Dienstag, den 18.07.2017
Sommer in Schottland – 26°, Windstille und blauer Himmel. Hätte das Wasser hier nicht nur 12°, könnte man statt zu wandern vielleicht besser schwimmen gehen 😉 . Bewaffnet mit Karte, Fotoapparat und reichlich Mineralwasser bringt mich Peter mit dem Dinghi zum Steg. Er bleibt lieber auf unserer Ruby Tuesday, schließlich haben wir ja gestern schon gesehen, dass die Insel schön ist 😉 . Ich freue mich, dass ich wandern kann und Peter nicht grummelt, sondern geduldig auf mich wartet und mich auch wieder vom Steg abholt 🙂 .
Auf Eigg gibt´s mehrere Wanderziel, die ich ja am liebsten alle erreichen würde. Geht nicht, dafür reicht ein Tag nicht aus. So entscheide ich mich für die im Wanderführer empfohlene und beschriebene Wanderung zu den Singing Sands ganz am anderen Ende der Insel. Vorher mache ich aber noch einen Abstecher nach Kildonnan zu einem alten Friedhof mit den Überresten einer Kapelle und einem großen Keltischen Kreuz.
Weiter geht´s dann ein Stück über die schmale Inselstraße, bis ich dann auf einem kleinen Pfad durch Wald und Wiesen nach Laig laufe. Von der Hochebene habe ich einen tollen Blick auf den Sandstrand von Laig mit goldgelbem Sand und türkisfarbenem Wasser und den Cullins von Rum im Hintergrund. Ich bin wieder mal, wie so oft schon, begeistert von diesen Bergen 🙂 .
Weiter geht´s durch die Wiesen zu den Singing Sands, einer Bucht am nördlichen Ende von Eigg. Singing Sands – der Sand singt, wenn man dadurch läuft. Hört sich irgendwie witzig an.
Jetzt wird´s richtig anstrengend – in steilen Kehren geht´s erst über Wiese, dann durch Heide hoch zum Bergrücken des Beinn Bhuidhe. In jeder Kehre bleibe ich stehen – nicht nur, um das tolle Panorama rundum zu bewundern, sondern auch, weil ich Luft holen muss. Die Beine schaffen den steilen Anstieg, aber irgendwie bin ich heute kurzatmig 😉 . Oben angekommen sind alle Strapazen des Aufstiegs vergessen. Die Aussicht ist einfach nur grandios!
Der Weg, eigentlich eher ein Ziegenpfad, führt über den Bergrücken immer an der Abbruchkante entlang zurück nach Kildonnan. Die Ausblicke in´s Tal und auf die Sandbuchten sind toll.
Am Südende des Beinn Bhuidh, am An Cruachan, verliert sich der Pfad und es geht querfeldein weiter. Plötzlich stehe ich einer Herde Kühen gegenüber. Mit meinem roten T-Shirt bin ich auch nicht gerade unsichtbar. In einem großen Bogen versuche ich die Kühe zu umrunden. Die interessieren sich aber überhaupt nicht für mich.
Allerdings scheuche ich wohl unabsichtlich bei der „Kuhumgehung“ einen Adler auf. Plötzlich schwebt in nicht großer Höhe ein Adler über mir – von rechts nach links im Hangwind fliegt er an mir vorbei. Vor lauter Schrecken hocke ich mich erst mal in´s Gras und versuche mich unsichtbar zu machen – rotes T-Shirt und Adleraugen – von wegen unsichtbar, ha-ha-ha 😉 . Bis ich mich von dem Schrecken erholt habe und der Fotoapparat startklar ist, ist der Adler nur noch von hinten zu sehen 🙁 .
Den Rest des Abstieges laufe ich durch Wiesen, Heide und hüfthohes Farnkraut, immer den Schafen auf der Spur, bis ich an der Inselschule wieder auf die Straße treffe. Ein kurzes Stück noch, ein kleiner Umweg Richtung An Sgurr, dem markanten Berg von Eigg und ich bin wieder am Hafen. Nass geschwitzt und ganz schön geschafft aber überglücklich 🙂 .