Donnerstag, den 09.06.2016 – Montag, den 13.06.2016
Mit jeder Menge neuer Eindrücke sind wir nach fünf Tagen an Bord unserer Ruby Tuesday zurück. In den fünf Tagen sind wir zur Südostküste bis zum Skaftafell Nationalpark gefahren, haben uns die Ostfjorde, die wir ja schon vom Wasser kennen, auch vom Land angesehen und haben schon mal einen Abstecher nach Norden gemacht in die Nähe des Mývatn-Gebiets. Island ist toll – richtig toll! Haben wir es schon seit geraumer Zeit geahnt, jetzt wissen wir´s: Island hat zwei neue Fans 🙂 .
Donnerstag, 09.06.2016
Los geht´s mit einem Nissan Auris, genug Platz für uns, unsere Schlafsäcke und auch noch ein bisschen Proviant 😉 . Ein Allrad angetriebenes Auto wollen wir erst demnächst mal ausprobieren, um in´s Hochland zu kommen, oder aber auch nur, um auch mal über Pisten, die nicht mit einem normalen Auto befahren werden dürfen, zu fahren. Jetzt sind das Hochland und viele Pisten wegen der Schneeschmelze noch geschlossen.
Wir wollen heute bis zur Südostküste Islands fahren, die ganz vom Vatnajökull, den größten Gletscher Europas, beherrscht wird. Ziemlich ambitioniert, da bleibt nicht ganz so viel Zeit, auszusteigen, zu laufen oder etwas zu besichtigen. Aber wir machen ja „Landschafts-Sightseeing“ beim Fahren und auch das ist ganz schön beeindruckend.
Vopnafjörður verlassen wir noch auf einer asphaltierten Straße, dann sind wir ehe wir uns versehen, auf einer Schotterpiste, die durch ein breites Flussdelta führt.
Die Flüsse sind gut mit Wasser gefüllt – es ist Schneeschmelze. Dennoch liegt der Schnee oft noch bis an den Straßenrand – nicht als geschlossene Schneedecke, aber große Schneefelder. Die Landschaft ist grün, dann wieder karg, wie eine Steinwüste. Hinter jeder Biegung sieht es wieder anders aus. Wir sehen unzählige Wasserfälle, schneebedeckte Berge am Horizont und fahren kilometerlang durch das Jökulsdalur an einem Canyon entlang.
In Egilsstaðir überqueren wir den Lögurinn-See, an dessen Ufer ein ziemlich altes, vermutlich nicht mehr in Betrieb befindliches Ausflugsschiff liegt.
Weiter geht es durch flache Landschaft, grün, sanft hügelig, mit Wald rechts und links der Straße – sieht fast aus wie in Oberstdorf 🙂 . Plötzlich steht eine Herde Rentiere auf der Straße – sehr viel scheuer, als die Rentiere in Finnland flüchten sie auf eine nahe Wiese.
30km nach Egilsstaðir wird die Ringstraße zur Schotterpiste – was für ein Staub! Sie teilt sich in zwei unterschiedliche Strecken – eine längere direkt an den Ostfjorden entlang und eine kürzere, mit 17 Prozent Gefälle. Wir nehmen die kürzere, immer entlang an einem Fluss mit viel Schnee.
Die Gefällestücke sind ganz schön steil – im Auto kein Problem, aber uns kommt ein Radfahrer entgegen. Tauschen möchten wir nicht 😉 .
Nach einer weiteren Biegung öffnet sich der Blick zum Bórufjörður und zum Atlantik – wir fahren nach Djúpivogur und machen dort Mittagspause.
Ab jetzt geht´s entlang der Küste – Seenebel zieht in die Fjorde und die Berge hoch.
Dann sind wieder Strecken mit ganz klarer Sicht. Rechts der Straße sind Berge wie riesige Geröllhalden, links ist schwarzer Sandstrand.
Wir überqueren unglaublich große Mündungsdelta von den Gletscherflüssen. Der Vatnajökull mit seinen vielen Gletscherzungen, die sich durch die Bergtäler schieben, liegt vor uns – die Küste weicht immer weiter zurück.
Viel flaches Land und grüne Wiesen zwischen den Gletscherflüssen ziehen sich von der Straße bis zum Wasser.
