… haben wir auch für diesen Winter wieder in Urk festgemacht.
Auch in diesem Jahr haben wir unsere Wohnung wieder gegen Langzeitsegeln auf unserer Ruby Tuesday getauscht. Und wie in all den anderen Jahren ist die Zeit auch dieses Jahr wieder viel zu schnell vergangen. Gerne wären wir noch länger in Island geblieben – es gab noch so viel zu sehen. Aber den Rückweg nach Hause wollten wir lieber noch bei moderaten Bedingungen segeln und die sind ab Ende August ja doch nur noch eher selten gegeben 😉 . Zu den Hardcore-Seglern, die auch bei 7 Bft oder mehr gegenan lossegeln, gehören wir definitiv nicht.
Am 17.04.2016 sind wir in Urk gestartet, nachdem per Familien-Express-Lieferung endlich unser repariertes AIS-Gerät auch seinen Platz an Bord wieder eingenommen hat 😉 . Rund Island – das war unser Ziel für dieses Jahr. Drei Monate von Juni bis August, der besten Reisezeit für Island, wollten wir uns dafür Zeit nehmen. Entsprechend haben wir unseren Versicherungsschutz für das ausgeweitete Fahrgebiet abgeschlossen. Damit war klar, dass wir bis Ende Mai Zeit hatten, die Orkneys, Fair Isle, die Shetlands und die Färöer kennenzulernen.
Waren die Berge der Orkneys und der Shetlands noch eher sanft geschwungen, haben uns die Färöer schon einen tollen Vorgeschmack auf die Berge Islands gegeben. Wir haben auf allen Inseln die Zeit mit Wanderungen und Sightseeing genutzt, bis wir ein passendes Wetterfenster zum Weitersegeln hatten.
Einsam war es auf den langen Überfahrten von den Shetlands zu den Färöern und nach Island – wir haben keine anderen Schiffe gesehen oder gehört. Festgestellt haben wir dabei, dass diese langen Schläge über offenes Wasser für uns eher ein notwendiges Übel sind, um ein Ziel zu erreichen. Lieber segeln wir in Küstennähe und genießen dabei die Landschaft 🙂 .
Beeindruckend war die Kulisse Islands, die sich schon lange vor Ankunft immer deutlicher am Horizont zeigte. Schneebedeckte Berge bis fast ins Tal Ende Mai, Sonne und klare Sicht. In Djupivogur, unserem ersten Hafen auf Island, wurden wir vom Hafenmeister herzlich begrüßt – so haben wir es in allen Häfen, die wir angelaufen sind, erlebt. Immer haben wir einen Liegeplatz bekommen, Strom gab´s auch immer. Und wenn nicht, dann hat der Hafenmeister dafür gesorgt. Sanitäre Einrichtungen gibt´s allerdings in den isländischen Häfen mit Ausnahme von Patreksfjördur und Reykjavik nicht – es sind Fischerhäfen, in denen gearbeitet wird und keine Marinas. Dafür hat fast jedes Dorf ein Schwimmbad mit Hot-Pots und oft haben wir natürliche Hot-Pots gefunden 🙂 .
Vor allem in den Ostfjorden waren wir oft die Attraktion des Dorfes – die Isländer kamen mit dem Auto zu unserem Schiff, haben geguckt, manche haben sich mit uns unterhalten, und sind dann freundlich winkend wieder gefahren.
Landschaftlich ist Island grandios – Gletscher, bunte Berge aus Rhyolit-Gestein, Vulkane, viel unberührte Natur, Geothermalgebiete mit blubbernden Schlammpötten und qualmenden Bergen. Wir haben drei mal für 5 Tage und zwei mal nur für einen Tag einen Leihwagen gemietet, haben fast ganz Island umrundet und auch das Hochland auf einer „Anfängerpiste“ durchfahren. Island ohne die Landausflüge wäre nur halb so schön gewesen 😉 .
