Montag, 17.08.2015
SE 2 später N 2 Bft – 26,0 sm – 6h 16min – Ø 4,1 kn – gesamt: 2.826,0 sm
Endlich haben wir Sommer – gewartet haben wir darauf ja lange genug. Zum ersten Mal ziehe ich heute eine dreiviertel lange Sommerhose an. Wenn das so weiter geht, müssen morgen die Shorts dran glauben 🙂 .
Gestern Abend ist spät noch ein australisches Aluschiff, mindestens 45 Fuß lang, mit Franzosen an Bord an den Steg gekommen. Das Schiff hat ein Hubschwert, wie eine Jolle, nur viel größer und länger. Ca. 1 Meter von diesem Schwert haben sich die Franzosen gestern an einem Felsen abgefahren. Vor einer kleinen Insel haben sie einen Elch beobachtet und dabei nicht mehr auf die Tiefe geachtet. Das abgelöste Teil haben die Franzosen aufgefischt, längsseits angelascht und sind jetzt in Rørvik, um das Schwert zu reparieren. Das erfahren wir bei einem echt netten Gespräch auf dem Steg, nachdem die Segler das Schwert mit einigen Tampen und ganz viel Ruhe aus dem Schwertkasten geholt, umgedreht und wieder in den Schwertkasten gesteckt haben, so dass die Bruchstelle jetzt freiliegt.
Anfang September wollen die Franzosen in Brest sein – mit ihrem Schiff, nicht mit einem Flugzeug 😉 . Anfang Dezember will der Skipper dann sein Schiff schon nach Patagonien gesegelt haben. Ganz schön ambitioniert – vor allem vor dem Hintergrund, dass der Skipper uns erzählt, er sei schon 66 Jahre und gestern sei ihm zu viel Wind gewesen, das bräuchte er jetzt nicht mehr.
Mit an Bord ist auch ein „echter Franzose“ – sieht eben so aus, wie man sich echte Franzosen vorstellt. Oder wie ein Künstler. Tatsächlich ist er ein Geschichtenerzähler – heute Abend wird er hier auf dem Steg in Verkleidung eine Geschichte erzählen. Wir sollen doch noch bleiben. Da das nicht geht, entscheidet er sich spontan, auf dem Steg eine Geschichte zu erzählen – nur eine kurze und ohne Verkleidung. Wir haben viel Spaß zusammen und können uns nur schwer von den lustigen Franzosen lösen.
Wind ist heute dann mal wieder eher wenig – erst aus SE mit 2-3 Bft, später aus N auch nur mit 2 Bft. Wir segeln raus in die offene Folla – bei wenig Wind kein Problem, wollen eigentlich nach Sørgjeslingan, einer Außenschäre, um dort auf den Nordwind zu warten, segeln dann aber doch weiter, nachdem der Nordwind schon eher kommt, als vorhergesagt. Langsam geht es voran, bis gegen 15:00 Uhr der Wind fast ganz einschläft. Also wieder Planänderung, wir laufen den winzigen Anleger Villa Havn an. Durch eine sehr enge Einfahrt, gekennzeichnet mit zwei Spieren mit Richtungsanzeigern geht es in die Bucht von Villa Havn. Auch hier sind noch einige Untiefen zu umfahren, dann machen wir an einem Schwimmsteg fest.
Der kleine Ort Villa besteht nur aus 5 oder 6 Sommerhäuschen, die jetzt nicht mehr bewohnt sind und dem ehemaligen Leuchtturm Villa Fyr. Der wurde 1839 gebaut und mit Kohlefeuer betrieben, bis er 1890 außer Dienst gestellt wurde.
Wir laufen über Felsen, durch sumpfige Wiesen und vorbei an mehreren Teichen mit braunem Wasser und Seerosen, zum Leuchtturm.
Eigentlich kann man sich den Schlüssel ausleihen und den Leuchtturm auch von innen besichtigen, aber es war niemand zu Hause, der uns den Schlüssel hätte geben können.
Auch so haben wir von dem Hügel, auf dem der Leuchtturm steht einen schönen Rundumblick über die Landschaft. Ein bisschen karg ist es hier und die Berge sind auch hier eher nur Hügel. Schön ist es trotzdem. Schön schon deshalb, weil wir hier ganz alleine sind und nur unser Windgenerator im inzwischen doch stärkeren Nordostwind so vor sich hin säuselt.