Am Jökulsárlón, einem Gletschersee, auf dem Eisberge unterschiedlichster Größe und Farbe treiben, machen wir eine Bootstour mit einem Amphibienfahrzeug. Fast bis zum Greifen nahe kommen wir an die Eisberge. Fantastisch – die Sonne blitzt immer mal wieder durch die Wolken.
Der Breiðamerkurjökull, eine Gletscherzunge des Vatnajökull, kalbt in den Gletschersee, haushohe Eisberge brechen vom Gletscher ab und schwimmen auf dem Gletschersee.
Die Eisberge treiben langsam auf dem Gletscherfluss zum Meer. Nur ein Siebtel der Eisberge schwimmt über der Wasseroberfläche, sechs Siebtel sind unter Wasser. Kaum vorstellbar, wie riesig die Eisberge tatsächlich sind. Wie überall schmelzen auch hier die Gletscher. Bis vor 110 Jahren reichte die Gletscherzunge noch bis 250 Meter an´s Meer ran, heute trennt eine 2,5 km breite Moräne – der Breiðamerkursandur den Gletscher vom Atlantik. Das sind mit Moränen durchsetzte Sand- und Geröllfelder, die durch die immer wieder auftretenden Gletscherläufe entstehen.
Wir fahren noch bis zum Skaftafell Nationalpark, wo wir morgen ein bisschen wandern wollen. Hier finden wir in Svinafell in einem Guesthouse mit Campingplatz eine schöne gemütliche Unterkunft für die Nacht. Ganz ruhig am Fuße der Berge und rund um grüne Wiesen.
Freitag, 10.06.2016
Eigentlich wollen wir im Skaftafell Nationalpark nur zum Svartifoss wandern – nicht viel mehr als zwei Stunden. Aber als wir am Visitor-Center parken, lesen wir, dass hier geführte Gletschertouren angeboten werden. 3,5 Stunden wandern, davon mindestens 1,5 Stunden auf dem Gletscher. Das wär doch mal was. Peter muss ich zu seinem Glück ein kleines bisschen zwingen, aber dann sind wir uns doch einig. Um 09:15 geht´s los. Erst fahren wir mit einem Kleintransporter in die Nähe des Gletschers, dann wandern wir bis zur Gletscherzunge und ziehen die Steigeisen an. Bewaffnet mit einer Eisaxt steigen wir auf den Gletscher. Unsere Gruppe ist mit 8 Leuten eher klein und so bekommen wir viel zu sehen. Und das Wetter spielt auch mit. Die Wolkendecke reißt auf und gibt einen phantastischen Blick auf blaues Gletschereis frei.
Die Gletscher in Island sind durch die vielen Vulkanausbrüche nicht nur weiß oder blau, sondern es gibt viele schwarze Schichten. Sieht nicht immer so schön aus, ist aber wirklich interessant.
Bevor wir den Fuß der Gletscherzunge erreichen, müssen wir durch schwarze Geröllfelder laufen. Der Weg ist nicht jeden Tag der Gleiche – er ändert sich durch das Wasser des Gletscherflusses. Wenn der sich einen anderen Weg sucht, wird auch schon mal der Wanderweg weggespült, oder Brücken über den Gletscherfluss müssen an andere Stelle wieder aufgebaut werden.
Unser Guide zeigt uns Gletscherlöcher, kleine Spalten und ganz interessant – Gletschermäuse. Moossamen werden durch den Wind von den Wiesen auf den Gletscher geweht, setzten sich auf kleine Steine oder Felsstückchen und wachsen – in 20 Jahren haben sie einen Durchmesser von ca. 10cm. 40 Jahre brauchen sie, bis das Moos rundum gewachsen ist. Eine Tour, die sich wirklich gelohnt hat!
Nach der Gletschertour wandern wir dann doch auch noch zum Svartifoss, den „schwarzen Wasserfall“. Der heißt nicht so, weil vielleicht das Wasser von der Vulkanasche schwarz ist, sondern weil er von schwarzen Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen angeordnet sind, umgeben ist. Ein beeindruckendes Bild.
Zurück zum Besucherzentrum laufen wir dann oberhalb einer Schlucht mit mehreren Wasserfällen. Hier ist nicht so viel Betrieb, wie auf dem Hinweg. Der Skaftafell Nationalpark und der Vatnajökull, der größte Gletscher Europas, gehören zu den touristischen Highlights an der Südostküste – entsprechend viel ist hier los.
