Freitag, den 24.06.2016 – Dienstag, den 29.06.2016
Feuer und Eis – diese Naturgewalten haben ein einzigartiges Land gestaltet – Island!
Auf unserer ersten Tour mit dem Auto sind wir weit in den Süden gefahren zum Gletscher Vatnajökull. Diesmal wollen wir die feurige Seite von Island kennenlernen. Island verdankt seine Existenz ja den Vulkanen. An der Nahtstelle zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte quillt Magma aus der Tiefe an die Oberfläche. Mitten durch Island – von Südwesten nach Nordosten – oder auch andersrum, je nach Sichtweise 😉 , verläuft diese Riftzone zweier Erdkrustenplatten. Alle fünf bis sechs Jahre bricht in Island ein Vulkan aus. Die größten Vulkane Islands sind von Gletschern bedeckt. Das Feuer aus der Erde trifft hier auf das Eis der Gletscher.
Im Nordosten von Island kann man rund um das Mývatn-Gebiet entdecken, was die vulkanische Tätigkeit so hervorgebracht hat. Hier gibt es den Myvatn-See mit seinen Pseudokratern, Dimmuborgir mit ausgefallenen Lavagebilden, das Solfatarengebiet von Námskarð, wo es nach faulen Eiern und Schwefel riecht und aus der Erde dampft, spuckt und blubbert, den Krafla Vulkan und die Lehmberge, gelbe Flecken in grüner Landschaft. Also richtig viel zu sehen 🙂 .
Freitag, 24.06.2016
Los geht´s am Freitag mit einem vollgepackten, diesmal etwas kleinerem Auto, einem Honda Swift. Da war die Buchung wohl etwas missverständlich, aber egal, das Auto ist neu und fährt und in´s Hochland wollen wir nicht – noch nicht 😉 .
Bei schönstem Sonnenschein fahren wir an der Ostseite des Eyjafjörðurs entlang. Heute sehen wir ein bisschen mehr von der schönen Landschaft als gestern, als wir in den Fjord eingelaufen sind. Die Straße steigt steil bergan und wir haben einen schönen Blick auf Akureyri. Mit Schrecken stellen wir fest, dass ein riesiges Kreuzfahrtschiff in Akureyri festgemacht hat – na da werden wir wohl so einige Busse unterwegs treffen 😉 .
Die Landschaft in den Nordfjorden ist grün, saftig und fruchtbar. Hier wird viel Ackerbau und Viehzucht betrieben. Auch das Klima ist wohl viel milder, als im Süden. Schon ein bisschen verwunderlich, sind wir hier doch noch viel näher am Polarkreis. Überall sehen wir auf den Wiesen dicke in Plastik eingeschnürte Heuballen.
Durch eine grüne Hochebene fahren wir entlang eines Flusses bis zum Godafoss, dem Götterwasserfall. Hier treffen wir auf die ersten Touristen – angereist mit dem Auto, dem Kleinbus oder auch mit einem größeren Bus. Spannend, wie weit sich so mancher auf die Felsen vortraut, um mit dem unvermeidlichen Selfie-Stick ein Foto zu machen. Fast spannender, als der Wasserfall 😉 .
Wir fahren durch breite Täler mit vielen schönen, kleinen Ansiedlungen weiter zum Mývatn, einem ca. 37 km² großen See, berühmt-berüchtigt für seine Mücken im Sommer 🙁 .
Auf alles gefasst machen wir in Skútustaðir, einem kleinen Ort am See, halt.
Mücken sind heute nicht da, die haben wohl Ausgang, aber es werden immer mehr Touristen, die die Pseudokrater auf dem Mývatn sehen wollen. Es gibt einen kurzen und einen langen Rundweg, wobei der Spaziergang über den langen Rundweg schon nur ca. 1 Stunde dauert. Nach ein paar Schritten auf dem langen Rundweg sind wir alleine – das erleben wir heute noch ein paar mal. Geht man etwas von den Aussichtsstellen oder den kurzen Wegen ab, bleiben die meisten Touristen achteraus 😉 .
