Vestmannaeyjar

Sonntag, den 14.08.2016 – Dienstag, den 16.08.2016

Island hat sich uns ja schon von vielen unterschiedlichen und fast immer sehr schönen Seiten gezeigt, aber die Westmännerinseln oder Vestmannaeyjar, wie sie auf isländisch heißen, sind noch mal etwas ganz Besonderes.

Vestmannaeyjar

Vestmannaeyjar

Nicht nur die Berge sind bizarr, schroff, grün bewachsen und gefallen uns damit doch sehr gut :-), sondern auch die Entstehung bzw. Vergrößerung Vestmannaeyjars ist auch für Island schon eher ausgefallen. Dass Island vulkanischen Ursprungs ist und hier sehr regelmäßig immer wieder Vulkane ausbrechen, nicht zuletzt der Eyjafjallajökull, der fast weltweit den Flugbetrieb zum Erliegen gebracht hat, wissen wir. Dass aber durch Vulkanausbrüche, die noch gar nicht so lange zurückliegen, neue Inseln entstehen bzw. Heimaey, die Hauptinsel Vestmannaeyjars vergrößert wurde, ist doch schon eher außergewöhnlich. Vestmannaeyjar ist 5.000 bis 8.000 Jahre alt, die jüngste Insel Surtsey entstand aber erst 1963 – 1967 durch einen Vulkanausbruch unter dem Meer. Am 23.Januar 1973 brach im Osten der Insel Heimaey ein 1.660 m langer Riss auf, aus dem Lavafontänen bis zu 300 m in die Höhe schossen, Lavabrocken flogen umher und zerstörten viele Gebäude. Das Dorf wurde unter vulkanischer Asche begraben. Lavaströme ergossen sich im  Osten ins Meer. Die 5.300 Bewohner der Insel konnten in einer einmaligen Rettungsaktion innerhalb von wenigen Stunden zum Festland gebracht werden. Wegen schlechten Wetters war die komplette Fischereiflotte im Hafen, die dann zur Evakuierung eingesetzt wurde. Niemand kam bei dem Vulkanausbruch um´s Leben. Die Ausbrüche dauerten 5 Monate, dann kehrte wieder Ruhe ein und die Inselbewohner kehrten zum großen Teil nach Vestmannaeyjar zurück. Die Lavaströme drohten die Hafeneinfahrt zu versperren, ohne Hafen wäre die Existenzgrundlage der Inselbewohner verloren gegangen. Mit starken Pumpen spritzte man Meerwasser auf die glühende Lava, konnte diese abkühlen und zum Stehen bringen. Die Hafeneinfahrt ist heute wesentlich schmaler, als vor dem Ausbruch, reicht aber immer noch für die großen Trawler. Vestmannaeyjar ist nun um einen Vulkan reicher und der Hafen ist durch die Lavamassen ganz natürlich vor den starken Ostwinden geschützt 🙂 .

Das alles haben wir uns im Eldheimar-Museum angesehen. Viele Bilder und Filme zeigen das Leben vor dem Vulkanausbruch, den Ausbruch, die Flucht und die Zerstörungen durch die Lava. Mittelpunkt des Museums ist die inzwischen wieder ausgegrabene Ruine eines Wohnhauses. Auch auf dem Museumsgelände gräbt man verschüttete Häuser wieder aus.

Mittelpunkt des Museums - die verschüttete Ruine eines Wohnhauses

Mittelpunkt des Museums – die verschüttete Ruine eines Wohnhauses

Foto vom Vulkansausbruch 1973 aus dem Museum

Foto vom Vulkansausbruch 1973 aus dem Museum

Ausgrabungen auf dem Museumsgelände

Ausgrabungen auf dem Museumsgelände

Nach dem Museumsbesuch hört dann auch der Regen auf und wir steigen auf den neuen Vulkan Eldfell. Nicht nur die schöne Aussicht auf Vestmannaeyjar beeindruckt uns, sondern auch die verschiedenen Farbtöne der Lava und die Pflanzen, die an vielen Stellen darauf schon wieder wachsen.