Die drei Ausflüge gestern und heute inmitten so vieler anderer Touristen reichen uns – wir freuen uns jetzt auf die Ostfjorde, die wir ja von der Wasserseite zum Teil schon kennen. Nachmittags fahren wir dann auf der Ringstraße zurück. Heute haben wir keinen Seenebel, dafür liegen die Berge in den Wolken. Gestern war´s umgekehrt.
In Höfen treffen wir einen jungen Einradfahrer, der mit seinem Rad 6 Monate durch Island, Norwegen, Schweden, Finnland und das Baltikum fahren will. Unglaublich!
Kurz hinter Djúpiv0gur sehen wir einen Hinweis auf ein Guesthouse im Fossadalur – dem Wasserfalltal. Erst geht´s eine ziemlich steile Schotterpiste hoch, dann sehen wir das kleine Gästehaus mit Campingplatz.
Das Hochtal breitet sich hinter dem Gästehaus aus, davor rauscht ein Fluss, der ziemlich viel Wasser führt – und sonst ist hier nichts. Mit uns kommen zwei Franzosen an, die auf dem Campingplatz zelten, in dem Gästehaus sind wir alleine.
Nach dem Abendessen muss ich dann aber doch noch ein Stück in das Hochtal laufen. Immer am Fluss entlang, mal durch kleine Bäche, die von den Bergen runter kommen, vorbei an einigen Wasserfällen ist das ein schöner Tagesabschluss.
Samstag, 11.06.2016
Das Wetter sieht heute nicht ganz so gut aus – die Berggipfel verstecken sich in den Wolken, Dunst liegt über dem Fjord und manchmal nieselt es auch ein bisschen.
Wir fahren weiter zu den Ostfjorden, die wir ja schon vom Wasser aus gesehen haben. Vorbei an der Breiðdalsvik, an Stöðvarfjörður und an Fáskruðsfjörður fahren wir zum Reyðarlfjörður – immer am Wasser entlang.
Ab hier ist Sackgasse – aber wir machen noch einen Abstecher in´s Isländische Skigebiet Oddskarð. In Serpentinen geht´s den Pass hoch, aber von dem Skigebiet sehen wir nichts – wir fahren schon lange vor dem Skigebiet durch die Wolken. Unheimlich wird das in einem einspurigen Tunnel, der sehr schlecht beleuchtet ist. Der Nebel wird richtig in den Tunnel reingesaugt.
Auch auf der anderen Seite des Tunnels sehen wir nichts – hier sollten wir eigentlich auf Neskaupstaður gucken können. Alles liegt in den Wolken 🙁 . Wir drehen rum und fahren bis zum Ort Reyðarlfjörður zurück. Hier verlassen wir die Ostfjorde und fahren durch das weite Tal Fagridalur Richtung Egilsstraðir. Dort wollen wir in das Gebiet Flótsdalsherað. Wir fahren noch nicht lange durch das Tal Fagridalur, da reißt plötzlich der Himmel auf und wir haben schönstes Sommerwetter. Es wird richtig warm 🙂 . Hinter uns liegt alles in den Wolken, vor uns breitet sich der Lögurinn-See in der Sonne aus.
Bekannt ist die Gegend hier nicht nur für das milde Klima, sondern hier gibt es einen für Isländische Verhältnisse ziemlich großen Birken- und Lärchenwald. Der See wird von hohen Bergen eingerahmt und liegt in einem großen Tal. Erinnert wieder mal viel an Oberstdorf mit den schönen Hochtälern. Ist hier eher eine liebliche Landschaft 🙂 .
Im Visitor-Center erkundigen wir uns nach den Straßenverhältnissen. Wir wollen zum Kárahnjúkar-Stausee und von dort auch gerne noch ein bisschen weiter. Nur die Straße bis zum Stausee ist befahrbar, alle andern Pisten sind wegen der Schneeschmelze noch geschlossen. Gut, bis zum Stausee können wir fahren. Steil geht es in Serpentinen 600 Meter den Berg hoch zur Fljótsheiði und dann sind wir im Hochland – wir fahren bis zum Stausee auf einer asphaltierten Straßen, haben rechts und links der Straße aber hohen Schnee, Schneewehen in den Flüssen und ziemlich viel Wasser, dass noch nicht abgelaufen ist. Am Horizont liegen in der Sonne die Gletscher, der Snæfell und der Vatnajökull. Ein unglaubliches Panorama, eine Landschaft, wie wir sie so noch nicht gesehen haben. Die Straße muss wohl asphaltiert und mindestens 1 – 1,5 Meter höher gelegt sein, um immer zum Stausee zu gelangen, Schotterpisten wären wohl längst abgesoffen.
