Landausflüge und zurück an Bord

Samstag, den 13.07.2019 – Dienstag, den 16.07.2019

Nach einem sehr schönen und intensiven Enkelkinderheimaturlaub sind wir zurück in Frankreich. Nicht mit dem Zug und auch nicht mit dem Flugzeug, sondern mit unserem eigenen Auto 😉 . Unsere weitere Reise machen wir abwechselnd mit Segelboot und Auto  😉  – auch im Landesinneren gibt’s viel zu sehen. Wie praktikabel das ist, wird sich dann zeigen 😉 . Bis Rennes fahren wir am Samstag – hier machen wir einen Übernachtungsstopp, um uns die mittelalterliche Altstadt von Rennes anzugucken und am Sonntag weiter durch den Wald von Brocéliande nach Vannes zu unserer Ruby Tuesday zu fahren. Seit drei Wochen liegt sie jetzt in Vannes – wir wollen natürlich wissen, ob alles ok ist.

Samstag, 13.07.2019

Als wir in Rennes ankommen, sind wir erst mal ziemlich enttäuscht – Rennes ist eine Großstadt mit allem, was zu einer modernen Großstadt gehört. Schmuddelige Vororte, viel Industrie in der Peripherie, viel Verkehr – nichts lässt darauf schließen, dass im Stadtteil Les Lices etwas von der ehemals mittelalterlichen Atmosphäre übriggeblieben ist. Wir fahren weiter bis in die Altstadt Les Lices und finden dort in einem Parkhaus auch einen tatsächlich bezahlbaren Parkplatz 😉 . Das Parkhaus liegt direkt am Place de Lices, auf dem heute der Wochenmarkt stattfindet. Die verschiedenen Gerüche, die uns entgegenschlagen, als wir aus dem Parkhaus kommen, hauen uns förmlich um – es ist heiß, die Sonne scheint gnadenlos vom blauen Himmel und eine Mischung aus Gerüchen nach Fisch, Urin, verkokeltem Fleisch, Kloake, Kuchen, Schweiß und Parfum reizt unsere Geruchsnerven. Wir flüchten vor diesem Geruchscocktail erst mal in die Cathédrale-St. Pierre 😉 .

Cathédrale St-Pierre

Dann lassen wir uns durch die engen Straßen und Gassen der Altstadt treiben – viele gut erhaltene Fachwerkhäuser mit Holzschnitzereien, Blumen und Balkonen sorgen für eine nette Atmosphäre.

Altstadt von Rennes

Junge Leute bevölkern die Restaurants und Cafés – eine lebendige Stadt durch die vielen Studenten 🙂 . Obwohl wir inzwischen doch schon einige mittelalterliche Altstädte gesehen haben, sind wir von den prächtigen Fachwerkhäusern und der damit verbunden Stimmung immer wieder fasziniert!

Sonntag, den 14.07.2019

Sanfte Hügellandschaften, Wälder, Wiesen und Felder und viel Landwirtschaft, aber auch zahlreiche Gewässer und bezaubernde kleine Orte mit den typischen bretonischen Häusern und einer unendlichen Blumenpracht sind charakteristisch für das Hinterland der Bretagne. Auf dem Weg zum Wald von Brocéliande fahren wir durch genau diese typische Landschaft 🙂 . Manchmal erinnert sie uns an die holsteinische Schweiz, manchmal fährt man vermeintlich durch das Sauer- oder Münsterland 😉 .

Im Wald von Brocéliande begegnen sich die faszinierende, oft romantische Landschaft der hier ziemlich mystischen Bretagne und die Sage von Artus´ Tafelrunde, des Zauberers Merlin und der Fee Viviane. Mehrere legendenumwobene Orte kann man im Wald von Brocéliande besuchen und sich von der Atmosphäre verzaubern lassen 😉 .

Geschichtenerzähler – macht auch mal Pause

In Paimpont, dem Hauptort der Region, treffen wir uns mit Angelika und Roland, die gestern südlich von Rennes ein Ferienhaus bezogen haben, um in der Bretagne Urlaub zu machen. Auch heute ist es wieder ziemlich warm, so dass es uns erst mal in den Schatten des Klostergartens der Abteikirche zieht 😉 – ein wunderschöner, idyllischer Platz mit Hortensien in allen Farben und vor allem ruhig und weit ab von dem Gewusel im Zentrum des kleinen Dorfes. Wir haben viel zu erzählen und die Zeit vergeht wie im Flug!

