Donnerstag, 20.06.2019 – Dienstag, 25.06.2019
Der Golfe du Morbihan ist ein riesiges Binnenmeer mit mehr als 60 Inseln, Inselchen und Felsen – davon sind aber nur einige Inseln bewohnt und nur zwei Inseln, die Île aux Moines und die Ile d’Arz für die Öffentlichkeit zugänglich – die restlichen Inseln sind in privatem Besitz und der Zugang ist verboten. Durch eine schmale Zufahrt bei Port Navalo ist der Golfe du Morbihan mit dem Atlantik und seinen Gezeiten verbunden. Die Gezeitenströme fließen mit Macht in den Golfe du Morbihan und natürlich auch wieder heraus – segelt man mit 5 kn durchs Wasser, kommt aber nicht voran, hat man die Gezeitennavigation noch nicht ganz verstanden 😉 . Ist man einmal durch die Enge bei Port Navalo gesegelt, öffnet sich ein total geschütztes Revier. Kaum Wellen und egal, wohin man guckt, man sieht immer Wasser und Inseln oder Festland. Hier finden wir dann auch endlich mal wieder richtige Ankerbuchten 😉 .
Davon gibt es hier jede Menge, allerdings wie überall, sind auch hier viele Ankermöglichkeiten durch Mooringfelder eingeschränkt. Entweder findet man noch außerhalb des Mooringfeldes und außerhalb der Strömung einen Ankerplatz oder man nimmt eine freie Mooring, wohlwissend, dass der Eigner kommen könnte und seine Mooring selbst braucht.
Viel Kultur im Golfe du Morbihan:
Der Golfe du Morbihan ist außerhalb der Hauptfahrwasser streckenweise ziemlich flach – mit unserem Tiefgang von 1,90 Metern kommen wir bei Niedrigwasser nicht überall hin. Auch die Strömungen sorgen für sportliches Segeln – entweder sehr schnell oder auch schon mal rückwärts 😉 . Wir beobachten von unserem ersten Ankerplatz an der Île Longue ein Segelboot, das bei relativ viel Wind mit voller Besegelung ziemlich schnell rückwärts unterwegs ist. Andere Segelboote stehen auf der Stelle – mit wachsender Begeisterung. Ist man aus dem Fahrwasser heraus, nimmt die Strömunmg schnell ab, in den Buchten merkt man sie kaum noch.
Viele Ausflugsdampfer sind tagsüber unterwegs – immer gerne auch mit viel Schwell, Musik und lauten Erklärungen. Abends, wenn alle Ausflügler wieder abgeliefert sind, kehrt Ruhe ein. Dann hört man auch schon mal einen Pfau oder anderes Vogelgezwitscher.
Auch die Wikinger sind hier vertreten 😉 :
Die Landschaft im Golfe du Morbihan erinnert ein bisschen an die Schären in den Aalands – uns gefällt es hier sehr gut. Wir bummeln von Insel zu Insel – meist ist unser Tagesetmal nicht mehr als 1-2 sm 🙂 . Vor der Île de la Jument nehmen wir eine von vier freien Moorings, müssen diesen wunderschönen Platz aber leider wieder velassen, da bei Niedrigwasser die Wassertiefe nicht reicht. Auf der einen Seite der Mooring haben wir mehr als 4 Meter, auf der anderen Seite nur noch knapp 2 Meter – das reicht nicht, um hier über Nacht zu bleiben. Schade, das ist schon ein schönes Plätzchen.
Die beiden öffentlich zugänglichen Inseln Île aux Moines und Île d’Arz besuchen wir auch – es führen schöne Küstenwanderwege rund um die Inseln. Und auch hier gibt es wieder die tollen kleinen Häuser – aus Backstein oder weißem Putz und farbigen Fensterläden – mit Hortensien in allen Farben von dunkelrot über lila, rosa bis hellblau. Durch das subtropische Klima gedeihen die Pflanzen großartig. Stockrosen, Rosen, Glyzinien, Feigenbäume – einfach toll!
Île aux Moines:
Île d’Arz:
Das Wetter spielt super gut mit – es ist sonnig, aber nicht zu heiß. Shorts, Sonnentop und Sandalen reichen zum Segeln und zum Wandern 🙂 . Die Wassertemperatur um 19° C lädt zum Baden von Bord ein 🙂 . Nur am Montag, als wir uns nach Vannes ganz im Norden des Golfe du Morbihan verlegen, schüttet es wie aus Kübeln. Trotzdem machen wir uns auf den Weg, denn wir haben in Vannes einen Liegeplatz für 2-3 Wochen reserviert – unsere Ruby Tuesday muss ja gut untergebracht sein, wenn wir zum Enkelkinderheimaturlaub nach Hause fahren 😉 .
