Färöer

Montag, den 22.08.2016 – Donnerstag, den 25.08.2016

Die Zeit hier auf den Färöern ist dann doch kürzer, als wir gedacht haben – geankert haben wir gar nicht, aber immerhin sind wir noch nach Miðvágur gesegelt 😉 . „You can`t always get, what you want“ wussten schon die Rolling Stones 😉 .

Am Montag verlassen wir unsere Ruby Tuesday nur, um uns beim Hafenmeister zu melden – es stürmt und schüttet den ganzen Tag. Eigentlich müssen wir beim Zoll einklarieren – die gelbe Flagge „Q“ ist gesetzt. Der Hafenmeister telefoniert für uns mit dem Zoll, reicht den Hörer an mich weiter und ich vereinbare mit dem sehr freundlichen Zollbeamten, dass wir einklarieren, wenn wir in Tórshavn sind. Macht auch nichts, wenn wir noch ein paar Tage in den Färöern segeln. Unvorstellbar, dass so etwas in Deutschland möglich wäre 😉 .

Liegeplatz längsseits an einem Motorboot

Liegeplatz längsseits an einem Motorboot

So ein Tag im Regen nur auf dem Schiff ist gar nicht so unangenehm. Durch´s Internet sind wir wieder mit der restlichen Welt verbunden, können über What´s App mit der Familie telefonieren – unser super Provider gibt uns nicht die Möglichkeit mit dem Handy anzurufen, schreiben den Blog weiter, sortieren Fotos und räumen alles wieder auf, was bei der Überfahrt so durcheinander geraten ist. Aus unserem Segelschiff wird so langsam wieder ein Wohnschiff 🙂

Duschen würden wir gerne und so, wie wir es in Island drei Monate gehalten haben, suchen wir das Schwimmbad. Obwohl ein Pictogramm in dem Stadtplan eingezeichnet ist, finden wir an dieser Stelle nur eine Schule. Eine Lehrerin erklärt uns dann, dass es hier nur das Schulschwimmbad gebe, das eigentlich nicht öffentlich sei, aber sie würde für uns fragen, ob wir nach Schulschluss schwimmen könnten. Das ist uns dann doch zu umständlich – für uns ebenso, wie für die Schule. Schade, die Bäderkultur in Island mit den tollen Hot Pots wird uns fehlen. Nun ja, wir können ja auch auf dem Schiff duschen – ist nur ein bisschen klein, eng und nicht wirklich komfortabel 🙁 . Für die Heckdusche, die ja immerhin auch warmes Wasser liefert, ist es hier mit 15° und Wind doch irgendwie zu kalt 😉 .

Vestmanna

Vestmanna

Vestmanna

Vestmanna

Kleine Werft in Vestmanna

Kleine Werft in Vestmanna

In Vestmanna gibt es ein Saga Museum mit Wachsfiguren und einem deutschen Audioguide. Als wir im Mai hier waren, um die Bootstour zu den Vogelklippen und Grotten zu machen, war nicht genügend Zeit, das Museum zu besuchen – wir hätten sonst den Bus zurück nach Tórshaven verpasst. Das holen wir jetzt nach und essen in dem Restaurant auch noch gleich die „highly recommended“ Fischsuppe. Lecker! Im Museum werden mit fast lebensecht wirkenden Wachsfiguren Szenen aus der Geschichte der Färöer nachgestellt – das Leben war damals ganz schön grausam 🙁 . Diebstahl, Mord und Totschlag, Vergewaltigung, Kopf ab und Tod durch Hängen waren an der Tagesordnung. Zumindest auf den Färöern haben wir das Gefühl, jetzt in einer noch heilen Welt zu sein.

Zurück an Bord machen wir es uns gemütlich und verbummeln den restlichen Tag mit Lesen, Mittagschläfchen und relaxen 🙂 .

Am Steg kommen wir mit einem Fischer in´s Gespräch. Er erzählt uns viel über das Leben in Vestmanna. Aber nicht nur das, er und seine Familie sind  auch die Betreiber des Saga Museums, des Restaurants und der Bootstouren zu den Grotten. Angefangen hat er vor 40 Jahren mit dem kleinen Boot, auf dem wir gerade sitzen.

Als der Tourismus zunahm, hat er zwei weitere Boote gebaut und seine Söhne mit in`s Geschäft genommen. Im neu gebauten Haus sind die Tourismusinfo, das Restaurant und im Dachgeschoss das Saga Museum untergebracht. Seine Familie hat für die Wachsfiguren Modell gestanden. Heute hilft er nur noch aus, wenn er gebraucht wird. Er hat damals für die Bootstouren entlang der Klippen eine Seekarte gezeichnet und mit Wegpunkten und Sehenswürdigkeiten beschriftet – ein tolles Unikat.

Handgezeichnete Seekarte für die Bootstouren

Handgezeichnete Seekarte für die Bootstouren

Von ihm bekommen wir dann auch noch mal Nachhilfe im Umgang mit den Strömungskarten für die Färöer – hilfreich ist vor allem die Erklärung der Bedeutung der Begriffe in färöischer Sprache 😉 .

Zur passenden Zeit segeln wir dann bei wieder schönem Wetter auch mit der Strömung – immerhin bis zu 3,5 kn – durch den Vestmannasund nach Miðvágur auf Vágar.