Wir bestaunen die Pseudokrater, die meisten sind rundum grün bewachsen. Es gibt aber auch welche, die nur auf einer Seite bewachsen sind, auf der anderen Seite sieht man die Lava. Pseudokrater entstehen, wenn sich heiße Lava über ein wasserhaltiges Gebiet – hier der Mývatn – schiebt. Durch die starke Hitze entweicht der Wasserdampf explosionsartig nach oben, die Lava reißt auf und bildet Krater. Pseudokrater deshalb, weil die Krater selbst niemals Lava oder anderes vulkanisches Material aus einem Schlot freigesetzt haben.
Der Weg rund um den See ist richtig schön, wir sehen nicht nur verliebte Enten, sondern kommen auch drei Islandpferden, die sich am Seeufer rumfläzen, ziemlich nahe. Nach dem Motte: Tust du mir nichts – tue ich dir nichts kommen wir dann an den Pferden vorbei 🙂 .
Unseren nächsten Spaziergang machen wir über die Halbinsel Kálfaströnd mit ihren eigenartig geformten Lavagebilden, die ganz typisch für den Mývatn sind. Auf den Wiesen der Halbinsel blühen Butterblumen, der See schimmert mal blau, mal türkis – ein tolles Bild. Wir sind wieder mal begeistert und erwarten so eine „liebliche“ Landschaft eigentlich nicht hier.
Inzwischen haben wir 22°C und Sonnenschein – wir schwitzen! Hilft nichts, weiter geht´s nach Dimmuborgir. Geschockt zählen wir 20 Reisebusse auf dem Parkplatz 🙁 . Die sind von dem Kreuzfahrtschiff, man sieht´s an den Nummern, die die Reiseleiter der einzelnen Gruppen hochhalten. Aber auch hier wieder das gleiche, wie vorher: Nach den ersten hundert Metern verläuft sich die Menge und wir sind alleine 🙂 .
Dimmuborgir ist eines der trockensten Gebiete Islands und entstand vor 2300 Jahren, als sich ein ca. 20 Meter dicker Lavasee aufstaute. Die heiße Lava brachte das Grundwasser zum Verdampfen, der aufsteigende Dampf zerriss die Lava und ließ sie erstarren. Dadurch bildeten sich auf einer Fläche von ca. 1 km² ganz ausgefallene Lavagebilde: Türme, Kanäle, Überhänge, Höhlen und Brücken.
Es gibt hier nicht nur Lavagebilde zu sehen, sondern auch jede Menge Birken. Die Lavagebilde stehen sozusagen im Wald 😉 . In den frühen 1940er Jahren war Dimmuborgir von Sand bedeckt, den der Wind herwehte. Um die völlige Versandung zu verhindern, wurden Steinbarrieren als Windschutz errichtet, Lymegras gepflanzt und Birken ausgesät. War erfolgreich, die Lavagebilde sind freigelegt und nicht mehr versandet. Interessant ist, dass selbst auf diesem kargen Boden noch Blumen blühen 🙂 .
Wir fahren am Ostufer des Mývatn-Sees weiter nach Norden. In der kleinen Stadt Reykjahlið fragen wir in der Tourismusinfo nach möglichen Unterkünften. Es ist inzwischen 15:00 Uhr und wir wollen hier gerne zwei Nächte bleiben. Alles ausgebucht im Mývatn-Gebiet ist die ernüchternde Antwort. Ist halt Hauptsaison hier! Na, das kann ja heiter werden. Gegenüber der Tourismusinformation ist so ein schöner Campingplatz mit einem Gästehaus direkt am See – da würden wir schon gerne bleiben. Aber voll ist voll. Wir fahren erst mal weiter zum Vulkan Krafla, eigentlich nur um die Ecke und vertagen das Übernachtungsproblem. Zur Not fahren wir die 90 km zu unserer Ruby Tuesday zurück 😉 . Wäre aber echt blöd, da wir morgen um 08:00 Uhr zu einer geführten Hochlandtour starten – an der Tourismusinfo soll´s losgehen.
Bevor es zum Krafla geht, kommen wir an dem Solfatarengebiet von Námskarð vorbei. Mhhh, hier liegt ein Duft in der Luft, der durch die geschlossenen Fenster des Autos dringt. Riecht so, wie die Stinkbomben, die wir früher im Bus oder in der Schule gerne mal losgelassen haben. Wir sind im Geothermalgebiet, hier dampfen die Berge. Das Solfatarengebiet schauen wir uns am Sonntag genauer an, heute gucken wir nur aus der Ferne im Vorbeifahren. Durch das Hlíðradalur-Tal mit vielen silbrig glänzenden Dampfrohren fahren wir bis zum Geothermalkraftwerk Kröfluvirkjun und weiter bis zum Vulkan Krafla.
