Samstag den 20.07.2019
SW-NW 3-4 Bft – 15 sm – 3h 05 min – Ø 5,0kn – gesamt: 831 sm
Weiter geht’s zur Belle-Île-en-Mer, der größten und südlichsten der drei Inseln in der Bucht von Quiberon. Mit 18 Kilometern Länge kann man die Belle-Île nicht mal mehr so eben umwandern 😉 . Wir sind gespannt, ob sie ihren Namen zu Recht trägt 😉 .
Aber erst mal müssen wir dorthin segeln. Rund um die Île d’Houat liegen jede Menge Felsen im Wasser, Flachs, Untiefen oder auch Klippen, die gerade so eben überspült sind. Wir wollen zwischen den Inseln Île d’Houat und Île d’Hoëdic durch die Passage des Sœurs segeln. Die ist gut betonnt und trotz der flachen Stellen sollte es problemlos klappen.
Der Wind weht etwas mehr aus West, als aus Südwest, so dass wir prima Hoch-Am-Wind segeln können. Rechts können wir noch einen Blick auf die schöne Île d’Houat werfen, die uns wirklich super gut gefällt, links liegt die Île d’Hoëdic, die uns auch schon ganz neugierig macht – der Besuch muss noch ein paar Tage warten 😉 . Vor uns liegt die Belle-Île – eigentlich wollen wir in Port Maria an der Südküste den Anker fallen lassen, segeln aber doch erst mal noch an der Ostküste entlang. Eine Sandbucht nach der anderen reiht sich hier zwischen den Klippen aneinander – ein tolles Bild. Es ist Samstag, sonnig und sehr warm – also jede Menge Betrieb an den Stränden 🙂 .
Vor dem Plage de Bordardoué oder auch Port Salio gehen wir vor Anker – in guter Entfernung vom Strand und der 2 Meter Linie – entgegen der Wettervorhersage dreht der Wind auf Nordwest und wir liegen fast auflandig. Auch diese Bucht ist ziemlich groß und wir liegen mittendrin – alleine 😉 . Einige Segelboote liegen etwas weiter nördlich und auch geschützter in der Bucht vor Port Guen, aber in unserer Seekarte ist der Meeresboden als Felsen ausgewiesen – nicht so gut zum Ankern 🙁 . Hier liegen wir auf Sand und bleiben erst mal liegen.
Nach einer angemessenen Mittags- und Ruhepause nach dem anstrengenden Schlag von 15 Seemeilen 😉 machen wir uns gegen 17:00 Uhr auf einen ersten Erkundungsgang Richtung Hauptort der Insel – Le Palais. Ich möchte gerne noch ein bisschen einkaufen und auch Infos über die Belle-Île, Fahrrad- und Autoverleih und Busfahrplan im Tourismus-Büro besorgen. Weit ist es nicht bis nach Le Palais – über den Küstenwanderweg geht’s mit einer tollen Aussicht auf das Festland, die Inseln Île d’Houat und Île d’Hoëdic und die Küste der Belle-Île nach Le Palais. Oberhalb des Hafens von Le Palais kommen wir aus.
Es ist viel Betrieb im Hafen – Fähren kommen und fahren, Tagesgäste oder Urlauber warten auf ihre Fähre. Auch viele Autos stehen in langer Schlange und warten darauf, dass sie auf die Fähre fahren dürfen.
Nur Segelboote liegen kaum im Hafen – das haben wir ganz anders erwartet. Eine Reihe liegt zwischen Kette an der Hafenmauer und Mooring, nur zwei Segelboote liegen in zweiter Reihe.
Auch im inneren Hafenbecken, das nicht trocken fällt, ist an den Schwimmstegen noch Platz – wenn auch im Päckchen, aber immerhin 🙂 .
Tauschen möchten wir trotzdem nicht – es ist uns viel zu trubelig hier und auch viel zu heiß. Hier weht kein Lufthauch 🙁 . Vor der Einfahrt zum Hafenbecken liegen einige Moorings aus, aber auch hier zu liegen ist nur zweite Wahl – die Fähren sorgen für erheblichen Schwell und schaukeln die Boote an den Moorings ganz schön durch. Ganz unangenehm empfinden wir die Achtung-Signale, die die Fähren beim Ein- und Auslaufen in voller Lautstärke geben (müssen) – auch abends um 23:00 Uhr noch. Trägt vermutlich nicht zu ungestörter Nachtruhe bei 😉 .
Nach unserem Einkauf im Supermarkt laufen wir über die kleinen Landstraßen zurück zu unserer Ankerbucht – eigentlich ein schöner Weg, aber ohne Bürgersteig oder Fahrradweg. Einige Autofahrer sorgen dafür, dass wir ganz sportlich zur Seite springen müssen, um nicht umgemangelt zu werden 🙁 .