Vestmanna - Miðvágur

Vestmanna – Miðvágur

Unterwegs nach Miðvágur

Unterwegs nach Miðvágur

Miðvágur

Miðvágur

Hier dürfen wir an der Fischerpier festmachen, eine Pier mit alten Gummireifen. Eine ziemlich dreckige Angelegenheit – unsere Tampen sind nach dieser Nacht schwarz 🙁 . Überall dort, wo die nassen Tampen an Deck kommen, sind schwarze Schlieren.

Liegeplatz in Miðvágur

Liegeplatz in Miðvágur

In Miðvágur machen wir noch eine sportliche Abendwanderung zum Bósdalafossur – Wasserfall, der aus dem Leitisvatn – See 35 Meter tief in den Atlantik fällt. Der Weg ist uneben und durch den Regen ziemlich matschig. Sehr viel beeindruckender als der Wasserfall, den wir nur von der Seite erahnen können, ist die Brandung, die an die Klippen donnert. Wir klettern über die Felsen zum See runter, laufen den Weg am See entlang zurück und werden kurz bevor wir wieder bei unserer Ruby Tuesday sind, noch so richtig nass. Dumm gelaufen – der Regen hätte auch eine halbe Stunde später kommen können 😉 .

Leitisvatn und Atlantik

Leitisvatn und Atlantik

Ganz schön matschig

Ganz schön matschig

Klippen kurz vorm Ziel

Klippen kurz vorm Ziel

Alles im Blick

Alles im Blick

Kaum zu erkennen - aber hier stürzt der Wasserfall in den Atlantik

Kaum zu erkennen – aber hier stürzt der Wasserfall in den Atlantik

Atlantikküste mit See und Wasserfall 😉

Donnerstag wollen wir gegen 13:00 Uhr aufbrechen, um nach Tórshavn zu segeln. Wenn wir richtig gerechnet haben, sollte uns die Strömung mitnehmen 😉 . Kurz vorher steht ein Zollbeamter auf unserem Schiff – er habe unsere gelbe Flagge gesehen und wolle wissen, ob wie einklarieren wollen. Er müsse jetzt nur schnell zum Flughafen, dort würde in einer Stunde eine Maschine landen, dann könne er aber gerne zu uns zurück kommen. Wir erzählen ihm, was wir mit seinen Kollegen vereinbart haben. Alles ok, er würde seine Kollegen noch mal telefonisch über unsere Ankunft in Tórshaven informieren. Diesen entspannten und freundlichen Umgang miteinander werden wir echt vermissen, wenn wir wieder in Deutschland sind.

2016-08-25 Midvagur-Torshavn

Miðvágur – Tórshavn

Mit bis zu 4,5 kn Strom segeln wir durch den Hestsfjórður zwischen Streymoy, der Hauptinsel und den Inseln Kóltur und Hestur.

Kóltur

Kóltur

Erst als wir in den Nólsoyarfjórður einbiegen, kommt uns der Strom mit 1 kn entgegen. Genauso, wie es auch in den Strömungskarten verzeichnet ist. Mit dem richtigen Material und vor allem mit den Übersetzungen der färöischen Begriffe ist die ganze Gezeitennavigation keine Zauberei mehr 😉 . Wir können Tórshavn schon sehen, da zieht innerhalb von Minuten Nebel auf. Alles ist in weißer Watte verpackt. Über Funk melden wir uns bei Tórshavn Port Control an, dürfen in den Hafen einlaufen und dann scheint auch wieder die Sonne.

Die alte Thingstätte in Tórshavn

Die alte Thingstätte in Tórshavn

Nicht so schön ist, dass der Besuchersteg voll ist – nur zwei Segler aus Dänemark, aber acht einheimische Boote. Wir legen uns an den äußeren Fingersteg – nicht optimal, aber es geht 😉 .

Außen am Fingersteg - alles andere ist voll

Außen am Fingersteg – alles andere ist voll

Kurze Zeit später kommt ein Zollbeamter an Bord – der, mit dem ich am Montag telefoniert hatte. Er klariert uns ein und gleichzeitig wieder aus und erzählt uns, dass nur die Segelboote kontrolliert werden müssen, nicht die großen Fährschiffe. Kontrolliert wird auf Schmuggel von Drogen für die Färöer oder für Island – im letzten Jahr wurden drei Segler beim Schmuggeln erwischt. Eingesetzt werden dafür dann auch schon mal Spürhunde. Wir machen offensichtlich einen vertrauenserweckenden Eindruck – er fragt noch nicht mal, ob wir Alkohol an Bord haben 😉 . Aber Alkoholschmuggel aus Island, wo der Alkohol noch teurer ist, als auf den Färöern, ist wohl auch eher unwahrscheinlich 😉 .

Abends spazieren noch mal durch Tórshavn – wie ausgestorben ist die kleine Stadt. Eigentlich ist doch noch Saison hier und das Wetter ist gut. In den drei Monaten, die zwischen unseren Besuchen hier liegen, hat sich einiges verändert. Die Tourismusinformation ist umgezogen und liegt nicht mehr so zentral am Hafen. Und auch der  Treppenaufgang zur Kirche ist fertig geworden – sehr schön mit indirekter Beleuchtung und kleinen Blumenbeeten auf den Treppen.

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