Auch die Lehmberge Leirhnjúkur lassen wir erst mal links liegen. Die müssen bis Sonntag auf uns warten. Die Krafla gehört zur aktiven Vulkanzone Islands – ein neuer Ausbruch in dieser Region ist wohl schon überfällig. Na, hoffentlich nicht heute oder morgen 😉 . Wir steigen zum Vulkanrand hoch und laufen um den Krater. Ein tolles Bild – der türkisfarbene See, die orang, gelb, weißen Berge mit Dampf an mehreren Stellen.
Und auch hier wieder der Schwefelgeruch in der Luft. Der Krater ist 320 Meter im Durchmesser, 33 Meter tief und entstand bei einem Ausbruch 1724. Der Ausbruch der Krafla war damals so stark, das im Umkreis von 10 km das Land mit Schlacke und Asche bedeckt war. Ganz schön gewaltig!
Erneut versuchen wir unser Übernachtungsproblem zu klären. Ich telefoniere mit dem Gästehaus am Campingplatz am See, das angeblich ausgebucht sein soll. Ganz anders sieht das Siggfus, der Inhaber. Kein Problem, für zwei Nächte hat er ein schönes Zimmer für uns. Später stellt sich heraus, dass er nicht gewillt ist, 20 Prozent seiner Einnahmen an den Tourismusverband abzugeben, wenn die ihm Gäste vermitteln. Kleinkrieg in Island auf Kosten der Gäste 🙁 .
Den Abend lassen wir dann in der blauen Lagune des Nordens ausklingen. Auch am Mývatn gibt es ein Naturschwimmbad, beheizt durch die heißen Quellen in diesem Gebiet. Es ist wirklich Natur, der Beckenrand ist aus Felsen, der Beckenboden aus schwarzem Lavasand, das Wasser milchig blau – und natürlich fehlt auch hier der Schwefelgeruch nicht 😉 .
Gewöhnungsbedürftig ist schon eher, dass auch das Kranwasser nach Schwefel riecht. Ist beim Duschen komisch, beim Wasserkochen für den Tee noch eigenartiger. Aber weder der Tee noch das abgefüllte Trinkwasser schmecken nach Schwefel. Und ich glaube, wir stinken auch nicht nach Schwefel 🙂 .
Samstag, 25.06.2016
Um 07:45 Uhr sind wir vor der Tourismusinfo. Für heute haben wir eine geführte Tour mit einem hochlandtauglichen Bus zum Vulkan Askja gebucht. 100 km geht´s in´s Hochland mit dem Bus, die restlichen 2,5 km bis zum Kraterrand müssen wir durch ein Schneefeld laufen. Wir sind gespannt! Mit 40 anderen Touristen, davon mindestens die Hälfte Russen, teilen wir uns den Bus.
Auf der Ringstraße geht´s zuerst vorbei an dem Solfatarengebiet und an einem 2.500 Jahre alten Lavafeld. Hier haben sich im Laufe der Zeit Wiese, Pflanzen und sogar kleine Büsche angesiedelt. Das Lavafeld ist durch einen Ausbruch des Vulkans Askja entstanden, der mehr als 100 km entfernt ist. Durch unterirdische Tunnel ist die Lava bis zur jetzigen Ringstraße 1 geflossen und dann aufgebrochen.
Bei der Kraterruine Hrossaborg, der Pferdeburg, die früher als natürlicher Pferdepferch genutzt wurde, biegen wir von der Ringstraße ab und fahren nach Süden durch die Mývatnsöræfi.
Das ist die größte Wüstenlandschaft Islands – vom Vatnajökull im Süden bis zum Mývatn-Gebiet im Norden. Viel schwarzer Sand, aufgebrochene Lavaplatten, hin und wieder Lymegras und auch ein paar blühende Pflanzen bestimmen das Bild. Mal ist es hügelig, mal weit und flach, aber immer haben wir den Blick auf den Berg Herðubreið, der „Königin“ der isländischen Berge.