Zurück an Bord verlegen wir uns dann doch zu den anderen Segelbooten in den geschützteren Bereich der Bucht – hier ist nicht ganz so viel Schwell und die Steilküste gibt guten Schutz vor dem inzwischen doch stärkeren Wind. Der Anker hält sofort – auf Sand und nicht auf Felsen, wie im Törnführer beschrieben. Port Guen hat noch einen anderen Vorteil – die Wellen brechen sich kaum am Strand, ganz anders als bei Port Salio. Da bin ich nur ziemlich durchnässt in’s Dinghi gekommen 😉 .
In Port Guen bleiben wir für die nächsten Tage liegen – ein schöner Platz, nah an Le Palais, aber leider doch auch je nach Strömung und Wind zeitweise Schwell, der auch schon mal ein Messer vom Tisch kegelt 😉 . Inzwischen haben wir uns an diese Schiffsbewegungen vor Anker gewöhnt, sie stören uns nicht mehr wirklich – meistens zumindest 😉 . Das war zu Beginn dieses Törns noch ganz anders!
In den nächsten Tagen gucken wir uns Belle-Île mit dem Bus und zu Fuß an. Das geht prima, denn zu allen sehenswerten Orten kann man bequem mit dem Bus fahren, von dort wandern und an anderer oder gleicher Stelle wieder in den Bus einsteigen. Zum Fahrradfahren fehlen uns die Fahrradwege – auch über die kleinen Straßen rasen die Busse und Autos 🙁 . Landschaftlich ist Bell-Île abwechslungsreich – wild zerklüftete Steilküste an der Westseite, lange Sandstrände zwischen hohen Felsen an der Ostseite und dazwischen eine leicht hügelige Hochebene auf der sich Gras- und Heideflächen abwechseln, auf der aber auch kleine Kiefernwälder und Getreideäcker vorkommen.
Nachdem wir uns durch Le Palais haben treiben lassen, fahren wir nach Sauzon, dem zweitgrößten Ort, der auch eine Fährverbindung mit Quiberon und einen schönen Hafen hat.
Die bunten Häuser von Sauzon sind entlang des Naturhafens gebaut, der am Ende eines langen Tals liegt. Wir sind zu Niedrigwasser hier – ein großer Teil des Hafens fällt trocken – gut für Boote, die sich trocken fallen lassen können 🙂 . Sauzon strahlt mit seinen verschachtelt gebauten Häusern eine fast mediterane Atmosphäre aus.
Auch hier gibt’s viele Touristen, Cafés, Restaurants und Bars, aber es geht hier doch viel entspannter zu, als im wuseligen Le Palais 😉 .
In Sauson starten wir unsere Wanderung entlang der Ostküste bis zum Pointe des Poulains ganz im Norden der Belle-Îles. Zwischen dichtem Ginster- und Farngestrüpp führt der Küstenwanderweg oberhalb der zerklüfteten Uferfelsen bis zum Leuchtturm beim Pointe des Poulains. Das ist eine Halbinsel, die bei Niedrigwasser erreicht werden kann.
Am steilen Westufer des Pointe des Poulains liegt das Fort Sarah Bernhardt – hier verbrachte die Schauspielerin viele Sommer, heute ist es ein Museum, das die Lebensgeschichte von Sarah Bernhardt, aber auch historische Gesichtspunkte der Inselgeschichte zeigt.
Wieder einmal fasziniert uns die schroffe Küste – hier kann man die kleine Schwester der Langen Anna von Helgoland sehen 😉 , aber auch andere zerklüftete Felsformationen begeistern uns.
Wir wandern noch bis zur Grotte de l’Apothicairie, in die man aber wegen Absturzgefahr nicht mehr absteigen darf. Unterwegs kommen wir an dem Lieblingsankerspot der Franzosen vorbei – Ster-Wenn. Das ist ein ziemlich schmaler Fjord, in dem man nur mit Landleinen ankern kann. Zum Schwojen fehlt der Platz. Ganz schön kuschelig – die Franzosen lieben es. Wir eher nicht 😉 .
Wir haben genug Sonne getankt 😉 und fahren mit dem Bus zurück nach Le Palais.
Zurück an Bord unserer Ruby Tuesday suchen wir Schatten – und Abkühlung im Atlantik, der hier immerhin 19°C warm ist!
Noch einmal geht’s mit dem Bus zur Westküste – diesmal nach Port Coton. Hier stehen besonders auffällige Felsnasen vor der Küste, die auch schon Claude Monet faszinierten. Er lebte einige Zeit auf der Bell-Île und hat mehrere Motive für seine Bilder an der Westküste gefunden.
Heute ist es uns zu warm, um länger an der Küste zu bleiben – kein Baum, kein Strauch sorgen hier für ein bisschen Schatten. Noch einmal schlendern wir durch Le Palais – diesmal zur Mittagszeit. Da ist es doch sehr viel ruhiger.
Einen kurzen Abstecher machen wir zur Citadelle-Vauban, die oberhalb des Hafens thront und Hafen und Le Palais im 18. Jahrhundert vor feindlichen Angriffen schützen sollte.
Aber auch hier brennt die Sonne gnadenlos und auf das historische Museum in der Citadelle-Vauban haben wir gerade nicht wirklich Lust – also geht’s zurück zum Boot …. und in’s Wasser 🙂 .