Klostergarten

Klostergarten

Auch die Abteikirche besichtigen wir:

Heute treffen sich in Paimpont Schmiede, die das alte Handwerk sehr anschaulich darstellen – trotz des warmen Wetters gucken wir den Schmieden lange zu:

Einer der eher mystischen Orte im Wald von Brocéliande ist das Tal ohne Wiederkehr in Tréhorenteuc. Der Sage nach ist die tiefe Schlucht das Reich der Fee Morgane. Morgane hielt hier ihren untreuen Liebhaber gefangen, später auch alle anderen untreuen Männer, die zufällig des Weges kamen. Erst Lancelot gelang es, den Zauberbann zu brechen und die Gefangenen zu befreien. Wir wandern in das Tal, über Hügel mit einer tollen Aussicht in die Umgebung und zurück am kleinen Fluss durch die tiefe Schlucht – tatsächlich ein mystischer, wunderschöner Ort 🙂 . Weder Morgane noch zurückgebliebene Liebhaber haben wir gesehen 😉 .

Im Tal ohne Wiederkehr:

Abends sind wir wieder auf unserer Ruby Tuesday – sieht aus, als wenn sie unsere fast dreiwöchige Abwesenheit gut überstanden hätte – nur ein bisschen schmutzig ist sie! Aber das können wir ja mit genug Wasser und Muskelkraft schnell ändern.

Montag, den 15.07.2019

Heute machen wir eine größere Tour Richtung Nordwesten – hier und fast nur hier gibt´s die Enclos Paroissiaux, die umfriedeten Pfarrbezirke. In Pleyben gibt’s einen der schönsten umfriedeten Pfarrbezirke der Bretagne – den wollen wir uns ansehen.

Auf dem Weg dahin fahren wir nach La Trinité-sur-Mer, dem Mekka der Highspeed-Seglerszene. Riesige Trimarane und Katamarane liegen dort an einem Steg – gigantische Teile! Eines davon haben wir vor der Île de Groix ja in Aktion gesehen 😉 .

Das hier ist eine ganz andere Segelwelt, als die, in der wir uns bewegen 😉 . Fahrtensegeln und Regattasegeln sind eh schon wie Feuer und Wasser, aber eine ganz andere Liga sind diese Rennziegen. Nicht unsere Welt – wir bleiben beim gemütlichen Fahrtensegeln 😉 .

In Carnac, einem Nachbarort von La Trinité-sur-Mer, stehen auf mehreren von Straßen und Wäldchen unterbrochenen Feldern fast 3.000 Menhire in mehreren parallel verlaufenden Reihen. Keiner weiß, warum die Menhire hier stehen – die abenteuerlichsten Theorien erfahren wir im Maison de Mégalithes. Egal, warum die Menhire hier stehen – es ist auf jeden Fall ein beeindruckendes Bild!

 

Die Halbinsel von Quiberon hat auf beiden Seiten lange Strände – auf der Ostseite eher sanft, flach und gut geschützt gegen den Westwind, auf der Westseite liegt die Côte Sauvage, die wilde Küste. Heute zeigt sie sich eher zahm und friedlich – es ist fast windstill. Dennoch tummeln sich jede Menge Wellenreiter hier und versuchen mehr oder weniger erfolgreich, auf den Wellen zu surfen 🙂 . Bei Sturm aus West trägt die Küste ihren Namen bestimmt zu Recht.

Am Belon Fluss machen wir Mittagspause. Bei Anne de Belon gibt’s Belon-Austern mit Blick auf den Fluss – ein traumhaft schönes Plätzchen 🙂 . Die Austern sind auch ganz gut 😉 .

Am Belon

Bei Anne de Belon

Mittagessen mit Aussicht

Auf unserem Weg nach Pleyben besichtigen wir noch kurz die mittelalterliche Stadt Quimper. Fast hätten wir sie mit unserer Ruby Tuesday erreicht, aber auch eben nur fast. Als wir auf dem Odet Fluss gesegelt sind, sind wir bis fast nach Quimper den Fluss hochgefahren, mussten aber umkehren, weil wir im Fluss keinen Liegeplatz gefunden haben. Das letzte Stück bis Quimper hätten wir dann mit dem Dinghi fahren müssen, weil eine Brücke den Weg versperrt. Passte alles nicht, aber mit dem Auto kann man Quimper ja auch erreichen 😉 . Auch Quimper hat eine große Kathedrale – auffällig daran ist, dass der Chor und das Mittelschiff nicht in einer Achse liegen, sondern einen leichten Knick haben. Erklärungen dafür gibt’s nicht 😉 . Na ja, den Baumeister kann man ja auch nicht mehr fragen 😉 .

