innen liegt, will erst am Samstag auslaufen – wir auch. Das wäre morgen eine ganz schöne Nummer geworden, wenn die Nauticat hätte ablegen wollen – 5 Boote, die Platz machen müssten 😉 .

Die Atmosphäre im Stadthafen von Saint-Martin-en-Ré ist gemütlich und schön – wann liegt man schon mal mitten in der Stadt. Es erinnert an die besten Zeiten im Six-Hafen in Amsterdam. Nur noch Boote zu sehen, kein Wasser mehr 😉 .

Eng wie im Sixhafen in Amsterdam

Aber es ist auch ungewohnt für uns, nach dem vielen Ankern so direkte Nachbarn zu haben. Es ist ja nicht mal ein Steg zwischen den Booten. Immer wieder läuft einer der Nachbarn über das Vorschiff, hält ein Quätschchen mit uns, wir hören von den anderen Booten die Gespräche. Nach dem Duschen einfach mal so ausziehen und noch eincremen geht nicht, die Nachbarn können in’s Boot gucken. Klar, kennen wir alles von den vielen Nächten, die wir in den Stadthäfen im Ijsselmeer verbracht haben – aber da war es meistens nicht so warm, dass alle Luken und Fenster geöffnet waren 😉 .

Trotzdem ist es schön hier – das muss man einfach auch mal erlebt haben 🙂 . Es gibt ein paar Häfen, die muss man trotz des Rummels einfach anlaufen – sonst lernt man die Besondere Atmosphäre der einzelnen Länder nie wirklich kennen 😉 . Wirklich gut gefallen haben uns London – St. Cathrin’s Dock, Amsterdam – Sixhafen, Norwegen – Stavanger, Oslo und Bergen, St. Peter Port auf den Kanalinseln mit dem mediterranen Flair und in Frankreich natürlich Honfleur und jetzt auch Saint-Martin-en-Ré. Auch La Rochell gehört mit dem Vieux Port mitten in der Stadt sicherlich dazu – wir hoffen, auch dort einen Liegeplatz zu bekommen, um die besondere Atmosphäre des von den beiden Türmen, Tour de la Chaine und Tour St. Nicolas bewachten Hafens, zu erleben 🙂 .

Obwohl es heute wieder ziemlich heiß ist, gucken wir uns Saint-Martin-en-Ré an, nachdem im Hafen Ruhe eingekehrt ist und jeder einen Liegplatz gefunden hat. Ein toller, alter Ort mit weißen Häusern, Stockrosen, Oleander in verschiedenen Farben, engen kopfsteingepflasterten Gassen und vielen Restaurants, Cafés und Bars. Rund um den Hafen und in den Gassen ist richtige Ferienstimmung.

Saint-Martin-en-Ré

Mit dem Bus fahren wir am Donnerstag nach Ars-en-Ré. Der Weg über die Insel führt an vielen Weinreben vorbei – hier wird aktiv Weinanbau betrieben. Passt gut zu den Austern, die hier auch angebaut werden 😉 . Schon von weitem können wir den charakteristischen Kirchturm von Ars-en-Ré mit der schwarzen Spitze sehen. Der dient auch den Booten zur Ansteuerung des Hafens.

Kirchturm von Ars-en-Ré

Ars-en-Ré ist viel kleiner als Saint-Martin-en-Ré, auch der Hafen ist weder von der Lage noch vom Betrieb mit dem in Saint-Martin-en-Ré zu vergleichen. In den Salzwiesen gibt es noch einen Schleusenhafen – sehr ruhig gelegen, mitten in der Natur. Wir sind mit unserer Wahl Saint-Martin-en-Ré sehr zufrieden 🙂 .

Salzwiesen in Ars-en-Ré

Weiter geht’s mit dem Bus nach La Flotte – der Ort hat schon viel mehr Ähnlichkeit mit Saint-Martin-en-Ré. Der Hafen liegt ebenfalls direkt in der Stadt, fällt aber zum großen Teil trocken.

Gartencafé in La Flotte

Zurück in Saint-Martin-en-Ré genießen wir noch mal den Trubel – an der Eisdiele müssen wir für das wirklich leckere Eis ziemlich lange anstehen 😉 . Auch abends ist hier immer noch viel los, ohne dass es laut wäre. Die beleuchtete Kulisse ist schon schön 🙂 . Der Visitor-Ponton mit den vielen Päckchen liegt weit hinten im Hafen, direkt beim Schleusentor, nicht ganz so nah an der Promenade, so dass man von den vielen Touristen nicht’s mitbekommt.

Nach dem vielen Ankern ein willkommener Ausflug in eine andere Welt 😉 .

Unterwegs auf der Île de Ré

Dieser Beitrag wurde unter 2019 - Biskaya veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.