Die Fahrt nach Vannes ist spannend – das letzte Stück des Fahrwasser ist flach – sehr flach. Nur mit auflaufendem Wasser kann man Vannes erreichen. Die Brücke vor der Stadt und die Schleuse öffnen auch nur zwei Stunden vor Hochwasser bis zwei Stunden nach Hochwasser. Danach schließt die Schleuse, damit im Hafen genug Wasser bleibt und die Schiffe dort auch schwimmen 😉 . Noch weit vor der Brücke haben wir mal noch 2,00 Meter, mal 2,20 Meter Wassertiefe. Eher wenig 😉 . Wir sind früh, aber nicht zu früh. In dem engen Kanal kommen uns mehrere Ausflugsboote entgegen – es passt alles, aber da es neben dem Fahrwasser abrupt flach wird, verlassen wir die Fahrwassermitte nur widerwillig. Zwei Segler warten schon vor der Brücke am Warteponton- gerade als wir uns entschließen an einem der Segler längsseits zu gehen, springt das Signal auf grün und wir dürfen weiterfahren. Der Kanal wird immer enger, es kommen uns mehrere Segler und eine dicke Motoryacht entgegen. Der Segler vor uns will nicht oder traut sich nicht weiter und legt sich an einen Steg. Dadurch wird das Fahrwasser nicht gerade breiter 😉 . Wir schieben uns zwischen zwei entgegenkommenden Schiffen daran vorbei und sind froh, dass wir ohne weitere Zwischenfälle vor der Capitanerie festmachen können. Blutdrucksenkend war das letzte Stück nicht wirklich 😉 . Kurz nachdem wir in den Hafen von Vannes eingelaufen sind, ertönt Dudelsackmusik und ein Fahnenschwenker gibt sein Bestes – das wär doch nicht nötig gewesen 😉 .
Na ja , der ganze Aufwandt ist doch nicht für uns – mindestens 15 beflaggte Segelboote laufen in den Hafen ein und werden mit Fahne und Musik empfangen. Wir erfahren später, dass einige Segler der Partnerstadt von Vannes – Fareham – alle zwei Jahre nach Vannes segeln, in den Jahren dazwischen sind die Segler aus Vannes in Fareham. Schade nur, dass es immer noch in Strömen regnet.
Einen festen Liegeplatz an einem Fingersteg bekommen wir heute noch nicht, aber Morgen soll dort eine Box frei werden. Längsseits an den Gästestegen wollen wir unsere Ruby Tuesday nicht gerne liegen lassen, denn da machen jeden Tag andere Seglboote an unserem Boot fest, die Segler müssen über unsere Ruby Tuesday, um an Land zu kommen. Viel Bewegung auf unserem Schiff, wenn wir nicht da sind. Deshalb möchten wir lieber an einem Fingersteg liegen.
Ist doch immer ganz schön spannend bis aufregend, wenn man telefonisch einen Liegeplatz reserviert und hofft, dass auch wirklich alles klappt. Noch sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir unsere Ruby Tuesday hier bedenkenlos liegen lassen können. Aber die französischen Hafenmeister sind ausgesprochen freundlich und sehr bemüht 🙂 .
Der Hafen von Vannes ist ein langer Schlauch, der bis an die mittelalterliche Altstadt reicht. Schon bei Regen ein tolles Bild 🙂 .
Ein paar Schritte und wir sind in der Altstadt mit den engen Gassen und den vielen mittelalterlichen Fachwerkhäusern. Trotz des Regens machen wir einen ersten Rundgang durch die Altstadt und über die Stadtmauer . Richtig toll, eine echt sehenswerte Stadt!
Nachdem wir uns – jetzt wieder im Sonnenschein – in eine Box verlegen können, spazieren wir nochmal durch die Altstadt von Vannes. Im Regen war es gestern schon sehr beeindruckend – im Sonnenschein einfach eine Wucht 🙂 .
Wir machen jetzt für die nächsten zwei bis drei Wochen eine Segelpause, fahren mit TGV und Thalys nach Hause und freuen uns auf eine schöne Zeit mit unseren Enkelkindern und unserer Familie 🙂 .