Der Kárahnjúkar-Stausee ist 57km² groß, das Kraftwerk liefert Strom für das Aluminiumschmelzwerk in Reyðarlfjörður. Ein ziemlich umstrittenes Projekt, da der Lebensraum vieler Tiere durch den See zerstört wird. Der Stausee ist fast leer, erst im August wird er wieder gefüllt. Sieht trotzdem schön aus, denn das Wasser, dass noch im See ist, ist gefroren.
Auf der anderen Seite der Staumauer blicken wir in einen gigantischen Canyon. Eigentlich sollte hier auch Wasser durchfließen – das wird aber in unterirdischen Tunneln zum Kraftwerk geleitet. Nur wenn im Sommer der See gefüllt wird und das Wasser in den Überlauf fließt, fließt auch wieder Wasser durch den Canyon.
Der Rückweg durch das Hochtal ist mindestens genauso schön, wie der Hinweg.
Eigentlich ist es schon ziemlich spät, als wir wieder unten am See ankommen, aber auf dem Weg liegt noch der Hengifoss, ein 198 Meter hoher Wasserfall. Knapp eine Stunde wandern wir dann noch recht steil bergauf, um ganz in die Nähe des Wasserfalls zu kommen. Uns kommen noch ziemlich viele Leute entgegen – der Hengifoss gehört offensichtlich zu den Highlights, die man sehen sollte. Am Wasserfall sind wir dann aber alleine. Fast bedrückend ist die Atmosphäre hier. Hohe, dunkle Berge, die Sonne scheint nicht mehr in das Tal. Und trotzdem ist es faszinierend 🙂 .
Jetzt fehlt uns eigentlich nur noch ein Bett für die Nacht. Das finden wir dann in einem Gästehaus direkt am Ende des Lögurinn-Sees. Diesmal sind wir nicht alleine, das Haus hat drei Zimmer und die sind alle belegt.
Sonntag, 12.06.2016
Weiter geht´s in nördliche Richtung. Eigentlich wollen wir uns den Mývatn, die vielen Vulkankrater, Lavaformationen und die Geothermalgebiete mit Schlammpötten und Schwefeldämpfen ansehen. Aber dafür ist uns die restliche Zeit dann doch zu kurz. Das verschieben wir auf einen weiteren Landausflug, wenn wir an der Nordküste in Húsavik oder Akureyri festmachen.
Stattdessen fahren wir zum Dettifoss und nach Ásbyrgi. Anfangs haben wir auf der Ringstraße noch eine ganz gute Sicht, dann verschlechtert sich das Wetter, die Sonne bleibt hinter uns.
Über der Hochebene, die wir durchfahren, liegt eine dicke Wolkendecke. Die Landschaft ist karg, schwarze Lavaberge mit Schneefeldern – fast wie auf einer Kohlenhalde. Dazwischen sehen wir mal wieder etwas grünen steppenartigen Bewuchs, der mit einer Mondlandschaft abwechselt. Alles mehr oder weniger schön, auf jeden Fall aber immer sehr beeindruckend.
Durch die dünenartige Hochebene Hólssandur geht es dann über eine ganz schlechte Schotterstraße zum Dettifoss, dem größten Wasserfall Europas. Wir werden auf der Schotterpiste durchgerüttelt, wie auf einem Waschbrett. Eine absolute Marterstrecke für das Auto 🙁 .
In der Hochebene gibt es Pflanzen, die aussehen, wie Strandhafer, Moose und Flechten. Unvermittelt ändert sich das Bild in eine Steinwüste mit dicken Felsbrocken und einzelnen, großen Steinhaufen.
Zum Dettifoss müssen wir noch einen kurzen Weg mit einem Schneefeld runterlaufen.
