Freitag, den 12.08.2016 – Samstag, den 13.08.2016
NE-N-NW-W 3-4 Bft – 115sm – 29h 40min – Ø 3,9kn – gesamt: 2.569sm
Perfekt ist der Wind für die Fahrt nach Vestmannaeyjar nicht – die Windrichtung ist gut, aber es ist nicht viel Wind. Wir starten mit Wind aus Nordost – raumer Wind und mit 3 Bft viel zu wenig, um zu segeln. Also müssen wir erst mal ein paar Stunden motoren, bevor der Wind auf 4 Bft zunimmt und auf Nord dreht. An der Nordspitze von Reykjanes sind wir passend zu Hochwasser, so dass wir mit ablaufendem Wasser und Wind von hinten an der Küste entlang segeln und nach 6 Stunden zu Stillzeit an der Südspitze von Reykjanes sind. Wir haben eine ziemlich hohe Dünung, die von schräg vorne kommt. Das Kap Reykjanes – wieder eines dieser Kaps, bei dem bei schlechten Wetterbedingungen Overfalls auftreten können – passieren wir ziemlich nah unter Land. Die Wellen sind etwas höher, als vorher, die Brandung klatscht heftig an die Klippen. Wir sehen hinter dem Leuchtturm die Dampfwolken vom Geothermalgebiet, das die Blaue Lagune mit warmem Wasser speist.
Nachdem wir das Kap passiert haben, nimmt die Wellenhöhe ab und die Wellen kommen jetzt von schräg hinten. Nur der Wind wird nicht mehr. 4 Bft reichen nicht bei raumem Wind, um zügig voran zu kommen. So schleichen wir manchmal nur mit 2,5 kn Fahrt gegen die Strömung, dann wieder mit 4,5 kn Fahrt mit der Strömung den Westmännerinseln entgegen. Wir könnten ja auch motoren, dann wären wir viel schneller. Aber wenn wir motoren, brauchen wir natürlich Diesel. Nur ist es auf Island gar nicht so einfach, einen leeren Dieseltank wieder aufzufüllen. Die meisten Tankstellen sind nur für Fischer – man braucht einen speziellen Chip, den nur die Fischer haben, um den günstigen Diesel tanken zu können. Normale Kreditkarten nehmen diese Tankstellen nicht. Bisher hatten wir zwei mal mit Hilfe von Fischern tanken können – aber darauf wollen wir uns nicht verlassen, dass das auch auf den Westmännerinseln wieder klappt.Und wir wollen auf jeden Fall mit vollem Tank Richtung Färöern starten. Wenn wir mit Kanistern den Diesel von der Straßentankstelle schleppen müssen, sollte das möglichst wenig sein. Deshalb die Schleichfahrt mit vollem Tank 😉 .
Bei unserer letzten Nachtfahrt wurde es schon etwas dämmrig – so lange liegt das noch gar nicht zurück. Jetzt ist die Nacht schwarz – keine Sterne, kein Mond, alles hinter Wolken versteckt. Die sonnenhellen Nächte haben uns doch wesentlich besser gefallen 😉 .
Der neue Tag beginnt dann mit einem tollen Sonnenaufgang!
Geduldig segeln wir weiter – es dauert noch ein paar Stunden, dann sehen wir die Westmännerinseln am Horizont.
Nach ein paar weiteren Stunden sind wir fast da und von den bizarren Bergen beeindruckt.
Die Ansteuerung des Hafens ist ebenfalls beeindruckend. 1973 ist hier ein Vulkan ausgebrochen und die Lava ist bis in die Hafeneinfahrt geflossen. Nur eine ziemlich enge Durchfahrt zwischen Lavafeld auf der einen Seite und Bergen auf der anderen Seite konnte offengehalten werden. Zum Glück gibt´s ja Fahrwassertonnen – das Ende des Lavafeldes ist mit einer roten Tonne gekennzeichnet 🙂
Wir sind nicht das einzige Segelschiff im Hafen – ein Franzose liegt schon an der Kaimauer. Der Schwimmsteg, der auch nur für ein Schiff reicht, ist noch frei, daran machen wir fest. Später kommt noch ein Däne, ein Norweger und noch später ein deutscher Katamaran. Alle warten jetzt auf passendes Wetter, um zu den Färöern zu segeln. Für die nächsten zwei Tage ist erst mal Starkwind aus Südost angesagt – so schnell werden wir von hier nicht weitersegeln 🙂 .