Montag, den 10.06.2019
NW 3-4 Bft – 41 sm – 9h 32 min – Ø 4,3kn – gesamt: 666 sm
Als wir heute Morgen den Anker hoch holen, erleben wir eine unangenehme Überraschung – der Anker hat sich in Pflanzen eingegraben, die wiederum mit ihrem Wurzelwerk um einen dicken Stein gewachsen sind. Das alles ziehen wir mit unserem Anker an die Wasseroberfläche. Wie immer haben wir gestern den Anker gut eingefahren – Rückwärtsgang mit 2.000 Umdrehungen und das nicht nur für zwei Sekunden 😉 . Wie auch immer – der Anker hat auf jeden Fall gut gehalten.
Heute soll es dann durch das Raz de Seine gehen – bei optimalen Bedingungen 🙂 . Es ist nicht viel Wind und der kommt auch noch von hinten, das heißt, wir haben Strom und Wind aus der gleichen Richtung. Sollten wir etwas nach Stillzeit am Raz de Sein sein, haben wir zumindest keine unangenehmen Seegangsverhältnisse 🙂 . Wir segeln gemütlich nur mit Genua Richtung Raz de Seine, sind ein bisschen aufgeregt, ob auch alles passt – sind aber, ehe wir uns versehen, schon an der engsten Stelle vorbei. Glattes Wasser, keine große Strömung – nur einige andere Segler, die heute bei dem wenigen Wind lieber motoren 😉 .
Faszinierend ist der Blick auf den Point de Sein – die schroffe Felsenküste.
Erst später merken wir, dass das zunächst die letzte Felsenküste ist. Sehr langsam segeln wir an dem längsten Sandstrand der Bretagne entlang – der sichelförmigen Bucht Baie d’Audierne mit 25 km Sand – und nur dem Hafen Audierne an der nördlichen Spitze. Die Landschaft verändert sich merklich – aus den Klippen werden sanft hügelige Ufer mit grünen Wiesen oder Wäldern.
So richtig spannend ist das Segeln heute nicht, dafür ist viel zu wenig Wind. Aber mehrere Delfine begleiten uns einige Stunden – immer wieder tauchen sie unter unserer Ruby Tuesday durch und spielen in der Bugwelle. Sonnig ist es und auch warm – wir entspannen uns und genießen den schönen Tag 🙂 .
Nach Loctudy, einem der vier Fischerhäfen an der Küste des Landstrichs Pays Bigouden Süd, wollen wir heute segeln. Einfahren dürfen wir in den Hafen nicht zwischen 16:30 Uhr und 18:30 Uhr, denn da kommen die Fischer von ihrem Arbeitstag auf See zurück und haben in dem engen Fahrwasser Vorfahrt 😉 . Als wir um Point de Penmarc’h an der Südspitze der Baie d’Audierne segeln, wird es dann doch noch etwas windiger, wir rollen die Genua ein Stückchen ein und „bremsen“, um den Fischern nicht zu nahe zu kommen 😉 . Die kommen sehr zielstrebig auf die Hafeneinfahrt zu – der frische Fisch muss noch entladen und weiter transportiert werden. Der Arbeitstag für die Fischer ist noch nicht zu Ende.
Wir machen am Steg der Marina in Loctudy fest – zum Ankern ist hier wegen der vielen Moorings kein Platz. Da es morgen regnen soll, ist es auch nicht wirklich sinnvoll an eine Mooring zu gehen – im nassen Dinghi und strömenden Regen vom oder zum Schiff zu fahren, macht nicht wirklich Spaß 😉 .
Der Regen lässt nicht bis morgen auf sich warten – als wir gerade angelegt und alles fertig haben, beginnt es erst zu tröpfeln, dann richtig zu regnen. Erst später ist es wieder trocken, so dass wir doch noch eine kleine Runde durch den Hafen laufen können. Schön ist es hier, vor allem der Blick zur Halbinsel Île Tudy mit den vielen Booten an den Moorings gefällt uns.
Dienstag, den 11.06.2019
Einen ganzen Tag an Bord – das mag ich nicht so gerne, auch nicht wenn es regnet 😉 . Ein bisschen Kultur muss mal wieder sein – was passt besser an so einem trüben Tag, als ein Museumsbesuch 😉 . Mit dem Bus wollen wir nach Pont -l’Abbé fahren und dort in’s Château et Musée Bigouden gehen. Und auch die Stadt Pont -l’Abbé soll mit den vielen historischen Gebäuden ganz interessant sein – sie war politisches Zentrum der Region, bis Quimper das wurde. Mit dem öffentlichen Nahverkehr haben wir in den letzten Jahren ja schon einige Erfahrungen gesammelt – ärgern wir uns darüber, dass bei uns zu Hause der Bus nur alle 20 Minuten fährt, dürfen wir uns hier freuen, wenn er vier mal am Tag kommt 😉 . So haben wir den Bus nach Pont -l’Abbé dann auch gerade verpasst und dürfen gut zwei Stunden auf den nächsten Bus warten. Wir gucken uns Loctudy an, haben aber genau die Zeit der Mittagsruhe erwischt, in der alle Geschäfte geschlossen sind. Ist schon eher gespenstisch, wenn fast niemand unterwegs ist.
An der Bushaltestelle finden wir eine nette Crêperie und warten dort im Trockenen und Warmen auf den Bus.
In Pont -l’Abbé ist schon viel mehr Leben, wir schlendern am Flusshafen entlang und lassen uns durch die schmalen Gassen mit den vielen individuellen Geschäften treiben. Auffällig viele Schuhgeschäfte gibt’s hier 😉 .
Im Musée Bigouden wird die historische Entwicklung des Pays Bigouden sehr anschaulich dargestellt – besonders sehenswert sind die filigranen Stickereien auf den Bigouden-Trachten und die verschiedenen Variationen der Coiffe-Bigoudène, der ungewöhnlich hochgezogenen und reich bestickten Spitzenhäubchen.
Altes Mobiliar, Geschirr und Handwerksgeräte aus dem Landstrich sind zu sehen – sehr kritisch kommentiert wird der Gegensatz des früher minimalistischen Lebens zu unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft. So gab es früher für jedes Familienmitglied einen Löffel und eine Schüssel – daraus wurde alles gegessen. Machen wir heute unsere Schränke auf, wissen wir gerade nicht wirklich, welches Besteck oder welches Service es denn sein soll. Oder es gab einen Tisch im Haushalt – zum Essen, Gebären und zur Aufbahrung der Toten. Na ja, tauschen wollten wir wohl eher nicht 😉 , aber interessant ist es schon! In Pont -l’Abbé kann man die Bigouden-Tracht noch live sehen – sonntags beim Kirchgang tragen sie junge und alte Frauen aus der Region. Ansonsten sind die Lebensbdingungen sicherlich der heutigen Zeit angepasst 😉 .