Dann sehen wir diese gigantischen Wassermassen, die sich mit lautem Getöse und viel Wassersstaub in die tiefe Schlucht stürzen. Der Dettifoss ist einer von vier Wasserfällen des Flusses Jökulsá á Fjöllum, einem gewaltigen Gletscherfluss, der am Nordrand das Vatnajökull aus Schmelzwasser entsteht und nicht nur viel Wasser mitbringt, sondern auch große Mengen Geröll und Sand. Vor mehr als 4.000 Jahren hat das Wasser in mehreren riesigen Gletscherläufen eine 23 km lange, 500 Meter breite und bis zu 120 Meter tiefe canyonartige Schlucht in das Lavagestein gefräst. Unbeschreiblich, wie hier trübes, grau-braunes Gletscherwasser auf einer Breite von fast 100 Metern 44 Meter in die Tiefe stürzt.
Ein paar Kilometer weiter, laufen wir auf dem oberen Canyonrand zum Hafragilsfoss, der nur 27 Meter in die Schlucht fällt.
Hier haben wir einen fantastischen Blick nach Norden in die tiefe Schlucht des Canyons.
Hier können wir auch sehen, wie sich klares Wasser eines Bergbaches mit dem grau-braunen Gletscherwasser mischt. Rund um einen vom Wasser spiegelglatt geschliffenen pechschwarzen Felsen aus Obsidianlava wirbelt die Wassermischung.
Ganz besonders fasziniert uns auch das rote Lavagestein, durch das unser schmaler Wanderpfad führt. Auch die Schotterpiste führt über einen ziemlich bunten Berg – gelber Sand auf der Straße, rote Lava rechts und links, ein paar lila Blumen und vor allem tiefe Schlaglöcher 🙁 .
Ein paar Kilometer weiter wird die Landschaft grün, sanft hügelig, die Sonne scheint und wir können bis zum Atlantik gucken 🙂 . Auch ein paar Schafe laufen mal wieder über Straße.
Wir fahren weiter nach Ásbyrgi, einer hufeisenförmigen Felsformation. Die Felsen erheben sich bis zu 100 Meter hoch, dazwischen ist eine 6km lange und einige hundert Meter breite Ebene, die mit Birken und Wiese bewachsen ist. Am Scheitel des Hufeisens ist ein romantischer See mit seltenen Vogelarten, die in der hohen Felswand brüten.
Die hufeisenförmige Schlucht wird von dem 90 Meter hohen Felsen Eyjan geteilt. Entstanden ist diese beeindruckende Schlucht durch den Fluss Jökulsá á Fjöllum, der hier vor vielen Jahren mal ins Meer stürzte, jetzt aber weiter im Osten fließt. Ursprünglich gab es mal auf beiden Seiten des Felsen Eyjan zwei Wasserfälle, deren Fallkanten sich durch Erosion immer weiter flussaufwärts verlagerten und sich dann zu einem Wasserfall vereinigten. Gigantische Naturgewalten!!
Sehr beeindruckend ist Ásbyrgi auch von der Felskante 🙂 . Ein Wanderweg führt bis zum Scheitel der Schlucht, durch Birken, Wiesen, Wacholder und auch Blaubeerbüschen. Die Sicht ist schon toll, aber das Gefühl in einem Hufeisen zu stehen, ist unten am See doch viel intensiver.
In einem großen Bogen fahren wir über die gut asphaltierte Straße 85 🙂 nach Hause zu unserer Ruby Tuesday. Vorbei am Mündungsdelta des Jökulsá á Fjöllum geht´s Richtung Kopasker. Im Wasser des Flusses – vielleicht ist es auch ein See im Mündungsdelta, sehen wir so etwas wie eine Hallig. Dorthin führt eine sehr wackelige Brücke, über die wohl nur Quads oder Fahrräder fahren. Für Autos ist sie auf jeden Fall zu schmal.
Am Ufer sehen wir schwarzen Strand und türkisfarbenes Wasser. Das erwarten wir hier nicht wirklich 😉 .
