Donnerstag, den 28.07.2016
Heute wollen wir gar nicht so weit fahren – die Snæfellsneshalbinsel liegt vor der Türe! Wir starten früh in Olafsvík und umrunden den Snæfellsjökull entgegen des Uhrzeigersinns. Kaiserwetter haben wir heute für unseren Landausflug. Es dauert nicht lange und der Snæfellsjökull, der sehr häufig in den Wolken liegt, zeigt sich in seiner ganzen Pracht. Ich bin total fasziniert von diesem Gletscher. Er ist ebenmäßig, fast symmetrisch. Leider ist gar nicht mehr so viel Eis auf der Kappe des ehemaligen Vulkans – durch die Klimaerwärmung zieht sich auch hier das Eis mehr und mehr zurück. Auf der Südwestseite des Snæfellsjökull sieht man sehr gut, wie die Lava geflossen ist. Nicht nur mich fasziniert der Gletscher, auch schon Jules Verne ließ seinen Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ u.a. hier spielen. Die Hauptfiguren stiegen hier in den Vulkan ein und kamen in Italien aus dem Stromboli wieder heraus 😉 .
Rund um den Snæfellsjökull:
Vom Snæfellsjökull sagt man, dass man immer wieder hierhin zurück kommt, wenn man den Snæfellsjökull einmal gesehen hat. Er wird auch als eines der sieben Energiezentren der Erde gehandelt. Alles etwas mystisch, aber warum nicht – ich komme gerne wieder 😉 .
In Riff, dem ersten Ort nach Olafsvík, gibt´s auch einen ziemlich großen Hafen, in dem neben vielen Fischerbooten ein englischer Zweimaster liegt. Viel spannender als der Hafen ist in Riff das Brutgebiet der Küstenseeschwalben. Hier brüten ca. 20.000 Paare. Die Schwalben schwirren überall herum, die Jungen sitzen auf oder neben der Straße und weichen nur sehr widerwillig, wenn ein Auto kommt.
Zum Schutz der Schwalben wurde die Hauptstraße farblich unterschiedlich gestaltet. Das soll verhindern, dass sich die Schwalben auf der Straße niederlassen. Ob´s funktioniert – wir sehen nur wenig plattgefahrene Schwalben.
Weiter geht´s nach Hellisandur, einem alten Fischerhafen. An mehreren Stellen im Ort sind Schautafeln aufgestellt, die zeigen, wie vor Jahrzehnten dort die Fischerei mit Ruderbooten betrieben wurde. In zwei Buchten, die als Landungsstellen dienten, kann man sehr gut die schmale Durchfahrt durch die Lavafelsen sehen – wir haben Niedrigwasser. Kaum vorstellbar, wie die Fischer dort angelandet sind.
Rund um den Snæfellsjökull ist noch viel Platz bis zum Atlantik – die Felsen grenzen nicht direkt an´s Wasser. Dennoch ist das Gelände unwegsam, es besteht überwiegend aus Lavafeldern. In diesen Lavafeldern haben Fischer bei Gufuskálar aus Lavagestein Trockenhäuser für ihren Fisch gebaut. Reste davon kann man noch sehr gut erkennen.
Vorbei an der sehr schönen Bucht Sandvik mit schwarz-gelbem Sandstrand und Lavaformationen fahren wir zum Leuchtturm Öndverðanes, der auf dem westlichsten Punkt der Snæfellsneshalbinsel steht und den Vogelklippen Nesbjarg.
Hier dürfen wir wie an vielen anderen Stellen auch, nur auf den Wegen bleiben. Oft sind Löcher im Lavagestein und es besteht die Gefahr, einzubrechen oder sich zu verletzen. Die Schotterpiste dorthin ist fürchterlich und mit dem geliehenen Toyota Yaris fast nicht zu fahren. Wir sind froh, als wir wieder Asphalt unter den Rädern haben 😉 . Auch wenn die Bucht Sandvik vielleicht zum Baden einlädt – warm genug ist es heute – ist das wegen Unterströmungen lebensgefährlich. Trotz der Warnschilder sehen wir, das ein erwachsener Mann zumindest bis zu den Waden im Wasser steht.
Auf der weiteren Fahrt um den Snæfellsjökull sehen wir mehrere erloschene Krater – irgendwo muss die viele Lava ja herkommen 😉 . Besonders beeindruckend ist der Krater Saxhöll, der schon von weitem durch seine roten Steine, die in der Sonne leuchten, auffällt. Im Halbrund führt eine ebenso rot-rostige Stahltreppe zum Kraterrand. Langsam wird es voller – der Touristenstrom fließt 😉 .
Richtig voll ist es dann in Djúpalonssandur. Hier ist auf dem Parkplatz schon fast kein Platz mehr zu finden. Ein Reisebus ist schon da, eine Stunde später stehen hier vier Busse.
In Djúpalonssandur gibt es einen sehr schönen schwarzen Kieselstrand mit ausgefallenen Lavaformationen.
