Donnerstag, den 22.06.2017
SSW 3 Bft – 29 sm – 5h 47min – Ø 5,0kn – gesamt: 1.080 sm
Diesmal hat´s mit dem Anladen geklappt – 1 Pfund pro Person Landungsgebühr an einem Schwimmponton 🙂 , zu bezahlen in der Box, die am Steg hängt. Wir hätten tatsächlich auch an diesem Steg mit unserer Ruby Tuesday festmachen können. Das steht so nicht in den „Welcome Anchorages 2017“. Egal, wir liegen gut vor Anker und jetzt legen wir uns auch nicht mehr um.
Carbost ist ein kleines Dorf mit einer großen Whisky Distillery, einem gaaanz kleinen Shop, in dem es leider nicht einmal Obst zu kaufen gibt, einer Schule – für wie viele Schüler wohl – und einem schönen alten Pub.
Wandern kann man hier bestimmt auch ganz gut, aber das Wetter spielt nicht so richtig mit – die Berge verschwinden in den Wolken 🙁 . Aber wir wollen uns ja auch die Talisker Distillery anschauen. Hier sind schon jede Menge andere Touristen, die auch die Distillery besichtigen wollen. Entweder liegt`s an der Jahreszeit – Urlaubszeit – oder alle wollen die einzige Distillery von Skye sehen 😉 . In der Distillery ist das Besucheraufkommen gut organisiert. Alle 15 Minuten startet eine neue Besichtigungstour mit ca. 10 Personen mit anschließendem Tasting. Wir sehen bis auf einen „echten“ Arbeiter nur Mitarbeiter, die für die Touren und das „Drumherum“ zuständig sind. Wahrscheinlich verdienen die Brennereien mit den geführten Touren und den Besucher-Centren mehr, als mit ihrem Whisky-Verkauf 😉 .
Nach der Besichtigung schlendern wir noch ein bisschen durch das Dorf und trinken dann im „Old Inn“ einen Cappuccino. Dabei fragen wir den Wirt nach den Moorings für seine Gäste. Drei Moorings gibt`s noch – die großen grauen und eine kleine grüne. Die haben wir gesehen, allerdings nicht als Moorings des Pubs erkannt. Genauso geht es noch zwei weiteren Seglern, die erst zum Pub fahren, dann rumdrehen und doch ankern. Da sollte sich der Wirt doch mal überlegen, ob er die Moorings nicht kennzeichnen sollte – wäre bestimmt gut für´s Geschäft 😉 .
Auch heute morgen ist der Himmel bedeckt und alle Berge liegen in den Wolken. Ab und an kämpft sich die Sonne mal durch, aber überwiegend bleibt es grau.
Mit angenehmen 3 Bft und ganz ohne Welle segeln wir an der schroffen Westküste von Skye entlang. Sichere Ankerbuchten gib´s hier nicht mehr – alles nur für ganz ruhiges Wetter. Das werden wir aber in den nächsten Tagen nicht haben. Der Wind soll heute Nacht ziemlich heftig wehen, eher wohl stürmen. Vorhergesagt sind 7-8 Bft. Auch am Wochenende soll es viel Wind geben. Wir wollen uns in der Bucht von Canna, einer der Small Isles, verkriechen. Die Bucht ist nur nach Osten offen, das passt gut bei dem vorhergesagten Wind aus Südwest oder West. Ein paar Kreuzschläge müssen wir machen, dann sind wir in der Bucht von Canna.
Die Bucht ist klein und der Ankerplatz durch Gästemoorings eingeschränkt. Wir legen uns an eine der Moorings und hoffen, dass sie dem Sturm standhält und nicht mit uns auf Drift geht 😉 .
Wir bleiben nicht die einzigen Segler, die hier vor dem Sturm Schutz suchen. Abends sind von den 9 Moorings nur noch zwei frei. Es kachelt ganz schön – ab 20:00 Uhr geht´s so richtig los. Die Böen pfeifen mit bis zu 37kn, das sind 8 Bft, in die Bucht. Regelmäßig kontrollieren wir unsere Festmacher an der Mooring – wäre nicht so gut, wenn der Gummischutz an dem Festmacher verrutscht und der Festmacher durchscheuert. Außerdem haben wir noch einen zweiten Festmacher mit einem großen Karabinerhaken ausgebracht. Das sollte alles zusammen halten.