Dann kommt unsere erste Flussdurchquerung – bei dem Fluss Grafarlandaá. Da wird uns doch etwas anders. Man kann nicht sehen, wie tief der Fluss ist, allerdings sehen wir, dass es nicht unerheblich strömt. Ob wir uns das mit einem Allradfahrzeug alleine zutrauen – mal abwarten.
Auf der anderen Seite des Flusses ist der schöne Wasserfall Gáski inmitten von schwarzem Sand. Und auch hier gibt´s wieder blühende Pflanzen 🙂 .
Wir kommen an einem alten Flugplatz vorbei, der aber nicht mehr in Betrieb ist. Übrig geblieben sind orange-rote Steine, die die Landebahn im Sand markieren. Genutzt wurde der Flugplatz nur für Notfälle oder zur Rettung Verletzter im Hochland. Inzwischen gibt es weiter im Hochland einen neuen Flugplatz. Im Schritttempo fahren wir durch ein sehr unwegsames 3000 Jahre altes Lavafeld mit spiralförmigen Strukturen in der Lava. Wir werden ganz schön durchgeschüttelt. Pause machen wir mit ziemlich vielen Fliegen in der Oase Herðubreiðarlindir bei dem Berg Herðubreið, nachdem wir noch zwei Flüsse durchquert haben. In einer winzigen Höhle hat sich hier ein Outlaw mehrere Winter versteckt – ohne Feuer, als Dach nur eine Tierhaut. Nichts für uns Weicheier 😉 .
In der Oase Herðubreiðarlindir vereinigen sich aber auch die Quellen, die an vielen Stellen aus dem Lavafeld dringen, zu dem Fluß Lindaá und ermöglichen einen prächtigen Pflanzen- und Blumenwuchs mitten in der Wüste. Kann man eigentlich nicht glauben, wenn man es nicht sieht. Genauso wenig trauen wir unseren Augen kaum, als wir in einem kleinen See ein Schwanenpaar mit fünf Jungen sehen. Warum hier – mitten in der Wüste und nicht am Mývatn?
Weiter geht es durch Lavafelder bis zum Wasserfall Gljúfrasmiður, wo sich der Fluß Jökulsá á Fjöllum eine imposante Schlucht gegraben hat und sich nun brausend und schäumend durch die Basaltwände stürzt. Schon sehr beeindruckend – auch wenn es der x-te Wasserfall ist, den wir sehen 😉 .
Ja und dann dürfen wir wie die Astronauten 1965 auf einem Bimssteinfeld ausprobieren, wie es so auf dem Mond ist. Die Rückmeldung der Astronauten damals nach der Mondfahrt war, dass das hier eine authentische Mondlandschaft ist.
Am frühen Nachmittag erreichen wir dann Vikraborg in der Kaldera des Vulkans Askja. Dicke Lavablöcke, Schneefelder und Berge rundherum. Wir sind inzwischen auf 1.100 m Höhe angekommen. Den restliche Weg bis zum See Öskjuvatn und zum Krater Viti laufen wir durch ein 2,5 km großes Schneefeld. Ist ganz schön anstrengend. Es geht mal bergauf, dann wieder bergab und immer wieder sacken wir in dem angetauten Schnee ein.
In diesem Jahr ist ein ausgesprochen warmer Sommer in Island – der wärmste Sommer seit Jahrzehnten. Es ist nicht mehr viel Schnee hier oben. Im letzten Jahr wurde die Hochlandstraße erst am 28.07. geöffnet – einen guten Monat später als in diesem Jahr. Das letzte Stück auf der Straße wurden die Gäste mit einer Schneekatze transportiert – durch 3-5 m hohe Schneebrücken.
Heute scheint hier die Sonne und wir genießen das Farbenspiel am Kratersee – es stinkt mal wieder nach Schwefel, aber daran haben wir uns schon gewöhnt. Richtig schön ist es hier – trotz oder gerade wegen der Lavalandschaften ringsum. Der Kraterrand ist rutschig, nicht nur ein Teilnehmer legt sich im Schlamm auf die Nase 🙁 .
