Donnerstag den 18.07.2019
W-SW 3-4 Bft – 12 sm – 2h 34 min – Ø 4,8kn – gesamt: 816 sm
Gespannt, ob Peters Reinigungsaktion gestern erfolgreich war, oder ob die Vibrationen doch einen anderen Grund haben, lösen wir um 08.00 Uhr die Tampen von der Mooring. Unsere Ruby Tuesday nimmt sofort Fahrt auf, keine Vibrationen – alles im grünen Bereich 🙂 . Es war tatsächlich der dicke Bewuchs an der Schraube, der für das unrunde Laufen verantwortlich war. Glück gehabt, dass es nur das ist und der Rumpf frei von Muscheln oder anderem Bewuchs ist. Das alles beim Tauchen abzukratzen, ist schon eine Herausforderung 😉 .
Mit gerade beginnendem ablaufenden Wasser verlassen wir den Golfe du Morbihan – wirklich ein schönes, geschütztes Segelrevier mit vielen netten Ankerplätzen 🙂 . Leider macht die Sonne heute Morgen erst mal Pause – es ist bewölkt und etwas später setzt Nieselregen ein. Wir setzen die Segel und machen uns auf den Weg zur Île de Houat – eine der drei vorgelagerten Inseln der Bucht von Quiberon. Die nächsten Tagen werden wir auf der Île de Houat, der Belle-Île und der Île de Hoedic verbringen – mal wieder vor Anker in hoffentlich nicht zu vollen Buchten 😉 .
Wir genießen das Segeln in vollen Zügen – der Wind kommt mit 3-4 Bft aus West bis Südwest. Das passt gerade richtig für einen Am-Wind-Kurs 🙂 . Viel zu schnell sind wir vor der Bucht Tréac’h er Gourhed am östlichen Ende der Île Houat. Gelb leuchtet der Sandstrand, ein paar Felsen schützen die Bucht an ihren Ausläufern und jede Menge Segler liegen hier vor Anker. Leer ist anders 😉 .
Uns kommen aber auch viele Segler entgegen – ein bisschen wie die Flucht aus dem Paradies, oder das Frühstück ist gerade beendet 😉 . Wir suchen uns einen Platz zwischen den Ankerliegern und lassen unseren Anker auf gut 3 Metern Wassertiefe fallen. Erst nieselt es noch ein bisschen, ab mittags kämpft sich die Sonne so langsam durch die Wolken. Die frei gewordenen Ankerplätze werden schnell wieder von ankommenden Seglern besetzt – in unserem Törnführer heißt es, dass die Tréac’h er Gourhed ein Geheimtipp der Bretagne sei und den schönsten Strand habe. Dort steht aber auch, dass die Nächte wegen der Brise de Terre zu sehr lebendigen Pyjamaparties führen, die Schiffe von Seite zu Seite rollen oder gerne auch durch die Bucht driften – wir sind gespannt 😉 . Wie immer haben wir zumindest unseren Anker sehr gut eingefahren – auf alles andere haben wir nicht wirklich Einfluss 😉 . Moorings sucht man in dieser und den anderen Ankerbuchten rund um die Insel vergebens – 🙂 – nur an der Nordseite vor dem Hafen St. Gildas liegen ein paar Visitor-Moorings aus.
Groß ist die Île de Houat nicht, nur ca. 5 km lang und 1,5 km breit. Geformt ist sie wie ein Hummer – der wunderschöne Strand vor dem wir und gefühlt hunderte, gezählt aber tatsächlich nur 55 andere Segler ankern 😉 liegt zwischen den Scheren des Hummers.
Obwohl so viele Segler in dieser Bucht vor Anker liegen, ist es nicht eng, laut oder unangenehm. Es ist viel Platz zwischen den Booten, die Nacht ist entgegen der Ankündigung in unserem Törnführer ruhig – weder gehen Boote auf Drift, noch liegen die Schiffe unruhig. Liegt vielleicht auch am Wetter – es ist nicht sehr windig 🙂 .