Da wir sowieso für mehrere Tage nach Canna wollten, passt es ganz gut, dass wir wegen des Sturms nicht weiter segeln können. Canna ist die westlichste Insel der Inselgruppe „Small Isles“. Die Insel Rum haben wir schon auf unserem Weg zu den äußeren Hebriden besucht. Die beiden anderen Inseln Eigg und Muck würden wir auch gerne noch sehen. Obwohl die Inseln nah beieinander liegen, unterscheiden sie sich sehr voneinander. Rum hat neben den grünen weiten Tälern auch noch die Black Cullins, schroffe, hohe Berge. Die gibt´s auf Canna nicht – dafür aber schöne Hügel, grün bewachsen, und hohe Klippen aus Basaltgestein.
In den nächsten beiden Tagen erkunden wir die Insel ausgiebig – Zeit genug haben wir ja 🙂 . Am Pier für die Fähre gibt es einen liebevoll-künstlerisch eingerichteten Warteraum. Man erfährt viel über die Geschichte der Insel.
Direkt daneben liegt ein Selfservice Shop „Hebridian Beauty“. Seife, Cremes und Gels duften hier um die Wette. An allen Waren stehen die Preise, man bedient sich und legt das Geld in eine Kassette.
Im Community Shop, einem kleinen Dorfladen, treffen wir zwei der drei Schülerinnen von Canna. Sie erledigen dort ihr Hausaufgaben. Die beiden erzählen uns, dass nur noch 30 Einwohner ganzjährig auf der Insel leben. Eine Bedienung gibt es in dem Shop nicht – man nimmt, was man braucht, schreibt alles in eine Liste und bezahlt. Volles Vertrauen, auch den Besuchern wird vertraut 🙂 . Hier können wir auch die Liegegebühren für unseren Mooringliegeplatz bezahlen. Direkt neben dem Community Shop liegt das Cafe´ Canna, ein gemütliches kleines Cafe´, in dem es nicht nur Kaffee oder Tee sondern auch Bier und gutes Essen gibt.
Ein Stückchen weiter können wir in einem kleinen Haus ein noch kleineres Inselmuseum besuchen. Hier war früher mal die Molkerei – heute sind noch Originalgegenstände ausgestellt und viele andere Fundstücke von der Insel. Dass Vertrauen hier groß geschrieben wird, sehen wir auch daran, dass nichts hinter Glas ausgestellt ist, sondern alles frei zugänglich ist.
Neben dem Museum gibt´s eine Toilette und eine Dusche. Für´s Duschen muss man 1 Pfund bezahlen – es muss eine neue Pfund Münze sein. Wer die nicht hat, kann in der Dusche wechseln – es hängen dort zwei kleine Tüten mit neuen und alten Pfund Münzen 🙂 .
Inselimpressionen:
Auf unserem ersten Rundgang über die Insel wollen wir auf die „Nachbarinsel“ Sanday. Die ist mit einer Brücke mit Canna verbunden. Bei Niedrigwasser kommt man auch ohne Brücke trockenen Fußes nach Sanday, bei Hochwasser verschwindet die Straße auf Sanday im Wasser. Immer am Zaun entlang bekommen wir keine nassen Füße und erreichen die Bucht, in der wir an der Mooring liegen.
Eine lange Wanderung über die Insel mache ich dann alleine – ich möchte mir die „Sehenswürdigkeiten“‚der Insel ansehen. Ein altes Gefängnis hoch oben auf einem Felsen liegt in der Nähe des Hafens an einer schönen Sandbucht.
Ein Stückchen weiter steht auf einem Hügel ein altes christliches Steinkreuz. Daneben ist ein alter Friedhof mit einer ziemlich zugewachsenen Grabstelle und zwei keltischen Kreuzen.
Immer an der Küste entlang führt der Wanderweg nach Tarbert. Das ist nicht nur eine Bucht mit steilen Klippen, an der sich das auflaufende Wasser bricht, sondern hier war vor den Clearences eine kleine Siedlung. Die Grundmauern der aufgegebenen Häuser sind immer noch gut erkennbar. 400 Menschen lebten vor den Clearences auf Canna.
Weiter geht´s bergauf – zu zwei unterirdischen Grabkammern. Wie groß sie unterirdisch sind, weiß ich nicht. Ich bin nicht reingeklettert 😉 . Aber die Eingänge sind so klein, dass ich etwas länger gebraucht habe, um sie überhaupt auf dem Hügel zu finden 😉 .
Schon eine außergewöhnliche Insel mit außergewöhnlichen Bewohnern. Die Insel gehört dem National Trust for Scotland und mit diesem zusammen arbeiten die Bewohner an der Bewirtschaftung der Insel. Scheint gut zu klappen – die Bewohner sind alle so beschäftigt, dass man kaum mal einen sieht 😉 . Wir fragen uns nur, wo sie alle arbeiten 😉 .