Wir haben hier 2 Stunden Zeit zur freien Verfügung – wie immer suchen wir uns ein Plätzchen, wo wir alleine sind. Ein Stück laufen wir auf dem Kraterrand des Viti entlang, dann haben wir einen tollen Blick auf die Kaldera, den Krater und den See Öskjuvatn. An einer Steinpyramide zur Erinnerung an zwei deutsche Forscher, die hier 1907 spurlos verschwunden sind, machen wir Rast und tragen uns in´s Gipfelbuch ein.
Um 15:30 Uhr geht´s zurück nach Reykjahlið. Auf dem Rückweg halten wir dann noch bei der Schlucht Drekagil, in die wir fast bis zum Ende reinlaufen können. Allerdings müssen wir da auch die eine oder andere feuchte Stelle im Flussbett überwinden 😉 . Unsere Wanderstiefel sind wasserdicht – also kein Problem. Belohnt werden wir mit tollen Lavagebilden in der Schlucht.
Ganz schön durchgerüttelt, müde und voller grandioser Eindrücke erreichen wir das Gästehaus in Reykjahlið. Sehr beeindruckt hat uns das Furten der Flüsse – aber mindestens ebenso die karge und trotzdem abwechslungsreiche Lavalandschaft des Hochlandes 🙂 .
Sonntag, 26.06.2016
Eigentlich soll es laut Wetterbericht heute den ganzen Tag regnen – im Moment ist es nur stark bewölkt. Schön wäre es, wenn es so bliebe.
Als erstes geht´s heute dann endlich zum Solfatarengebiet von Námskarð. Im Vorbeifahren haben wir es ja schon gesehen und gerochen 😉 .
Hier erleben wir Eindrücke für all unsere Sinne – Schwefelgeruch in der Luft, Blubbern der Schlammpötte, Fauchen des heißen Dampfes, der hier aus der Erde tritt und alle Farben, die ein Wasserfarbkasten so zu bieten hat 😉 . Der kochende Brei in den Schlammpötten ist grau-blau, die Schwefelablagerungen auf den Bergen und dem Boden reichen von einem fahlen Weiß über ein kräftiges Gelb bis zu einem satten Orange. Und für´s Grün sorgen die Pflanzen und Blumen, die hier auch immer wieder zu sehen sind.
Der Schwefel ist im heißen Wasser und Dampf gelöst, die an die Oberfläche kommen. Zusammen mit Salzen lagert er sich rund um die Austrittsöffnungen ab. Die rotbraune Farbe wird von Eisenoxiden erzeugt, das Weiß sind Silikate. Auch an den umliegenden Berghängen ist das vulkanische Gestein voller Farben und an verschiedenen Stellen tritt Dampf aus. Sieht irgendwie auch lustig aus 🙂 .
Man darf sich im ganzen Solfatarengebiet frei bewegen, allerdings sind die heißen Stellen abgezäunt, um Verbrennungen oder Verletzungen zu vermeiden. Trotzdem kommen wir ganz schön nah an das Geblubbere und Gefauche heran 😉 .
Wir haben genug gesehen und gerochen und fahren noch mal in das Tal der Krafla, um zum Leirhnjúkur, dem Lehmgipfel zu laufen. Das ist ein Tuffrücken, der nur knapp 50 m über die umliegenden Lavafelder herausragt. Das Tuffgestein ist weitgehend durch die Erdhitze zu Lehm zerkocht.
Der Weg zum Leirhnjúkur führt durch Lavagestein, überall dampft und zischt es aus der schwarzen Lava, manchmal meinen wir, einen Wasserfall zu hören. Es sind aber nur kleine heiße Quellen.
Es ist absolut beeindruckend zu sehen, wie die Lava bei dem letzten Ausbruch 1984 in´s Tal geflossen ist. Wir laufen an der Kante des Lavafeldes durch die grüne Wiese 🙂 . Man kann hier auch gut erkennen, dass die Lavafelder unterschiedlich alt sind – die älteren Lavafelder sind grau, da sich dort inzwischen Flechten angesiedelt haben.
Zum Schluss unseres Besuches im Mývatn-Gebiet wollen wir noch zum Explosionskrater Hverfjall. Auf dem Weg dorthin halten wir an der Grjótagjá-Spalte, die sich mehrere Kilometer vom Mývatn nach Osten erstreckt. Hier gibt es Badehöhlen, die aber durch einen Temperaturanstieg auf mehr als 45°C nicht mehr zum Baden genutzt werden dürfen. Trotzdem klettern wir in eine der Höhlen und testen die Temperatur mal mit der Hand. Ganz schön warm!