Island liegt fast am Polarkreis, d. h., dass die Nächte nicht mehr dunkel wurden. Die Sonne scheint rund um die Uhr – ein tolles Erlebnis. Die Mitternachtssonne hat ein unglaublich warmes Licht. Entsprechend angenehm waren die Nachtfahrten – meistens im Sonnenschein!
Absolute Highlights in Island waren das Segeln mit Walen im Norden und in den Westfjorden, das Ankern in den zum Teil nicht vermessenen Westfjorden und eine Wanderung am Kerlingafjöll, eines der spektakulärsten Geothermalgebiete im Hochland Islands 🙂 .
Wir hatten auf der ganzen Reise fast immer gutes Wetter – natürlich auch mal Regen und Sturm, aber meistens Sonnenschein. Zu Beginn der Reise war es eisig kalt. Die Kuchenbude ist auf längeren Schlägen zum Schutz gegen Kälte und Wind immer geschlossen geblieben. Der Teeverbrauch war riesig !
In Island haben wir den „Jahrhundertsommer“ erlebt – viel Sonne, wenig Wind und wenig Regen. Auch keine plötzlichen Wetterumschwünge – selbst die Isländer waren von diesem Sommer mehr als begeistert. Gerne hätten wir manchmal zum Segeln etwas mehr Wind gehabt. Sturmtiefs, die uns auf der ganzen Reise auch immer mal wieder erwischt haben, haben wir dann aber doch lieber in den Häfen abgewartet 😉 .
Ab Ende Juni, Anfang Juli wurde es auch auf Island richtig warm – zumindest für isländische Verhältnisse. Oft hatten wir 15°C, manchmal auch mehr als 20°C – im Schatten. Sehr angenehme Temperaturen zum Wandern!
Auf den Überfahrten von den Shetlands zu den Färöern und weiter nach Island hatten wir moderaten Wind zwischen 3 und 6 Bft, leider mussten wir aber fast die ganze Zeit einen Am-Wind-Kurs segeln, Bauch-Beine-Po-Programm inklusive 😉 . Auf dem Rückweg war der Wind etwas schwächer, dafür segelten wir dann aber auch hoch am Wind.
Alles in allem haben wir mit so guten Bedingungen und so gutem Wetter nicht gerechnet – haben es aber gerne genommen und sehr genossen!
Gerne wären wir länger in Island geblieben – ein fantastisches Land mit einer unglaublich schönen Natur und sehr freundlichen Menschen. Wäre das Wetter nicht so gut gewesen, hätten wir vielleicht einen ganz anderen Eindruck von Island. So ist der Törn nach Island für uns aber der absolute Höhepunkt unserer bisherigen Segelreisen.
Zum Schluss noch ein paar Zahlen:
Rund Island sind wir 1.450 sm vom 28.05. bis 19.08.2016 gesegelt, unterwegs waren wir vom 17.04. bis 09.09.2016 und haben 3.936 sm im Kielwasser gelassen. Von den 146 Tagen, die wir unterwegs waren, sind wir an 70 Tagen gesegelt, haben 76 Hafentage eingelegt, so viel, wie noch nie und sind 20 Nächte durchgesegelt, wobei die meisten Nachtfahrten aber taghell waren 😉 . Bevor wir nach Island gestartet sind, haben wir uns die Zeit im Ijsselmeer vertrieben und sind dort 214 sm gesegelt, nachdem wir wieder in Holland waren, sind wir noch mal 403 sm zwischen den holländischen Inseln, auf dem Ijsselmeer und dem Markermeer unterwegs gewesen. Irgendwie haben wir „die Nase nicht vollgekriegt“ – das Wetter war bis Ende Oktober einfach zu schön, um die Saison schon zu beenden 😉 .
Jetzt liegt unsere Ruby Tuesday gut vertäut in Urk im Hafen und wartet auf uns, um Silvester nach Terschelling zu segeln und dort das neue Jahr zu begrüßen 🙂 . Und im nächsten Jahr geht´s dann wirklich nach Schottland – auf den Spuren des keltischen Rings!