 

Überall wächst schon wieder "Grünzeugs"

Überall wächst schon wieder „Grünzeugs“

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Eldfell mit roter Lava und „Grünzeugs“

Eldfell

Weg zum Kraterrand vom Eldfell

Eldfell

Eldfell

Ganz überrascht sind wir dann, als wir auf dem oberen Kraterrand feststellen, dass an vielen Stellen heiße Luft aus dem Boden strömt. Große Flächen des Bodens sind kurz nach dem Regen schon wieder trocken – auch hier ist der Boden warm. Kaum zu fassen, dass auch 40 Jahre nach dem Ausbruch die Lava immer noch nicht ganz abgekühlt ist.

Löcher auf dem Kraterrand ...

Löcher auf dem Kraterrand …

... es ist so heiß, dass die Plastikflsche darin geschmolzen ist.

… es ist so heiß, dass die Plastikflasche darin geschmolzen ist.

Ebenso wenig ist es für uns vorstellbar, auf so einem „Pulverfass“ ständig zu wohnen. Der Hafenmeister meint dazu nur, dass er einfach nicht darüber nachdenke 🙂 .

Die Berge von Vestmannaeyjar reizen natürlich auch zum Wandern – mich mehr, als Peter 😉 . So mache ich mich denn alleine auf den Weg. Durch den Ort geht´s zum Campingplatz, der sehr schön in einer Talmulde am Fuße des Blátindurs liegt.

Campingplatz von Vertsmannaeyjar

Campingplatz von Vestmannaeyjar – gut getarnt zwischen den Holzhäusern

Von hier führt der Wanderweg ziemlich steil bergan, immer mit einer tollen Aussicht auf den Ort. Vom Grat kann man dann auch die Inseln auf der anderen Seite des Blátindurs sehen.

Irgendwo hier geht´s rauf

Irgendwo hier geht´s rauf

Hierhin kommt man nur zu Fuß - keine Anlegemöglichkeit in der Brandung

Hierhin kommt man nur zu Fuß – keine Anlegemöglichkeit in der Brandung

Vestmannaeyjar

Vestmannaeyjar

Durch den vielen Wind der letzten Tage donnert die Brandung gegen die Felsen.

Ganz schön starke Brandung

Ganz schön starke Brandung

Ein schmaler Pfad zieht sich am doch eher steilen Hang entlang – manchmal muss ich tief durchatmen, bevor es weiter geht 😉 . Noch mal ein steiles Stück bergauf, dann habe ich den Gipfel erreicht – jetzt muss ich nur noch bergab auf der anderen Seite 😉 . Das geht leichter als gedacht und viel zu schnell bin ich wieder am Hafen.

Ruby Tuesday in Vestmannaeyjar

Ruby Tuesday in Vestmannaeyjar

Neben Museumbesuch, wandern, einkaufen, kochen und Brot backen haben wir ständig einen Blick auf die Windentwicklung. Könnte besser sein 🙁 . Um zu den Färöern zu segeln, reicht der Wind nicht aus. Die Richtung stimmt nicht wirklich und die Stärke schon gar nicht. Erst wenig Wind, dann Flaute, dann viel Wind gegenan. Motoren wollen wir nun nicht unbedingt – schließlich sind wir ein Segelboot 😉 . Ein gutes Wetterfenster für 3-3,5 Tage zu finden, ist bei den doch sehr schnell wechselnden Wetterverhältnissen hier nicht so ganz einfach. Wir segeln jetzt erst mal an der Südostküste von Island entlang und werden Höfen oder Djúpivogur, unseren ersten Hafen hier im Mai, ansteuern. Von dort ist der Weg zu den Färöern mehr als 100 sm kürzer – der Wind muss dann nur für 2 Tage passen 🙂 .

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