War bis jetzt alles so schön bunt hier, ist es am Hverfjall schwarz, schwarz wie in einer Kohlengrube 😉 . Der Hverfjall-Explosionskrater soll zu den schönsten und größten Explosionskratern der Welt zählen. Na ja 😉 . Alles so schwarz hier! Entstanden ist der Krater vor 2800 Jahren und ragt rund 160 m aus der Ebene auf. Sein Durchmesser beträgt 1000 m und er ist 140 m tief. Auf dem Boden wölbt sich ein kleiner Hügel. Tapfer steigen wir den steilen Weg zum Kraterrand hoch und laufen rund um den Krater.
Toll ist die Sicht, die wir über das Mývatn-Gebiet haben, schneebedeckte Berge am Horizont, bunte Berge im Geothermalgebiet und dazwischen immer wieder Dampfsäulen – beeindruckend, aber nicht schön ist der Explosionskrater 😉 .
Das Wetter hält sich gut, bis wir im Auto sitzen. Die Sonne verdrückt sich und es beginnt zu regnen. Wir fahren zurück zu unserer Ruby Tuesday, um dort zu schlafen. Die nächsten zwei Tage wollen wir im Skagafjörður, der Hochburg der Islandpferdezucht verbringen. Obwohl es regnet, machen wir noch ein bisschen Sightseeing vom Auto aus. Wir fahren noch in´s Laxádalur, wo man für 2.500 Euro eine Lizenz zum Lachsangeln bekommen kann 😉 .
Die Quellflüsse der Laxá entspringen im Mývatn, die Laxá soll einer der schönsten Flüsse Islands und eines der ergiebigsten Lachsgewässer sein. Irgendwie ist überall etwas das größte, schönste, neueste, älteste etc. 😉 . Ist bestimmt gut für den Tourismus 😉 . Schön ist die Laxá ja, sie windet sich durch ein weites grünes Tal, mehrere kleine Inseln und Holme sind im Fluss verteilt.
Auf einem kleinen Umweg fahren wir nach Akureyri zurück. Von Grenivik, fast am Eingang des Eyjafjörðurs haben wir einen schönen Blick auf die flache Insel Hirsey, die sich doch wieder in den Wolken versteckt. Eine Schlucht überqueren wir noch, dann fahren wir am Fjordufer zurück zu unserer Ruby Tuesday. Alles im Lot auf´m Boot – alles in Butter auf´m Kutter 😉 .
Montag, 27.06.2016
Gut geschlafen haben wir auf unserer Ruby Tuesday. Geht doch nichts über das eigene Bett 😉 . Die Wettervorhersage ist für heute gut – Sonne mit ein paar Wölkchen, aber morgen soll es den ganzen Tag regnen 🙁 .
Durch weite grüne Täler fahren wir nach Westen Richtung Skagafjörður, dem „Pfedefjord“. Die Landschaft ist auch hier landwirtschaftlich geprägt.
Erst als wir vom Eyjafjörður in´s Öxnadalur biegen, wird die Landschaft wieder gewaltiger, die Berge höher und das Tal enger. Rechts und links sind die Berge mehr als 1000 m hoch, auffallend ist die Felsnadel Hraundangi. Wie eine Nadelspitze ragt sie in den Himmel. Von einem schönen Rastplatz haben wir die Felsnadel und einen Fluss gut im Blick – es ist nur noch viel zu früh, um etwas zu essen 🙁 .
Die hohen Berge zu beiden Seiten sind von tiefen Schluchten durchzogen. Rauf geht´s zum Pass der Öxnadalsheiði und weiter in´s Norðurárdalur. Hier erstreckt sich entlang der Straße eine der tiefsten Felsenschluchten Islands. Ein imposanter Anblick!
Danach weitet sich das Tal zu einem riesigen Mündungsdelta mit Weideland auf beiden Seiten des Flusses.
Kurz vor Vamalið sehen wir, wie eine große Herde Islandpferde zusammengetrieben und über die Straße geführt wird.
