Donnerstag, den 20.06.2019
W 2-4 Bft – 35 sm – 8h 10min – Ø 4,2kn – gesamt: 779 sm
Eigentlich wollen wir, bevor wir für unseren Enkelkinderurlaub unseren Törn in der nächsten Woche unterbrechen, zur Belle-Île segeln – eine von drei Inseln, die der Bucht von Quiberon vorgelagert sind. Wir starten bei Sonnenschein und fast keinem Wind von hinten. Die Segel schlagen in der doch ziemlich hohen Dünung – gestern war es mal etwas windiger, das merkt man dann schon sofort. So richtig schnell kommen wir nicht von der Stelle, die Strömung schiebt uns in die falsche Richtung – nicht zur Belle-Île, sondern raus auf den Atlantik.
Auch die Wettervorhersagen für die nächsten Tage bieten von allem etwas 😉 – viel Wind aus West, wenig Wind von überall, wieder viel Wind aus Ost etc. Ein ziemliches Durcheinander, was es schwierig macht, einen sicheren Ankerplatz für mehr als ein paar Stunden zu finden. Wir beschließen, vor dem Hafen Sauzon an der Nordwestecke der Belle-Île an eine Mooring zu gehen, denn im Vorhafen soll bei Wind aus Nordost oder Ost ziemlich starker Schwell sein. Wenn man dann mit mehreren Schiffen an einer Mooring hängt, kann das nichts Gutes bedeuten. Aber auch an der Mooring vor dem Hafen sind wir dem Ostwind, der in der Nacht von Freitag auf Samstag einsetzen soll, ohne Schutz ausgeliefert. Und mehr als ein paar Stunden wollen wir schon auf der Belle-Île verbringen 🙂 .
Ich nehme mir noch mal die Törnführer und Hafenhandbücher vor und checke, ob wir nicht heute schon in den Golfe du Morbihan – das kleine Meer – segeln sollten. Das ist ein geschütztes und sehr übersichtliches Revier mit vielen Ankerstellen, da spielen Windstärke und -richtung nur eine Nebenrolle. In Vannes, der einzigen Marina des Golfes ganz im Norden, wollen wir unsere Ruby Tuesday liegen lassen und mit dem TGV und Thalys nach Hause fahren. In den Golfe du Morbihan gelangt man nur durch ein ziemlich schmales Fahrwasser mit viel Strömung. Der Golfe du Morbihan ist ein lagunenartiges Binnenmeer mit Gezeiten, wie im Atlantik. Also, nur zur rechten Zeit segeln wir auch in den Golfe du Morbihan hinein und stehen nicht auf der Stelle davor oder segeln vielleicht sogar rückwärts 😉 .
Ich rechne hin – ich rechne her, überprüfe alles zwei mal und komme zu dem Ergebnis, dass wir, wenn wir so langsam wie bisher weiterdümpeln, zu Stillwasser die Teignouse-Passage, eine Engstelle, die in die Bucht von Quiberon führt, passieren und ebenfalls zu Stillwasser in den Golfe du Morbihan segeln können – wir dürfen nur nicht viel schneller werden, denn dann kommt uns das Wasser im Golfe du Morbihan noch entgegen 😉 .
Wir nehmen Kurs auf die Teignouse-Passage – alles passt. Auch am Eingang zum Golfe du Morbihan sind wir zur rechten Zeit – bei Stillwasser segeln wir vorbei an Port Navalo mit seinem schönen Leuchtturm und schwupps – sind wir im Golfe du Morbihan 🙂 .
Und hier sind wir in einer ganz anderen Welt ….