Mittwoch, den 21.08.2019
Für heute haben wir kein großes Ausflugsprogramm auf dem Plan. Wir wollen unser Auto nach Bilbao bringen und dort vielleicht noch ein bisschen von der Stadt besichtigen, wenn noch genügend Zeit bleibt. Die Fahrt von Bilbao zurück nach Hendaye mit verschiedenen Bussen ist wesentlich aufwendiger, als die bisherigen Zugfahrten 🙁 . Aber bevor es nach Bilbao geht, fahren wir erst mal nach San Sebastián.
Wir sind schon früh dort – es geht noch ziemlich beschaulich zu. San Sebastián zählt zu den schönsten und vermutlich auch teuersten Seebädern Spaniens. Der Glanz der vergangenen Zeiten spiegelt sich noch in den schönen Villen, der Promenade rund um die Badebucht Bahía de la Concha mit den ausgefallenen Laternen und dem Spielcasino wider. Eingerahmt ist die Bahía de la Concha von den beiden Bergen Monte Urgull mit der riesigen Christusstatue und Monte Igueldo. Gegen den Atlantikschwell bietet die kleine vorgelagerte Insel Isla de Santa Clara ein bisschen Schutz. Das ist schon ein tolles Panorama!
Als erstes gehen wir natürlich zum Hafen 😉 – der Fischerhafen ist winzig und ziemlich voll. Viel größer ist die Marina auch nicht, aber es passen immerhin ein paar Segelboote rein.
Die Lage der Marina ist erstklassig – direkt am Eingang zur Altstadt mit den kopfsteingepflasterten Gassen und den viele Bars und Restaurants. Diese locken die Besucher schon am frühen Morgen mit Pinchos bzw. Pintox, den Appetithäppchen an. Obwohl es noch relativ früh ist und die Altstadt noch von den Feiern der letzten Nacht gesäubert wird, sehen wir in jeder Bar auf den Tresen jede Menge Platten mit unterschiedlichen Häppchen. So richtig appetitlich ist das nicht – jeder Besucher, der sich einen Kaffee oder ein Bier bestellt, greift über die Platten mit den Pinchos nach seinem Getränk. In nicht nur einer Bar sehen wir frühe Gäste, die ihr Bierglas zwischen die Pincho-Platten stellen und vor dem Tresen mit den Platten sitzen.
Wir bummeln durch die Gassen ohne von den Pinchos probiert zu haben 😉 . Herzstück der Altstadt ist die Plaza de la Constitución, die in früheren Zeiten Schauplatz von Stierkämpfen war. An den Balkonen kann man noch heute Nummern sehen – das waren damals die Logen für die Zuschauer. Auffällig sind nicht nur hier an den Balkonen, sondern auch in der ganzen Altstadt die Fahnen der ETA – offensichtlich werden hier Terrorsympatisanten geduldet. Der Freiheitskampf der Basken ist hier ebenso präsent, wie der immer noch währende Konflikt in Nordirland.
Aber eigentlich merken wir von diesen Freiheitsbestrebungen nichts – die Stimmung in San Sebastián ist entspannt, je später es wird, um so voller wird es in der Stadt und am Strand. Wir bummeln noch ein bisschen über die Promenade, dann machen wir uns auf den Weg nach Bilbao.
Die Fahrt über die Autobahn geht schnell, wir fahren erst mal zu den Marinas, die in Bilbaos großem Handelshafen liegen. Die Getxo Marina liegt direkt am Handelshafen, die beiden anderen Marinas liegen in freundlicherer Umgebung in den Vororten Getxo und Santurtzi – auf jeden Fall aber ziemlich weit von der Altstadt von Bilbao entfernt. Dorthin gibt es eine Metro oder eine Bahn, so dass man problemlos in’s Zentrum kommt.
In Getxo spannt sich die Puente de Bizkaia über den Rio Nervión – eine der noch erhaltenen Hängebrücken. In Rochefort haben wir ja schon eine Hängebrücke gesehen, in Rendsburg gibt es auch eine. Wir lassen uns den Spaß nicht nehmen, uns mit unserem Auto über den Rio Nervión übersetzen zu lassen 🙂 .
Damit hat der Spaß für uns in Bilbao aber auch schon ein Ende 🙁 . Bilbao ist eine Großstadt mit rund 400.000 Einwohnern im Kerngebiet und 800.000 Einwohnern in Groß-Bilbao. Durch die Stadt führen Autoschnellstraßen mit begrenzten Abbiegemöglichkeiten. Die Vororte sind über ebensolche Schnellstraßen mit dem Zentrum verbunden. Das Fahrverhalten der Spanier ist gelinde gesagt rücksichtslos – vor allem in den vielen Kreisverkehren fahren viele Auto- und Motorradfahrer ohne Sinn und Verstand.
Eigentlich wollen wir heute noch zum Guggenheimmuseum – wir kommen auch tatsächlich bis dahin, aber es gibt weder ein freies Parkhaus noch freie Parkplätze in der Nähe. Entnervt geben wir auf und fahren zurück Richtung Hafen, um uns dort in einer der Vorstädte einen längerfristigen Parkplatz für unser Auto zu suchen. Mehr durch Zufall als geplant finden wir tatsächlich in Bahnhofsnähe einen kostenlosen Parkplatz.
Zurück im Zentrum von Bilbao kämpfen wir uns durch nicht funktionierende Ticketautomaten für den Bus nach San Sebastian. Das geht uns allerdings nicht alleine so – das System der unterschiedlichen Busse (Fernbusse, Innerstädtische Busse und verschiedene Busgesellschaften) mit den dazu passenden unterschiedlichen Ticketautomaten ist nicht nur für uns verwirrend. Letztlich können wir in einem Ticketbüro unser Busticket kaufen – im Fernbus gibt es keinen Ticketverkauf. Ähnlich chaotisch ist es in San Sebastian – dort finden wir erst im zweiten Anlauf die Bushaltestelle. Tickets gibt’s dort zum Glück im Bus 😉 . Der Bus bringt uns dann bis nach Hondarribia. Dort nehmen wir die kleine Fähre über den Bidasoa-Fluss und sind direkt in unserem Hafen 🙂 . Das ist dann noch der einfachste Teil unserer Rückreise 😉 .
Bisher war es in Frankreich kein Problem, unser Auto zu parken und Stadt oder Hafen mit dem Zug zu erreichen. Das sieht in Spanien zumindest in den großen Städten doch anders aus. Hätten wir nur annähernd geahnt, wie groß und unübersichtlich Bilbao ist, hätten wir unser Auto dort sicherlich nicht hingebracht. Nun ja, unsere Reise ist ja ohnehin bald zu Ende – Mitte September wollen wir in Avilés sein, wo unsere Ruby Tuesday den hoffentlich nicht kalten Winter verbringen wird. Dorthin werden wir unser Auto irgendwann noch bringen – natürlich verbunden mit einem Landausflug in die spanischen Berge 🙂 . Auch Bilbao werden wir noch mit unserer Ruby Tuesday anlaufen, gesehen haben wir von Bilbao ja noch nicht viel 😉 – und irgendwie wollen wir den negativen Eindruck, den Bilbao bei uns hinterlassen hat, doch noch gerade rücken 😉 .