Freitag, 31.07.2015
Tatsächlich sehen wir heute bei gutem Wetter doch wesentlich mehr von Sørvågen und Umgebung. Rund um den Hafen gibt es wieder viele rot gestrichene Rorbuer, die wohl auch alle an Urlauber vermietet sind.
Im Ort sehen wir einige sehr schöne weiße Holzhäuser – mit Blumen davor oder sehr individuellen Türglocken!
Holzhäuser in Sørvågen:
Ruhig ist es hier – sehr wenig Touristen, sehr schön. Wirklich ein schöner idyllischer Fischerort.
Wir erwandern uns heute das westliche Ende der Lofotenwand, denn wir wollen nicht mit unserer Ruby Tuesday nach Å segeln, sondern laufen stattdessen lieber mal über die E10 dorthin. Å ist der letzte Ort auf den Lofoten, heißt sehr pragmatisch Å, weil Å auch der letzte Buchstabe im norwegischen Alphabet ist. Å hat wohl einen kleinen Hafen, für Segelboote sind die Liegeplätze aber eigentlich nicht geeignet. So sind wir also die ca. 5 km über die Europa Straße 10 (E10) unterwegs.
Noch ist nicht viel Verkehr – hier fahren die Wohnmobile oder PKWs der Lofotenurlauber auch nach Å – die wollen den letzten Ort auf den Lofoten genauso sehen, wie wir. Å ist kein aktiver Fischerort mehr, sondern die alten Gebäude wurden restauriert. Es gibt dort zwei Museen – ein Stockfischmuseum, das den Lebenslauf des Dorschs vom schwimmenden Fisch bis zur getrockneten Exportware beschreibt und ein Fischermuseum, das das Leben und Arbeiten der Lofotenfischer beschreibt.
Vor allem das Stockfischmuseum interessiert uns schon sehr – doch wir haben nicht mit so vielen anderen interessierten Besuchern gerechnet. Busseweise werden die Urlauber von den Kreuzfahrtschiffen hier her gefahren. Bus C1 verlässt gerade das Museum und stürzt sich in den Ort, Bus C2 stürmt das Museum.
Ohne uns, dann lieber nicht. Wir schlendern durch den Ort, gucken uns den Hafen an, kaufen frischen Dorsch vom Kutter und laufen dann doch erst mal zur Küste. Vielleicht ist ja gleich weniger los hier.
Am Wasser ist es viel ruhiger – hierhin verirren sich nicht so viele Besucher. Und schön ist es hier, wie überall auf den Lofoten. Ich mag gar nicht daran denken, dass wir morgen die Lofoten verlassen. Diese bizarren Berge sind einfach unübertroffen.
Zurück im Dorf sind die nächsten Busladungen Touristen angekommen – diesmal aus Italien. Wir verzichten auf das Stockfischmuseum und gehen nur noch in die Bäckerei – auch ein altes, original erhaltenes Gebäude.
Auf einem Schild an der Tür kann man in norwegisch und englisch lesen, dass die Türe bitte nach Eintritt wieder geschlossen werden soll. Die Bäckerei ist klein, mit vier Besuchern ist sie voll. Hier wird gebacken – deshalb auch die geschlossene Türe.
Ich warte am Tresen, um zwei kunstvoll geschlungene Zimt-Hefe-Knubbel zu kaufen, da öffnet sich die Türe und ohne Rücksicht auf Verluste stürzen die Italiener in die Backstube. Voll ist eigentlich voll, aber das merken die irgendwie nicht. Auch die freundliche Aufforderung der Bäckerin, bitte die Türe zu schließen und nicht in der offenen Türe stehen zu bleiben, wird erst mal überhört. Wie peinlich ist das denn. Wir flüchten aus der Bäckerei und aus Å auf eine Schäre unter ein Trockengestell für Dorsche und genießen nicht nur unseren Zimt-Hefe-Knubbel, sondern auch die Ruhe hier. Und schon kommt die nächste Busladung mit Italienern, um Å, das Stockfischmuseum und das Fischermuseum zu besuchen. Bloß weg hier!
Der Rückweg über die E 10 ist dann auch nicht mehr ganz so ungefährlich, wie der Hinweg. Die Straße ist schmal, zwei Autos passen kaum aneinander vorbei. Wenn dann auch noch ein Fahrradfahrerin überholt werden soll, wird es ganz eng – ca. 5 cm noch bis zur Leitplanke. Wir sehen den Wagen schon in der Leitplanke hängen.
Bevor es wieder auf unsere Ruby Tuesday geht, besuchen wir dann doch noch ein Museum. In Sørvågen gibt es ein Telekommunikationsmuseum. Ganz liebevoll ist in einem alten Holzhaus die Entwicklung der Telekommunikation auf den Lofoten dargestellt. Sehr engagiert werden wir durch die Ausstellung geführt – wir sind übrigens alleine hier.
Den Nachmittag verbringen wir auf unserer Ruby Tuesday – wir müssen uns von dieser geballten Ladung Geschichte erst mal erholen 😉 .
Nach dem Abendessen – frischer Dorsch vom Fischer aus Å – muss ich dann aber doch noch mal los. Ich laufe noch eine große Runde durch Sørvågen und stoße dann am Trinkwassersee auf einen „Premium Wanderweg“ mit Beleuchtung, die jetzt allerdings noch nicht nötig ist – vielleicht ist es aber doch die Langlaufpiste für den Winter.
Auf jeden Fall ist hier entspanntes Laufen angesagt mit einem schönen Blick in die Berge und auch über den See nach Sørvågen.
Und dann kann ich es doch wieder nicht lassen. Ich sehe einen Wegweiser zur Munkebu-Hütte. Ein Stück gehe ich den Weg dann bergauf, vorbei an Wasserfällen und zwei weiteren Trinkwasserseen.
Ganz am Horizont kann ich auf einem Bergpass die Hütte sehen – zu weit, um abends noch dorthin zu wandern und auch wieder zurück. Schade, ich wüsste so gerne, was hinter dem Bergpass ist. Ich kann diese unbändige Lust, immer noch ein Stück weiter zu laufen, noch um die nächste Biegung, um zu gucken, wie es dahinter aussieht, kaum bremsen. Weiter, weiter weiter – die Vernunft siegt, ich kehre um und bin gegen zehn wieder bei Peter an Bord.