Hier liegen am Strand aber auch die Reste eines 1948 verunglückten Englischen Schiffes. Ein „Schrottstrand“ – nicht schön, aber selten 😉 . Warum man die Schrottreste nicht wegräumt – keine Ahnung. Vielleicht eine andere Form von Denkmal.
Wir laufen auf dem Küstenwanderweg weiter bis zur Bucht Dritvik. Auch hier sehen wir schöne Lavaformationen. Diese Bucht war einstmals ein großer Fischlande- und Handelsplatz.
Bis auf den mystischen Gletscher, der vor allem mich so sehr fasziniert, haben wir heute noch nichts gesehen, was uns „vom Hocker haut“. Das ändert sich schlagartig, als wir an einer Höhlenführung in die Vatnshellir-Höhle teilnehmen.
Bewaffnet mit einer starken Taschenlampe und ausgestattet mit einem Helm steigen wir mit ca. 10 anderen Teilnehmern und dem Guide Joe 35 Meter über zwei Lochblechwendeltreppen in die Tiefe.
Die Höhle ist vor 8.000 Jahren entstanden, als ein nahestehender Vulkan ausbrach, die Lava Richtung Meer floss, die obere Schicht der Lava trocknete, aber die darunterliegende Lavaschicht nicht zum Stillstand kam. Gefunden wurde die Höhle durch Zufall, weil ein Teil der Decke eingebrochen ist. In der Höhle ist es dunkel, stockdunkel – elektrisches Licht gibt´s hier nicht.
Nach vielen Erklärungen und Ausleuchten der hintersten Ecken und obersten Decken machen alle ihre Taschenlampen aus. Man kann sich kaum vorstellen, wie dunkel dunkel ist 🙂 . Es ist so ruhig, dass wir die Höhle hören können. Überall tropft es von der Decke. Dann singt Joe in der Dunkelheit ein traditionelles isländisches Volkslied, das Schutzsuchende in Höhlen gesungen haben – absolutes Gänsehautfeeling 🙂 . Nach 45 Minuten sind wir wieder am Tageslicht – super!
Wir sind noch ganz begeistert von der Höhlenführung, da sehen wir schon die nächsten Lavaformationen – Lóndrangar. Zwei Kamine längst erloschener Vulkane, deren Gestein härter war, als das der Lava drumherum. Von Wind, Wetter und Meer wurde der Lavahügel im Laufe der Jahre abgetragen, nur die Kamine stehen noch.
Auf unserem weiteren Weg kommen wir an den Fischerorten Hellnar und Arnarstapi vorbei – beide Orte sehr touristisch aufbereitet. Schöne Lavaformationen sehen ich auf der Küstenwanderung von Hellnar nach Arnastapi – Peter kann nicht mitlaufen, einer muss schließlich den Wagen nach Arnarstapi bringen 😉 .
Mich schafft die Wanderung dann allerdings ganz schön. Warum? Weiß ich auch nicht. Vielleicht ist´s der starke Gegenwind 😉 . Erholen können wir uns im Hot Pot in Lýsoholl – durch Erdwärme erhitzt und algig grün ohne chemische Zusätze.
Zurück nach Olafsvík fahren wir durch weite landwirtschaftlich genutzte Küstenstreifen, immer mit den phantastischen Bergen der Halbinsel im Blick. Islandpferde sehen wir wieder mal, aber auch Kühe und Schafe.
Quer über die Snæfellsneshalbinsel fahren wir an mehreren Seen entlang über die Vatnaleið.
Den letzten Halt machen wir dann in Grundafjörður am Berg Kirkjufell und den Kikjufellwasserfällen. In einer Broschüre über Westisland haben wir Bilder von den Wasserfällen und dem Berg gesehen – super schön! Die sind so bekannt, dass aus aller Welt Leute hierhin kommen, um von genau der gleichen Stelle, von der auch der Fotograf die Szene fotografiert hat, ebendiese Bilder auch zu machen. Dabei werden keine Kosten und Mühen und gescheut – vor allem wird jegliche Vorsicht außer acht gelassen. Ein Japaner stürzt an dem rutschigen Hang und verfehlt knapp den Abflug nach unten. Andere junge Leute setzen ihr Stativ und sich selbst auch direkt so nah an den Abgrund, dass uns schwindelig wird. Ob das die Bilder wirklich wert sind?
Wie immer nach unseren Landausflügen kommen wir spät, müde und voller Eindrücke zurück zu unserer Ruby Tuesday. Schön war´s, aber wir sind nicht sooo begeistert, wie nach unseren ersten längeren Touren. Viel, was wir heute gesehen haben, haben wir ja auch schon gesehen – klar Iceland in a nutshell 😉 . Und doch ist immer wieder etwas neues und beeindruckendes dabei – heute der Snæfellsjökull und die Vatnhellir-Höhle 🙂 .