Freitag, 26.06.2015
NW 4-5 Bft – 67,8 sm – 12h 55min – Ø 5,2 kn – gesamt: 1.877,4 sm
Wir studieren die diversen Wetterkarten und entscheiden uns dann, der norwegischen Wettervorhersage zu glauben. Wetterwelt sagt weiterhin Regen und wenig Wind voraus, der norwegische Wetterdienst meldet bedeckten Himmel, mal Sonne, keinen Regen und Wind aus Nordwest, 4-5 Bft. Da glauben wir lieber mal dem norwegischen Wetterdienst 😉
Der Jøkelfjord liegt 20 sm nach Osten, also nicht gerade auf dem Weg. Trotzdem wollen wir unbedingt in den Jøkelfjord, um am Ende des Fjordes den Øksfjordjøkelen-Gletscher zu sehen. Dies ist der einzige Festlandgletscher Europas, der in die See kalbt. Das abbrechende Eis stürzt zunächst in ein Flussbett und von dort dann weiter in den Jøkelfjord. Wir sind neugierig und gespannt, was wir dort sehen werden – wenn wir wegen der tiefhängenden Wolken überhaupt etwas sehen. Aber wenn wir nicht dort hin segeln, sehen wir den Gletscher ganz bestimmt nicht 😉
Also starten wir früh – wir haben ca. 60 sm bis zum nächsten Hafen in den Lyngenalpen vor uns: 20 sm zum Gletscher, 20 sm wieder zurück und 20 sm bis zu den Lyngenalpen, wenn wir nicht wieder in Skjervøy festmachen wollen. Und das wollen wir nicht, denn soooo schön ist Skjervøy nun auch nicht.
Bis zur Einfahrt in den Jøkelfjord können wir prima erst am Wind, dann mit halbem Wind segeln. Im Fjord kommt der Wind mal gar nicht, dann von vorne oder von hinten, so dass wir die 5 sm unter Motor zurücklegen. Das Wetter hält, im Jøkelfjord ist gute Sicht, die Berggipfel sind zu sehen und ab und zu auch ein kleines Stück blauer Himmel.
Kurz vor der letzten Biegung sehen wir schon ein Stück von dem Gletscher über die Bergkuppe blitzen.
Stück für Stück sehen wir mehr von dem Gletscher, bis sich das letzte Stück des Jøkelfjordes vor uns öffnet und wir den Gletscher, das Flussbett mit Wasserfall und das Schneefeld vor uns haben.
Am Endes des Fjordes liegen dicke Felsen im Wasser und trennen den „Gletschersee“ von dem Fjord.
Der Anblick ist sagenhaft – wir staunen nur noch und nähern uns langsam dem Ende des Fjordes. Langsam drehen wir zwei Kreise – ankern können wir wegen der Wassertiefe hier nicht. Bei 99 Metern Wasser reichen 60 Meter Ankerkette einfach nicht aus 🙁 . Außerdem haben wir gelesen, dass es zu schlagartigen Wellen kommen kann, wenn die Eismassen abbrechen und dann in den Fjord rutschen. Egal, ob sie vorher durch das Flussbett gebremst werden. Na ja, der Gletscher wird schon nicht gerade dann kalben, wenn wir dort sind – obwohl, spannend wäre das ja schon.
Langsam machen wir uns auf den Rückweg und können die Augen nicht von diesem tollen Stück Natur lassen. Und dann passiert das, womit wir überhaupt nicht gerechnet haben: Der Gletscher kalbt! Wir sehen und hören, wie ein kleines Stück Eis abbricht, sehen den Schnee- bzw. Eisstaub, bis die Eisstücke dann im Flussbett verschwinden. Zum Glück ist es nicht so viel Eis, als dass die Brocken bis in den Fjord kullern. Wir sind begeistert!!
Das Wetter hält sich, die Sicht auf die umliegenden Berge ist gut. Wir segeln mit einigen Kreuzschlägen zurück Richtung Skjervøy, passieren die Insel Hakøy diesmal auf der Südseite und segeln dann durch den Maursund den Lyngenalpen entgegen.
Im Lyngenfjord machen wir gegen 21:30 Uhr im Süden der Insel Uløya in dem netten, kleinen Hafen Havnnes fest – mit Blick auf die majestätischen Lyngenalpen.
Kurz nach uns macht noch die schwedische Yacht Amira, ein 49 ft Stahlschiff, fest. An Bord sind Peter, Ida und Jonas (nicht Minimum :-)), die am 24.05.2015 von Göteborg los gesegelt sind. Eigentlich wollen die drei nach Spitzbergen, haben auch alle erforderlichen Formalitäten erledigt, die Zeit wird aber wohl zu knapp. Den ersten Versuch von Tromsø nach Spitzbergen zu segeln, mussten sie nach 100 sm wegen zu rauer See und schlechten Wetterbedingungen aufgeben. Die drei sind ein bisschen gefrustet, wollen jetzt aber bis zur russischen Grenze nach Kirkenes segeln. Wir verbringen einen netten und unterhaltsamen Abend mit den dreien und bekommen einige Tips, wo wir auf unserem Weg nach Süden unbedingt noch hin müssen. Auch wir erstellen eine längere Liste mit Häfen und Ankerplätzen, die uns gut gefallen haben.