Hier können wir auch wieder bis zum Atlantik gucken – wie in allen Nordtälern ist das Tal weit, grün und saftig. Bei der Tourismusinfo versorgen wir uns mit Infomaterial über den Skagafjörður, über Pferdezuchtbetriebe und Pferdeshows. Hier bekommen wir auch eine Empfehlung zur Übernachtung, die wir sofort buchen. Bevor wir uns weiter im Skagafjörður umsehen, machen wir noch eine Sightseeing Fahrt zum nächsten Fjord, dem Húnaflói. Nach den kargen Bergen und den vielen Lavafeldern ist hier die Landschaft einfach nur „lieblich“. Die Berge weichen immer weiter vom Tal zurück, es gibt viele kleine Ansiedlungen und überall treffen wir auf Herden von Islandpferden.
Je näher wir nach Blónduós am Húnaflói kommen, um so sonniger wird es. Und windig wird es auch – es hätte auch ein schöner Segeltag sein können 😉 . Der Húnaflói ist ein ziemlich breiter Fjord, offen und nicht so tief, wie der Fjord nach Akureyri. Schön, wenn man wieder den Atlantik sehen kann. Ganz am Horizont können wir die Berge der Westfjorde schon sehen – unser nächstes Ziel mit unserer Ruby Tuesday 🙂 .
Wir laufen eine kleine Runde durch den alten Teil von Blónduós mit seinen schönen Holzhäusern und der kleinen alten Kirche. Ein Blick in´s Innere der Kirche lässt uns schmunzeln. Die Kirche wird wohl schon seit längerem nicht mehr als Kirche genutzt. Hier wird aller möglicher Hausrat gelagert. Regale, Lampen, Teile einer Küche, ein altes Sofa.
Eigentlich sollte hier im ältesten Haus des Ortes auch noch ein Packeismuseum sein. Das hätten wir uns gerne angesehen, ist aber mangels Interesse der Touristen inzwischen geschlossen.
Statt eines Museumsbesuches vertreten wir uns die Beine ein bisschen bei einem Spaziergang über die Insel Hrútey – die liegt mitten im Fluss, ist dicht bewaldet und hat hohe Klippen. Eher ungewöhnlich für eine kleine Flussinsel 😉 .
Wir queren die Halbinsel Skagi und sind wieder von der Landschaft ganz angetan. Immer wieder sehen wir die schönen Islandpferde auf weiten Wiesen. Es gibt jede Menge Zuchtbetriebe hier. Man merkt sehr deutlich, dass wir in der Hochburg der Islandpferdezucht angekommen sind.
In Sauðákrókur fahren wir in´s schlechte Wetter. Dicke Wolken ziehen auf, es wird richtig dunkel. Ein kurzer Rundgang durch die Altstadt mit gepflegten Holzhäusern und netten Restaurants muss reichen, dann landen wir durch Zufall im Minjahusid, ein Heimatmuseum. Es sieht ein bisschen so aus, als wenn aus den umliegenden Höfen Haushaltsgegenstände und Werkzeuge zusammengetragen wurden und dort ausgestellt werden. Auch die verschiedenen Gewerke wie Schreiner, Schmied, Uhrmacher werden nett und liebevoll dargestellt.
Isländische Kirchen unterwegs:
Zum Abschluss des Tages machen wir uns noch auf die Suche nach einem natürlichen Hot Pot. Gesucht – gefunden, aber einfach ist das nicht. Unser erster Versuch endet vor dem Fluss, an dem der Hot Pot sein soll – wir kommen nicht über den Fluss, der hat zu viel Wasser 🙁 . Also fahren wir mit Auto auf die andere Flussseite, laufen noch ein paar Minuten durch die Felder und machen es uns dann im Regen im Hot Pot Fosslaug am Fluss mit Wasserfall gemütlich. Super entspannend! Und dann hört es auch noch auf zu regnen und die Sonne lässt sich wieder sehen – ooooh, wie ist das schön!!
Dienstag, 28.06.2016
Am letzten Tag unserer Landtour verlässt uns das gute Wetter. Es ist der erste Tag seit wir in Island sind, an dem es fast den ganzen Tag regnet. Alles ist grau in grau, dicke Wolken hängen über den Berggipfeln, als wir aus dem Fenster gucken. Noch regnet es nicht, aber das ändert sich bald.