Wer hier Animation, Unterhaltung oder besonderen Komfort sucht, sucht vergebens. Auf der Île de Houat gibt es viele schöne Badebuchten mit gelbem, feinen Sand, schöne Wanderwege rund um und über die Insel und ein ganz idyllisches Dorf mit vielen weiß getünchten Häusern und einer unbeschreiblichen Blumenpracht. Hortensien, Stockrosen, Rosen , Fuchsien und lila Blumen, die wir auch von den Kanalinseln und den Scilly Inseln kennen. Das Klima, die Blumen und die Landschaft erinnern sehr an diese beiden Inselgruppen.
So gaaanz langsam freunden wir uns dann doch mit der Bretagne an – zu Beginn unseres Sgeltörns hatten wir da doch so unsere Schwierigkeiten 😉 . Aber hier ist es einfach nur schön – wir freuen uns schon auf die nächsten Inseln!
Auf einer langen Wanderung über die kleine Insel laufe ich an der schroffen Westküste entlang – aber auch hier gibt´s zwei sehr schöne Ankerbuchten mit Sandstrand zwischen den Felsen.
Die Insel ist leicht hügelig, wenig Bäume wachsen darauf – dafür sind die Winterstürme vermutlich zu heftig. Es gibt viel Stechginster, Heide und Wiese. Die Ostseite ist lieblicher – hier reiht sich eine Sandbucht an die nächste. Bei Wind aus jeder Richtung kann man vor der Île d’Houat einen guten und sicheren Ankerplatz finden.
Faszinierend ist die Ruhe auf der kleinen Insel. Es gibt kaum Autos, außerhalb des Ortes auch nur Schotterwege, die sich gerade so für Radfahrer eignen – besser ist man hier zu Fuß unterwegs 😉 , denn nur so kann man auf den schönen Küstenpfaden die Insel umrunden 🙂 .
Seit wir wieder in Frankreich sind, haben wir hochsommerliches Wetter – Sonnenschein von einem strahlend blauen Himmel, gelegentlich mal ein paar Wolken, Temperaturen um 24°C oder etwas mehr im Schatten und immer eine leichte Brise 🙂 . Zu Beginn unserer Reise waren wir ja etwas skeptisch, ob wir mit dem warmen Wetter nach den vielen Segelreisen im doch eher unterkühlten Norden überhaupt klarkommen. Sonnenanbeter sind wir beide nicht, Temperaturen um 20°c reichen uns eigentlich. Jetzt genießen wir die Wärme dann doch – es ist schon toll, nur eine Shorts und ein T-Shirt anzuziehen und beim Segeln nicht zu frieren 🙂 . Abends und nachts kühlt es so gut ab, dass wir prima schlafen können und morgens um die 18°C im Schiff haben.
Wir graben aus unseren Stauräumen Klamotten aus, die wir seit Jahren unbenutzt durch die Gegend segeln – das Sonnensegel, das wir 2002 gekauft und nur einmal auf den Kanalinseln gebraucht haben, haben wir zumindest schon mal gelüftet 😉 – gebraucht haben wir es noch nicht. Unsere Sprayhood ist so schön groß, dass wir bei Regen und auch bei Sonne darunter perfekt geschützt sind. Aber wer weiß, vielleicht kommt das Sonnensegel ja doch noch zum Einsatz 🙂 . Gebraucht haben wir schon unser Lüftungssegel, das wir auch seit 2002 durch die Gegend segeln. Das Lüftungssegel ist aus ganz dünner Fallschirmseide gefertigt und wird mit einem Fall aus der Salonluke so weit hochgezogen, dass die vier Enden mit Gummis oder Tampen im Salon abgespannt werden können. Es bläht sich auf und leitet die Luft schon bei der leichtesten Brise ins Innere – manchmal so viel, dass wir nicht daneben sitzen können, ohne das Gefühl zu haben, dass es fast unangenehm zieht 😉 . Ein super leichtes, kleines Teil mit großer Wirkung 😉 . Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, das wir unser altes Equipment tatsächlich mal einsetzten können 😉 . Für den weiteren Weg nach Süden sind wir mit dieser Ausstattung und genügend Wasser zum Abkühlen und Schwimmen bestimmt gut gerüstet 😉 .
Immer dort, wo es geht ankern wir – auf dem Wasser ist immer frischere Luft und dort weht meistens einbisschen Wind – ganz anders als in den Häfen. Und wenn’s doch zu heiß wird oder wir uns heiß gewandert haben, können wir jederzeit in’s Wasser springen 🙂 . Unschlagbare Vorteile hier im Süden!