Mittwoch, den 28.06.2017
NNE 3 Bft – 14 sm – 3h 11min – Ø 4,4kn – gesamt: 1.158 sm
Heute soll es nur ein kleines Stück weiter nach Nord durch den Sound of Raasay nach Rona in die Ankerbucht Acarseid Mhor gehen. In allen Törnberichten wird von dieser Insel und vor allem von der Ankerbucht geschwärmt und jeder, mit dem wir über Rona gesprochen haben, bekommt glänzende Augen 🙂 , so schön soll es dort sein. Da müssen wir hin!
Wir segeln ganz gemütlich bei Wind aus NNE -es reicht nicht ganz um Rona anzuliegen. Ein paar Kreuzschläge müssen sein – mal haben wir die Insel Raasay vor uns, dann wieder die schroffe Küste von Skye mit dem Old Man of Storr. Beim Blick zurück in den Sound of Raasay erstrecken sich die Cullins von Skye am Horizont – ein unglaublich schönes Bild 🙂 . Sonne, blauer Himmel und ein paar Wolken – ein perfekter Segeltag 🙂 .
Spannend wird´s dann, als wir uns der Einfahrt in die Ankerbucht nähern – die ist nicht zu erkennen, da eine kleine Insel vorgelagert ist. Erst als wir schon ziemlich nah an der Einfahrt sind – zum Glück gibt´s ja den Kartenplotter und Radar – sehen wir die Öffnung zwischen den Inseln und auch den großen weißen Pfeil auf einem Felsen, der die richtige Richtung anzeigt 😉 .
Das wäre schon mal geschafft – wir wissen, wo es reingeht 😉 . Aber damit sind wir noch immer nicht in der Ankerbucht. Es gibt mehrere nicht gekennzeichnete Riffe, die wir erst noch umfahren müssen. Der Törnguide empfiehlt, dicht am südlichen Felsen zu bleiben und die Unterwasserfelsen an Backbord zu lassen – ganz schön eng 🙁 . Eine breitere Durchfahrt wäre etwas weiter nördlich – warum nur sollen wir durch die enge Einfahrt? Wir nehmen trotzdem die empfohlene enge Durchfahrt und kommen ohne rock doging, was hier wohl schon mal vorkommen kann, in die Ankerbucht.
Jetzt brauchen wir nur noch einen Ankerplatz – die nächste Herausforderung 😉 . Überall sind Riffe, die man jetzt bei Hochwasser nicht sehen kann, die aber bei Niedrigwasser trockenfallen. Langsam fahren wir zu der Stelle, die im Törnguide als Ankerstelle gekennzeichnet ist – nicht viel Platz, aber es sollte gehen. Peter will gerade den Anker fallen lassen, als wir über Funk von wem auch immer in Acarseid Mhor, so heißt die Bucht hier auf Rona, angerufen werden. Der nette Herr erklärt uns in einem fast nicht zu verstehenden schottischen Englisch, dass wir besser in der südlichen Bucht ankern sollten, da wären nicht so viele Riffe, hier wäre es zu eng. Mhhh, wir glauben ihm mal, fahren ein Stück zurück und im zweiten Versuch hält der Anker dann auch dort. Auch hier ist nicht viel Platz und das Wasser ist tief. Trotzdem bleiben wir hier und versuchen uns mit Rona anzufreunden.
Stimmt schon, die Insel ist schön und die Ankerbucht gegen Wind aus jeder Richtung gut geschützt. Rona ist vor allem anders, als die anderen Inseln und das Festland hier. Viel erinnert an die schwedischen und finnischen Schären – die Berge auf Rona sind nicht hoch und sehen genauso aus, wie die Felsen auf den Schären. Auch die Bucht ist eigentlich gemütlich – wenn es nicht so schwierig wäre zu ankern. Visitor Moorings wären hier eine gute Lösung. Es gibt tatsächlich auch hier eine Visitor Mooring, nur finden wir sie nicht auf Anhieb. Die ganze Aktion findet bei fast keinem Wind statt – trotzdem sind wir durch die Anspannung ganz schön geschafft. Bei viel Wind – lieber nicht 😉 .
Etwas später – ungefähr zwei Butterbrote und zwei Tassen Tee 😉 – fahre ich mit dem Dinghi an Land und wandere den Nachmittag über Rona. Das ist wirklich schön – tolle Ausblicke in alle Himmelsrichtungen. Die Nordspitze von Skye mit den äußeren Hebriden im Hintergrund ist ebenso zu sehen, wie die Cullins auf Skye und die beeindruckenden Berge auf dem Festland. Zwei Adler sehe ich auf dem Weg zur Church Cave, einer Grotte die an eine Kirche erinnert – zumindest das auf den Boden mit kleinen Steinen gelegte Keltische Kreuz.
Auf dem Weg zum südlichen Ende von Rona komme ich wieder mal an einer aufgegebenen Siedlung vorbei. Die Ruinen von zwei Häusern stehen noch, von mehreren anderen Häusern sind nur noch die Grundmauern da. Mich beschleicht immer wieder ein beklemmendes Gefühl, wenn ich diese verlassenen und aufgegebenen Siedlungen oder Häuser sehe – was mag damals wohl aus den Menschen geworden sein? Irgendwann im 19. Jahrhundert lebten hier auf Rona mal mehr als 100 Menschen – jetzt lebt in der Rona Lodge nur noch ein Paar, das die Insel bewirtschaftet.
Auf dem Weg zurück zu unserer Ruby Tuesday finde ich dann doch noch die Visitor Mooring – ein großer weißer Fender mit der Aufschrift „Visitor Mooring, 10 Pfund, in der Rona Lodge bezahlen“. Eine eher ungewöhnliche Visitor Mooring – wir dachten, der Fender würde ein Riff kennzeichnen 😉 .