Eigentlich würden wir uns gerne auf einem Pferdehof eine „Pferdeshow“ ansehen, um mehr über die Islandpferde und deren Bedeutung für die Isländer zu erfahren. Wir wissen wohl, dass das Besondere an den Pferden ist, dass sie im Gegensatz zu den „normalen“ Pferden 5 Gangarten haben. Schritt, Trab, Galopp sind normal, die Islandpferde können dann aber noch Töllt und Passgang. Töllt ist so ähnlich, wie Trab, man wird aber nicht so durchgeschüttelt 😉 . Heute wird die einzige Show erst gegen 10:00 Uhr angeboten – das passt nicht so ganz in unseren Zeitplan, da wir nicht nur gucken wollen, wie die Islandpferde geritten werden, sondern wir wollen es auch selbst ausprobieren. Reiterfahrung haben wir nur aus unserer Jugend – ein bisschen 🙂 , aber wir haben in den Prospekten gelesen, dass auch absolute Anfänger hier reiten können, da die Islandpferde so gutmütig sind 😉 . Da Peter sowieso lieber reiten möchte, als sich ein Pferdeshow anzusehen, sind wir schon früh auf dem Pferdehof Lytingsstadir am Ende des Svartádalurs. Wir lernen Evelyn, die deutsche Besitzerin des Pferdehofs, die seit 21 Jahren auf Island lebt, den Isländer Svenni geheiratet und sich hier ihr Paradies aufgebaut hat, kennen. Kein Problem, auch absolute Anfänger können Islandpferde reiten, es dauere nur noch ein paar Minuten, da die Pferde gerade von den Weiden geholt werden. Sie empfiehlt uns eine 2-stündige Tour am Fluss entlang. Mit unseren Wanderhosen, Wanderstiefeln und dicken Jacken sind wir ganz gut ausgerüstet, den Reithelm bekommen wir vom Pferdehof. Ein bisschen aufgeregt sind wir ja doch, aber Svenja, die erst 20-jährige Guide, die mit uns reiten wird, ist komplett entspannt. Eine kurze Einweisung, wie wir Penny und Bleaky davon überzeugen, das zu tun, was wir wollen, dann sitzen wir auch schon im Sattel. So ganz klein sind die beiden Pferde ja nicht, aber wir schaffen´s ohne Fußbank, in den Sattel zu kommen 😉 .
Svenja reitet voraus, wir hinterher. Zuerst geht´s noch neben der Straße weiter ins Tal, dann reiten wir zum Fluss und mehrmals auch durch den Fluss. Sogar das Töllten klappt auf Anhieb. Gewichtsverlagerung nach hinten, die Zügel etwas kürzer, treiben und schon geht´s los. Wirklich gemütlich, so wie Svenja sagt, ist es aber dann doch nicht. Aber es macht Spaß – auch im Regen, der inzwischen eingesetzt hat. Erst nieselt es, dann gießt es.
Nach zwei Stunden sind wir durchweicht und schmutzig wieder auf dem Hof – und kommen auch ohne abzustürzen wieder aus dem Sattel 😉 . Ein tolles Erlebnis – die Begeisterung für die Islandpferde können wir gut verstehen 🙂 .
Obwohl wir komplett durchnässt sind, schauen wir uns noch die originalgetreu nachgebauten Torfhausställe an. Evelyn hat sie vor zwei Jahren in Auftrag gegeben und richtet sie nun als Museum ein.
Bei Sauwetter fahren wir an der Ostseite des Skagafjörðurs nach Hause – vorbei an Hofsós, Siglufjörður, Ólafsjörður und Dalvik. Alles kleine Fischerdörfer mit Fischerhäfen, die wir uns schon mal ansehen, ob wir dort mit unserer Ruby Tuesday festmachen könnten.
An der Nordküste der Halbinsel Tröllaskagi wird die Straße eng und führt an der Steilküste entlang. Ein tolles Panorama, vor allem wenn die Sonne scheinen würde 😉 . Selbst die Islandpferde, die wir unterwegs immer wieder sehen, drehen Wind und Regen das Hinterteil entgegen 😉 .
Es regnet immer noch, als wir mit Lebensmitteln vollbepackt wieder auf unserer Ruby Tuesday sind. Da hilft nur eins – Heizung an und ein leckerer Cappuccino 🙂 .