Sonntag, den 18.08.2019
WSW 3 Bft – 11 sm – 2h 29 min – Ø 4,3kn – gesamt: 1.241 sm
Nach unserer Landtour verlegen wir uns noch für eine Nacht in die Bucht von Saint-Jean-de-Luz – es ist heiß und im Hafen können wir nicht mehr bleiben. Wir müssen die vielen Eindrücken erst mal verarbeiten 😉 , Fotos sortieren, Blog schreiben und die nächsten Landausflüge planen. Und da nicht viel Wind ist, geht das in der Bucht ganz gut.
Heute segeln wir dann ein kleines Stück weiter nach Westen – die Sonne scheint noch, es soll sich aber ab heute Nachmittag zuziehen und ein bisschen Regen für heute Abend und heute Nacht ist auch angesagt.
Obwohl nicht viel Wind ist, läuft um die östliche Hafenmole ein ziemlich hoher Schwell in die Bucht. Die Wellen brechen sich innen an der Mole. Surfer und Stand-Up-Paddler haben ihren Spaß 🙂 . Auch außen brechen sich die Wellen – manche sind so hoch, dass die Brandung über die Mole schwappt.
Eigentlich unvorstellbar bei dem wenigen Wind, aber Dünung ist hier offensichtlich immer. Genau das haben wir in unseren Törnführern gelesen und genau davor wird bei den Hafeneinfahrten auch immer wieder gewarnt – aber so richtig vorstellen konnten wir uns das bis jetzt nicht.
Bei Wind aus Südwest sind wir einen Kreuzkurs bis nach Hondarribia(E)/Hendaye(F) gesegelt. Tolles Segeln bei warmem Wind und Sonnenschein und relativ hoher Dünung. Die Dünung ist beeindruckend, es scheint, der Atlantik atmet. Andere Segelschiffe verschwinden bis fast zum Baum hinter den Wellen, um gleich darauf wieder aufzutauchen. Manchmal gucken wir auch ein bisschen skeptisch der Dünung entgegen – so hoch, ob das gut geht? Es geht – unsere Ruby Tuesday wird sanft angehoben und ebenso sanft gleitet sie wieder in’s Wellental. Und so geht das immer weiter, immer weiter ….. Wir könnten gut noch weiter segeln, wollen aber den letzten französischen Hafen Hendaye anlaufen, um dort noch mal drei Nächte zu bleiben. Die bieten ganz günstige Liegegebühren an – drei Nächte bleiben, zwei bezahlen. Das passt gut zu unseren Ausflugsplänen, die wir noch so im Kopf haben 🙂 .
Als wir in der Bucht von Hondarribia(E)/Hendaye(F) ankommen, ist gerade Niedrigwasser und die Einfahrt laut Hafenhandbuch zu flach. So werfen wir erst mal den Anker vor Hondarribia.
Genau zwischen den beiden Städten Hondarribia und Hendaye verläuft die spanisch-französische Grenze. So sind wir also in Spanien angekommen – vorsichtshalber holen wir die französische Gastlandflagge runter, hissen aber die spanische noch nicht. Auch wieder aus unseren Törnführern wissen wir, dass im spanischen Baskenland nur die baskische Gastlandflagge geführt werden soll, nicht auch noch die spanische. Und die baskische Flagge müssen wir erst noch kaufen 😉 . In Saint-Jean-de-Luz, unserem ersten baskischen Hafen, haben wir sie nicht bekommen. Es hat sich aber auch niemand daran gestört, dass wir dort nur die französische Gastlandflagge geführt haben. In der Bretagne haben wir unter der französischen auch noch die bretonische Flagge unter der Steuerbordsaling gehisst. So würde es in Frankreich auch mit der baskischen Flagge funktionieren – die französischen Basken sehen das nicht so eng, die spanischen schon 😉 . Wir sehen aber auch alle möglichen anderen Kombinationen bei französischen wie auch englischen oder holländischen Schiffen hier. Die Franzosen fahren gerne die baskische Flagge unter der einen, die spanische Flagge unter der anderen Saling – egal, ob steuerbord oder backbord 😉 . Die Engländer, die es ja eigentlich wissen sollten, haben häufig die Gastlandflagge unter der Backbord-Saling – geht gar nicht 🙁 . Also eigentlich kann man hier alles oder auch nichts falsch machen. Wir entschließen uns letztlich dazu, die spanische Gastlandflagge unter der Steuerbord-Saling zu hissen und die baskische darunter. Wir sind schließlich in Spanien in der Region Baskenland – sollten wir nur die baskische Flagge führen, wäre das auch ein politisches Statement, nämlich die Anerkennung des Baskenlandes als eigenständige Nation, das wir so nicht abgeben wollen. Ganz schön kompliziert 😉 . Diese Gedankenspiele und die Bedenken, irgendjemandem auf die Füße zu treten, hatten wir im letzten Jahr in Nordirland auch.
Das Wetter wird schlechter und wir bleiben vor Anker liegen. Erst am nächsten Morgen verlegen wir uns kurz nach Hochwasser in den Hafen von Hendaye – nicht ohne vorher noch schnell wieder die französische Gastlandflagge zu hissen ;-).
Landschaftlich ist es hier ganz anders, als wir Frankreich bisher kennengelernt haben. Hier reichen die grünen Ausläufer der Pyrenäen bis an’s Wasser. Weiter im Hinterland sehen wir die Pyrenäen – hohe Berge, schroff und weite Täler dazwischen. Und überall die baskischen Fachwerkhäuser mit ihren Holzbalkonen und Holzfensterläden in rot, blau und grün – richtig schön! Wir freuen uns auf die nächsten Ausflüge, denn dann wollen wir ein bisschen vom französischen und spanischen Baskenland näher kennenlernen 🙂 .