Dienstag, den 20.08.2019
Leider schwächelt das Wetter heute wieder ein bisschen – die Sonne versucht sich durch die Wolken zu kämpfen, ist aber im Moment noch eher auf der Verliererseite 🙁 . Na ja, besser, als wenn es regnet 😉 .
Mit dem Auto fahren wir in die Berge, die uns hier schon die ganze Zeit so anlachen. Um möglichst schnell und möglichst einfach ohne Anstrengung 😉 einen schönen Überblick über die Landschaft zu bekommen, wollen wir mit der antiquierten Zahnradbahn „La petit train de la Rhune“ auf den Berg Rhune fahren. Die versieht ihren Dienst schon seit 1924. Schon der Weg dahin ist wunderschön 🙂 . Je weiter wir in die Vorpyrenäen kommen, um so grüner wird die Landschaft. Wiesenteppiche breiten sich aus, Berge und Täler werden immer gewaltiger. In dieser wunderschönen Landschaft findet sich hier und da mal ein kleines Dorf, Land- und Viehwirtschaft bestimmen das Bild und immer wieder sehen wir die weißgekälkten, ziegelgedeckten Häuser mit den roten Fensterläden.
Mit der in die Jahre gekommenen Zahnradbahn fahren wir im Schneckentempo auf den 905 Meter hohen La Rhune, der schon zu den Pyrenäen gehört.
Trotz der Wolken, die zwischen den Bergen hängen, ist die Aussicht beeindruckend 🙂 . Die Auffahrt zum Gipfel dauert ca. 40 Minuten – kurzweilige Minuten, weil es immer etwas anderes zu sehen gibt. Die Strecke führt vorbei an Farnen und Felsblöcken, reichlich Schafe sind auch unterwegs. Zwischen den Wolken läßt sich der Antlantik sehen, die Bucht von Saint Jean-de-Luz ist gut zu erkennen.
Oben angekommen haben wir ein tolles Panorama. Über den Grat des Berges La Rhune verläuft die französisch-spanische Grenze – allerdings nicht sichtbar 😉 . Ganz zutraulich sind die Pottok-Ponys, halbwilde, baskische kleine Pferde, die auf dem Grat grasen.
Durch wunderschöne Natur fahren wir weiter nach Saint Jean-Pied-de-Port. Es ist nicht nur eines der malerischsten Städtchen im französischen Baskenland, sondern hier beginnt auch der Jakobsweg nach Santiago de Compostela mit einem nicht ganz leichten Aufstieg in die Pyrenäen zum Ibeñata-Pass. Der kleine Ort hat sich voll auf die Jakobspilger eingestellt – Vermarktung, Unterkünfte und Ausstattung inklusive 😉 . Das tut der schönen Atmosphäre in diesem Ort aber keinen Abbruch.
Mit ein bisschen sehnsüchtigen Augen verfolge ich die Rucksack bepackten Pilger mit den dicken Wanderschuhen – 2013 wollte ich im Herbst von hier den Jakobsweg nach Santiago de Compostela wandern. Nach mehr als 7 Monaten Segeln habe ich mich damals aber so auf zu Hause, Familie und Freunde gefreut, dass ich dann den Absprung für eine 6-wöchige Wanderung nicht mehr geschafft habe. Sieht man heute hier die Kommerzialisierung des Pilger-Wanderns, stellt sich schnell die Frage, ob es tatsächlich der Jakobsweg sein muss, oder ob es nicht mindestens ebenso schöne, aber nicht so volle Wanderwege gibt. Über diese Frage denke ich dann mal nach, wenn das Segeln nicht mehr so viel Zeit und Raum einnimmt, wie jetzt 😉 .
Statt auf den 1.057 Meter hohen Ibeñata-Pass zu wandern, fahren wir die kleine Straße mit den unendlich vielen Haarnadelkurven hoch. Das Sträßchen windet sich durch dichten Kastanien- und Buchenwald mit tollen Ausblicken in die Umgebung. Bis fast auf den Pass ist die Sicht gut – dann verschlucken Wolken den Pass und den Ausblick auf die Pyrenäen 🙁 . Schade, aber das Wetter kann man leider nicht beeinflussen oder mitbuchen 😉 .
Auf der anderen Seite des Passes fahren wir noch das kurze Stück bis zum Kloster Roncesvalles, das aber im Moment viel von seiner Ausstrahlung durch Bauarbeiten verliert. Zum Kloster gehören Kreuzgang und Kapitelsaal, Kirche Santa Maria, Krypta, Museum mit Klosterschatz und die beiden Kapellen Santiago und Sancti Spiritus. Allerdings muss man für den ganzen Komplex bis auf die Kirche Santa Maria Eintritt zahlen – dafür ist unsere Zeit heute zu knapp.
Durch fast unberührte Natur fahren wir auf einer eher holperigen Straße zurück Richtung Hendaye. Dabei passieren wir den Eugui-Stausee, der von sanften, grünen Hügeln eingerahmt ist. Mitten durch das Landschaftsschutzgebiet Quinto Real mit Buchen-Eichen- und Eibenbeständen verläuft die Straße weiter. Wir sind schlicht begeistert von den Bergen, der Landschaft, der Natur und der Einsamkeit – das ist doch eher unsere Welt, als große Seebäder mit vielen Menschen 😉 . Nicht ohne Grund sind wir in den letzten Jahren in eher einsamen Gegenden im hohen Norden gesegelt 🙂 .
Durch das grüne Tal von Baztán und durch das Tal des Bidasoa-Flusses fahren wir zurück zu unserer Ruby Tuesday 🙂 .