Vor uns liegt die Halbinsel Melrakkaslétta, die am dünnsten besiedelte Fläche Islands. Unfruchtbar und überwiegend flach ist die Landschaft von Mooren und Tundra bedeckt. Schneestürme haben hier freie Bahn. Wir fahren nicht über die Küstenstraße, sondern queren die Halbinsel in östliche Richtung über die Hólaheidi. Kein Baum, kein Strauch, aber eine ganz neue, super asphaltierte Straße – für wen nur? Uns begegnet kein Auto. Ein paar Seen sehen wir, bis das Wetter nach ca. der Hälfte der Querung wieder schlecht wird. Wieder mal eine Wetterscheide 😉 . Zwei Abstecher machen wir noch zu den nächsten Häfen, die wir vielleicht anlaufen könnten. Þórshöfen ist ein größerer Fischerhafen, in dem wir wohl gut unterkommen können, Bakkafjörður ist ein netter Ort, hat aber nur einen alten, komplett heruntergekommenen Betonquai in Ortsnähe und in 5km Entfernung einen kleinen Fischerhafen. Das wäre nicht unbedingt unsere erste Wahl 😉 .
Zum Schluss unserer Landtour machen wir noch an Islands ältester Holzkirche halt – erbaut 1845 und 1962 renoviert. In der Kirche gibt es tatsächlich gepolsterte Sitzbänke 😉 .
Für die nächste Nacht müssen wir keine Unterkunft mehr suchen – unsere Ruby Tuesday wartet auf uns und liegt wohlbehalten am Schwimmsteg. Schön, nach so einer langen Tour wieder nach Hause zu kommen 🙂 .
Montag, 13.06.2016
Den letzten Tag mit Auto nutzen wir zum Einkaufen ohne Schleppen 🙂 . Sehr angenehm. Nachdem wir auf unserem Schiff wieder alle Systeme zum Laufen gebracht haben, machen wir auch noch eine kleine Tour in die nähere Umgebung. In dem Flyer des Ortes Vopnafjörður wird u. a. ein Besuch der alten Farm Burstafell und auch des Freibades am Fluss empfohlen. Nach Burstafell sind es 17km nach Westen, zum Freibad 12km nach Norden – one way. Die laufen wir mal nicht so eben ;-), mit dem Auto ist es aber nur ein kurzer Ausflug.
Burstafell ist einer der schönsten und am besten erhaltenen Grassodenhöfe Islands – so lesen wir es zumindest im Flyer. Die ältesten der sechs kleinen Torfhäuschen stammen von 1769, die neueren von 1850. Sie haben rote Holzfassaden und sind grasgedeckt.
In den Häusern wird gezeigt, wie das Leben der Bewohner langsam immer komfortabler wurde und sich an die Moderne angepasst hat. Es gibt drei Küchen, je nach alter der Gebäude ist die Ausstattung entsprechend. Die älteste Küche hat eine offen Feuerstelle, die neueste Küche ist von 1944 und hat einen „modernen“ Ofen mit Waffeleisen. Es wurden weitere Neuerungen eingeführt – eine zentrale Heizung und eine Waschmaschine. Ein Generator sorgte für den nötigen Strom.
Eine nette junge Isländerin führt uns durch das Museum und erzählt uns viel über das Leben der Hausbewohner, erklärt uns die einzelnen Möbelstücke und erzählt auch Geschichten über die Bewohner. Die Farm ist von Anfang an in Familienbesitz, 1943 verkaufte der damalige Besitzer die Farm allerdings an den Isländischen Staat mit der Auflage, ein Museum einzurichten. Trotz des Museumsbetriebes blieb die Familie in den Torfhäuschen wohnen. Alle Räume, bis auf das Schlafzimmer, waren für die Öffentlichkeit zugänglich. Erst 1963 verließ die Familie die Farm und ist nebenan in einen Neubau gezogen. Der Kuhstall wurde bis 1978 noch genutzt. In den alten Torfhäusern ist alles original erhalten – so wie dort bis zuletzt gelebt wurde. Ein sehr liebevoll gestaltetes Museum! Auch die junge Isländerin ist mit Herzblut bei der Sache – sie ist die Freundin des Sohnes eines der Kinder der Familie.
Den Nachmittag verbringen wir dann in dem Freibad am Fluss – bei 7°C Lufttemperatur 😉 . Das Bad haben wir für uns alleine. Trotz der kalten Luft ist es nicht kalt – weder das Schwimmbecken und schon gar nicht der Hot Pot, der immerhin 40°C hat. Echt super, so etwas bräuchten wir in Essen auch!!