Kathedrale von Quimper

Kirchenschiff mit Knick

Durch Quimper fließt die Odet – viele blumengschmückte Brücken durchziehen die kleine Stadt. Gemütlich ist es hier – viele Fachwerkhäuser, Cafés, Restaurants, Geschäfte, aber keine Hektik. Eine sehenswerte, alte Stadt!

Ja und dann sind wir endlich auch in Pleyben – erst mal ziemlich enttäuscht, denn der rechte Kirchturm ist wegen Renovierungsarbeiten komplett eingekleidet 🙁 . Dennoch ist der Enclos Paroissiaux faszinierend. Ein umfriedeter Pfarrbezirk – der Enclos Paroissiaux – ist eines der typischen Kunstwerke der bretonischen Dörfer, hauptsächlich im Nordwesten der Bretagne, entstanden im 16. und 17. Jahrhundert. Eigentlich ist es nichts anderes, als das Kirchengelände 😉 . Fünf charakteristische Bauwerke kennzeichnen den Enclos Paroissiaux – das Eingangstor (Triumphtor), die Kirche, das Beinhaus, der Calvaire (Kalvarienberg) und die Mauer, die den ganzen Komplex umfriedet. Das eigentlich Besondere an den Enclos Paroissiaux ist der Calvaire, ein typisch bretonisches Bauwerk, das die Passionsgeschichte darstellt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mit viel künstlerischer Freiheit. Oft werden die Figuren in traditioneller Kleidung ihrer Entstehungszeit dargestellt.

Calvaire von Pleyben

Ein Geschichtsstudent, der hier ein Praktikum macht, führt uns durch den Enclos Paroissiaux und erklärt uns sehr detailliert alle Feinheiten. Die Kirche ist mit ihren vielen farbigen Holzarbeiten ebenso faszinierend, wie der Calvaire mit den unterschiedlichen Figuren 🙂 .

Gerne würden wir uns noch andere Enclos Paroissiaux ansehen, die sind aber dann doch zu weit entfernt. Spät sind wir zurück auf unserer Ruby Tuesday und lassen den Tag im Cockpit in der Sonne ausklingen.

Dienstag, den 16.07.2019

Auf einem letzten kurzen Ausflug, bevor es dann mit unserer Ruby Tuesday wieder auf dem Wasser weiter geht 😉 , besichtigen wir die Salzgärten auf der Halbinsel Guérande. Angeregt durch den Bretagne-Krimi „Bretonisches Gold‘ ist dieser Besuch einfach ein „Muss“ 😉 .

Saline

Durch Zufall können wir an einer deutschsprachigen Führung durch die Salzgärten teilnehmen. Die beginnt gerade, als wir am Maison des Paludiers, einem kleinen Museum, in dem die Geschichte der Salzgewinnung gezeigt wird, ankommen. Wir laufen durch die Salzgärten und erfahren viel über die Arbeit der Salzbauern und die Salzgewinnung – ein ziemlich anstrengender Job. Ziemlich kompliziert ist der Aufbau einer Saline – vom Zulauf, über den das Meerwasser in die Saline gelangt, über das Speicherbecken, die Ablagerungsbecken bis zu der eigentlichen Saline.

Zulauf

Speicherbecken

Ablagerungsbecken

Saline

Schieferplatten mit drei Löchern, die mit Holzstopfen verschlossen werden können – damit wird der Wasserstand in den Becken und der Saline reguliert

Durch jahrelange Familientradition lernen die Salzbauern ihr Handwerk und alle nötigen Tricks und Kniffe, um die Saline ausreichend zu wässern und das begehrte Salz dann auch zu ernten – als grobes Salz von grauer Farbe oder als Fleur de Sel, das feine leicht rosafarbene Salz.

Zum Abschluss der Führung sehen wir noch einen sehr interessanten Film über die Salzgärten und die Salzgewinnung 🙂 .

Vier Tage haben wir uns die Bretagne mit dem Auto angesehen – so langsam kommen wir auf den Geschmack 😉 . Wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten Landausflüge, mehr noch aber darauf, wieder zu segeln 🙂 .

Landausflüge

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