Sonntag, den 04.09.2016 – Montag, den 05.09.2016
SE-E-SE-S 2-6 Bft – 135sm – 27h 47min – Ø 4,9kn – gesamt: 3.542sm
Die Wetterfenster sind klein – eigentlich zu klein, um bei moderaten Bedingungen weiterzusegeln 🙁 . Die restliche Strecke bis Vlieland oder Ijmuiden in einem Schlag zu segeln, geht für uns gar nicht. Nach Flaute kommt innerhalb von einem oder zwei Tagen Starkwind oder Sturm – und das immer aus Süd oder Südost. Auch ein Blick in die Wettervorhersage – egal, ob Wetterwelt oder Windyty – hilft nicht weiter. Ganz im Gegenteil, die Vorhersagen lassen uns eher die „Haare zu Berge stehen“. Also versuchen wir in mehr oder weniger großen Etappen nach Süden zu kommen. Tagesetappen funktionieren hier an der Ostküste auch nur mehr oder weniger gut, da viele Häfen nur um Hochwasser angelaufen werden können und bei auflandigem Wind gar nicht. Alles nicht wirklich optimal, wenn bei einem Kreuzkurs nicht annähernd genau geplant werden kann, wann wir welchen Hafen erreichen.
Heute scheint auf jeden Fall erst mal die Sonne, es weht wenig Wind aus Südost und wir machen bei mitlaufendem Wasser die Leinen los. Kurz nachdem wir den Hafen verlassen haben, kommt uns die AIDAdiva entgegen – wie gut, dass wir einen Liegeplatz freigemacht haben 😉 .
Viel Wind ist ja nicht und der kommt auch noch fast von vorne – trotzdem setzen wir die Segel und segeln wieder mal bei 2 Bft hoch am Wind Richtung Süden. Wir wollen nach Peterhead – dann haben wir schon mal den Moray Firth gequert. Der kann bei viel Wind aus West ziemlich unangenehm werden. Nur haben wir eigentlich nicht viel Wind aus West – auch nicht in der Vorhersage 🙁 . Aber was wir haben, das haben wir 😉 .
Schnell sind wir nicht, dafür ist das Leben an Bord sehr angenehm. Auch als der Wind auf ganze 2-3 Bft auffrischt, können wir das Segeln noch genießen ;-), obwohl sich dann doch so langsam Ungeduld ausbreitet. Wir kommen einfach nur sehr langsam voran. Wie gerne würden wir wieder mal mit 7 kn segeln – daran können wir uns schon fast gar nicht mehr erinnern. Für ein bisschen Ablenkung sorgen die vielen Delphine, die immer wieder vor unserem Bug auftauchen. So segeln wir in die Nacht – der Wind dreht auf Ost und wir können unseren Kurs halten. Aber nicht wirklich lange – wäre ja auch zu schön gewesen. Erst dreht der Wind langsam auf Südost, später dann auf Süd. Dafür nimmt er dann aber auch zu – erst auf gute 3 Bft, dann auf 4 Bft. Jetzt geht´s schneller voran 🙂 . 15 sm sind es noch bis zur Südseite des Moray Firth – das Kap schaffen wir nicht, dafür kommt der Wind schon zu sehr aus Südost. Eigentlich könnten wir bis nah an die Südseite segeln, wenn da nicht zwei Fischer wären, die uns vor den Bug fischen 🙁 . Ganz blöd ist, dass die kein AIS haben. Man kann sie nur als Radarsignal auf unserem Plotter sehen. Das war in Island wirklich klasse – da musste jeder, auch das kleinste Fischerboot, ein AIS mitführen. Den Kampf mit den Fischern verliere ich – ich mache ein Wende und „mache mich vom Acker“ 😉 . Das ist aber auch ok so, denn wir sind zu unserem Vergnügen unterwegs, die Fischer verdienen sich ihren Lebensunterhalt.
Genau in diesem Moment erwacht mein Handy zu neuem Leben – wir sind nah genug an Land, um wieder Empfang zu haben. Ich bekommen eine SMS aus der Ostsee – die PINCOYA mit Astrid und Martin segelt auch durch die Nacht und Martin, der genauso wie ich Wache hat, während unsere besseren Hälften noch die Kojen warmhalten, hat auf Marinetraffic gesehen, dass wir ebenfalls die Nacht zum Tag machen 😉 . Nur haben die beiden die besseren Bedingungen als wir – Wind von hinten und nicht von vorne. Na ja, man muss auch gönnen können, oder? Können wir, und ich hab mich riesig über die SMS gefreut 🙂 . Die Technik ist doch schon klasse – da segelt der eine in der Ostsee, der andere in der Nordsee und der nächste im Pazifik und trotzdem kann man sich über`s Internet sehen.
Eigentlich hatten wir mit 21 Stunden Segeln von Kirkwall bis Peterhead gerechnet – nur sind wir noch weit von Peterhead entfernt, als die 21 Stunden um sind 🙁 . Wir kommen Peterhead nicht näher, kreuzen fast auf der Stelle und werden vom Cap Rattray Head förmlich angezogen. Es ist aber auch alles gegen uns – Strömung mit 3-4 kn und Wind, der inzwischen mit 5 Bft bläst – wir sind einfach zu spät. Es sind nur noch 9 sm bis zur Hafeneinfahrt – nach der Wende und einer weiteren Stunde segeln sind´s dann mehr als 10 sm. Zum Verzweifeln. Die Wellen bremsen uns auch immer wieder aus. Eine Wende noch und wieder geht´s nur ein bisschen Richtung Süden weiter – der Wind dreht zu allem Überfluss auf Süd. Wir haben keine Lust mehr und werfen den Motor an, in der Hoffnung, die letzten 6 sm damit schnell hinter uns zu bringen. Inzwischen haben wir 6 Bft in Böen 7 Bft – von vorne. Gegen Wind, Welle und Strömung schaffen wir es gerade auf 2 kn über Grund – aus einer Stunde werden dann drei Stunden, bis wir vor der Hafeneinfahrt sind. In den Hafen dürfen wir allerdings noch nicht – vor uns darf erst ein Versorgungsschiff für die Ölplattformen in den Hafen einlaufen. Das ist aber noch drei sm von der Hafeneinfahrt entfernt und wir werden gebeten, vor dem Hafen zu warten. Machen wir doch gerne 😉 .
Auch diese Wartezeit geht vorbei und wir eiern bei auflandigem Wind und mitschiebender Welle in den Hafen. Hier ist dann erst mal Ruhe – keine Wellen mehr, aber der Wind weht immer noch mit 5-6 Bft. Schnell noch Fender und Leinen klarieren, dann fahren wir weiter in die Marina. Zum Glück ist direkt mit Wind von vorne eine große Box frei – nach 27 Stunden machen wir in Peterhead fest und harren der Dinge, die da morgen so kommen 😉 .