Mittwoch, den 17.07.2019
W 1-2 Bft – 9 sm – 1h 49 min – Ø 5,1kn – gesamt: 804 sm
Nachdem wir gestern unser Auto in einem Wohngebiet in der Nähe des Bahnhofs gut abgestellt haben, geht unser Segeltörn durch die Bretagne weiter 🙂 . Ab 08:00 Uhr werden die Schleuse und die Brücke im Kanal von Vannes geöffnet – das ist schon Hochwasserzeit – Zeit für uns, pünktlich aus der Box zu fahren, damit wir an den flachen Stellen im Kanal genügend Wasser unter dem Kiel haben. Bei ablaufendem Wasser kommt es nicht so gut, wenn man zu spät ist 😉 .
Ohne Wind und fast ohne Strömung fahren wir aus unserer Box – unsere Ruby Tuesday läßt sich kaum steuern, reagiert nur sehr schwerfällig auf alle Ruderausschläge 🙁 . Da stimmt wohl etwas nicht. Wir fahren ein Stück den Kanal entlang – je höher die Drehzahl, um so mehr vibriert das ganze Schiff. Richtig Geschwindigkeit nimmt unsere „Dicke“ auch nicht auf. Es fühlt sich so an, als wenn die Schraube unrund läuft – der erste Gedanke ist, dass wieder ein Propellerblatt fehlt. Aber auch unsere Logge zeigt nichts an. Na, da hat unserer Ruby Tuesday die drei Wochen Segelpause wohl nicht so gut getan 😉 . Vermutlich fühlen sich Muscheln, Algen, Schnecken oder sonstiger Bewuchs wohl wieder sehr wohl an Stellen, wo sie nicht hingehören. Das Problem hatten wir im letzten Jahr nach unserer Pause in Arklow ja auch schon. Anders als im letzten Jahr ist in diesem Jahr der Wasserpass sauber, allerdings können wir durch das brackige Wasser im Hafen auch nicht sehen, ob das Unterwasserschiff bewachsen ist.
Statt zur Île Houat zu segeln, machen wir kurz vor dem Ausgang des Golfe du Morbihan vor der Île Longue an der gleichen Mooring fest, an der wir schon vor ein paar Wochen lagen – es gibt Schlimmeres, als hier bei schönstem Sommerwetter einen weiteren Tag im Golfe du Morbihan zu verbringen 😉 Aber bevor wir genießen und entspannen können, müssen wir erst mal unser Unterwasserschiff checken – im schlimmsten Fall muss unsere Ruby Tuesday aus dem Wasser, um allen Bewuchs abzukratzen. Das wäre in Port du Crouesty direkt außerhalb des Golfe du Morbihan möglich. Aber zuerst versuchen wir mal, uns selbst zu helfen. Wir haben Springzeit und die Strömung ist entsprechend stark. Selbst in der Bucht außerhalb des Fahrwasser strömt es gewaltig. Erst kurz vor Stillwasser macht sich Peter zur Unterwasserschiffinspektion fertig.
Seit 18 Jahren hat Peter ein nonprofessional-Tauchequipment an Bord – Neoprenanzug, Flossen, Taucherbrille, Bleigurt und einen Tauchkompressor (Powerdive Deck Snorkel), der über die 12 Volt Hecksteckdose betrieben wird. Mit einem Schlauch ist der Kompressor mit einem Ausgleichsgefäß verbunden, von dem wiederum ein Schlauch zum Mundstück führt und dafür sorgt, dass Peter auch unter Wasser Luft bekommt 😉 . Getestet hat Peter das alles mal im Schwimmbad vom Ijsselmaar – aber das ist eben schon 18 Jahre her. Bisher haben wir die Ausrüstung nie gebraucht bzw. war es bei den Wassertemperaturen im hohen Norden einfach zu kalt, um einfach mal zu probieren, ob noch alles funktioniert.
Das hat Peter dann unfreiwilliger Weise heute getan – zum Glück ist heute wieder ein sonniger, heißer Hochsommertag und die Wassertemperatur im Golfe du Morbihan liegt bei 19°C – frieren muss er nicht 😉 . Überraschenderweise funktioniert die ganze Ausrüstung nach dem langen Dornröschenschlaf auf Anhieb tadellos – gut gesichert mit einem langen Tampen taucht Peter das Unterwasserschiff ab.
Der Rumpf ist glatt wie ein Babypopo, aber die Propellerblätter sind von einer dicken grauen Schicht (was auch immer das ist) mehrere Zentimeter bewachsen. Auch die Logge sitzt mit dem grauen Zeug zu. Das Bugstrahlruder ist nur außen befallen, der Tunnel des Bugstrahlruders hat kaum Bewuchs. Ausgerüstet mit einem Spachtel macht sich Peter auf seinen zweiten Tauchgang und schickt den ganzen grauen Bewuchs zum Teufel.
Offensichtlich müssen wir die Propellerblätter zukünftig mit einem speziellen Antifouling streichen – das war bisher nicht nötig. Das Antifouling für den Rumpf erfüllt seinen Zweck bestens – hoffen wir, dass es so bleibt 🙂 .
Nach getaner Arbeit genießen und entspannen wir – mit typisch französischen Häppchen – verschiedenen Käsesorten, Salami, Pastete, gesalzener Butter und natürlich Baguette. Auf Wein und Cidre verzichten wir wegen der Sonne dann doch lieber 😉 . Es gibt Schlimmeres … siehe oben 🙂 .