Freitag, den 22.07.2016

Tour mit dem Auto
Trotz des nicht sehr gut vorhergesagten Wetters mieten wir heute spontan noch mal ein Auto – diesmal nur für einen Tag. Wir wollen ein bisschen von den Westfjorden doch auch noch von Land aus sehen.
Los geht´s in einem Golf TDI – der hat ein paar PS mehr unter der Motorhaube, als der Honda Swift 😉 . Wir wollen als erstes zu DEN Vogelklippen, den Klippen aller Klippen, Látrabjarg. Aus Patreksfjörður raus können wir noch über eine asphaltierte Straße fahren, die aber schon nach kurzer Zeit in eine Schotterpiste übergeht. Im Scheitel der Bucht des Patreksfjörðurs liegt das älteste Stahlschiff Islands um Ufer. 1912 gebaut wurde es 1981 dort an Land gebracht. Jetzt rostet es so langsam vor sich hin.

Auf Sand gesetzt

Das älteste Stahlschiff Islands
Die Straße führt an der Steilküste entlang – atemberaubend. Sie ist eng, wenn ein Fahrzeug entgegen kommt, reicht der Platz kaum aus. An der Seite zum Fjord fällt der Berg steil ab. Nur nicht zu genau hingucken 😉 .

Schotterpiste am Berg
Nach dem ersten Berg öffnet sich ein Tal mit Sanddünen – goldgelb, mit Gras und Strandhafer bewachsen. Auch eine lange Sandbank reicht in den Fjord. Das Wasser schimmert türkis-grün-blau. So ungewöhnlich in der doch recht kargen Landschaft.

Sanddünen in Island

Alte Fischerhütte unterwegs
Hinter dem nächsten Berg sehen wir ein große Flussdelta, viele klein Sandbänke und ein weites, grünes Tal mit saftigen Wiesen. An den Stellen, die nicht regelmäßig überflutet werden, wird Landwirtschaft betrieben.

Flussdelta
Die Straße windet sich am Berg entlang, stetig geht´s bergauf. Dann sind wir plötzlich in den Wolken, kaum noch ist die Straße zu sehen. Die Landschaft drumherum leider auch nicht. Ein bisschen beängstigend ist das schon, ist die Straße doch eng und der Abhang steil.

Wolken nicht nur hinter uns
Wir kommen an der wunderschönen Breiðalvik vorbei, eine Bucht mit tollem Sandstrand, Kirche und Campingplatz. Dann fahren wir durch eine kleinen namenlosen Ort mit schönen Holzhäusern und vielen „Achtung Kinder“ Schildern und „Tempo 30“ Schildern.
- Aus Holz gebaut
- Hier wird aufgepasst!
Und dann sind wir auch schon am Látrabjarg. Am westlichsten Kap, das vollkommen unspektakulär flach ist, steht ein Leuchtturm.

West Kap von Island
Aber die Klippen, die sich dann 14 km nach Osten erstrecken, sind schon sehr beeindruckend – zumindest das, was wir davon sehen können.

Látrabjarg
- Sieht nicht vertrauenserweckend aus
- Látrabjarg
Tausende von Vögeln brüten hier, vor allem für die Papageientaucher ist Látrabjarg bekannt. Jede Menge soll es hier geben – wir sehen vier 🙁 .

Einer der vier Papageientaucher 😉
Wir sind nicht wirklich enttäuscht, haben wir doch auf Mykines auf den Färöern und auf Grimsey im Norden von Island schon jede Menge der lustigen Kerlchen gesehen. Aber einigen anderen Touristen ist die Enttäuschung schon anzusehen und auch zu hören. Dazu noch das schlechte Wetter – das hebt nicht gerade die Stimmung 😉 .

Hier wird noch gebrütet – und Junge gibt´s auch schon

Ganz schön eng hier

Die haben´s kuschelig
Wir lassen uns aber die Laune nicht verderben – das Wetter ist so, wie es ist und wir machen das beste daraus. Unser nächstes Ziel ist Rauðasandur – der Rote Sand. 10 km Strand mit rotem Sand, der je nach Licht und Sonne auch mal weiß, gelb, orange oder eben auch rot schimmert. Der Weg nach Rauðasandur führt über eine rote Schotterstraße durch ein grünes Tal mit vielen Felsen und Steinen. Flechte, Moose, Strandhafer und Wiese sorgen für die unterschiedlichen Grüntöne. Oben auf dem Pass und in der Hochebene sind wir wieder im Nebel, der sich aber lichtet, als wir in Serpentinen mit 10 Prozent Gefälle zum Rauðasandur runterfahren.

Auf dem Weg nach Rauðasandur
Was für ein Blick, als wir nach der letzten Kurve die Sandbänke und das Delta sehen. Rot-gelber Sand, grüne Wiesen, türkis-grünes Wasser und ein Streifen blauer Himmel unter den Wolken am Horizont.

Rauðasandur

Ganz anders sieht der Rauðasandur bei anderem Licht aus
In der Lagune ist kein Wasser – wir haben Niedrigwasser. Durch die Wiesen laufen wir bis zum Strand und sind wieder mal von der abwechslungsreichen Natur Islands fasziniert.

Durch die Wiesen bis zum Rauðasandur
- Rauðasandur
- 10 km Roter Sand

Kleine Kirche in Rauðasandur
Wir müssen den gleichen Weg zurück – diesmal 10 Prozent Steigung 😉 . Zu dem Wasserfall Dynjandi, den wir gestern vom Wasser aus gesehen haben, wollen wir noch. Erst geht´s hoch zur Hochebene Kleifaheiði – weite, karge oder öde Landschaft ohne Bäume oder Sträucher. Nur Geröll, Felsen und Flechten. Dann fahren wir entlang der Südküste der Westfjorde mit Blick in den Breiðafjörður. Hier liegen die Berge ziemlich weit vom Ufer weg – wir fahren am Fuß der Berge durch saftig grüne Wiesenlandschaft. Viel Landwirtschaft – Ackerbau und Viehzucht wird hier betrieben. Wir sehen tatsächlich seit langer Zeit mal wieder Kühe 😉 . Auf der südlichen Seite des Breiðafjörður kann man die Snaefellhalbinsel gerade am Horizont in den Wolken erkennen. Bei Sonnenschein strahlt der Snaefell-Gletscher wohl schon von weitem. Typisch für den Breiðafjörður sind die vielen kleine Inseln, die uns die Navigation mit dem Schiff eher schwer bis unmöglich machen. Sieht aus, als ob dort kaum ein Durchkommen ist. Und viele schöne Sandstrände gibt es hier. Sandstrände mit gelben Sand, nicht wie so häufig in Island mit schwarzem Sand.

Am Breiðafjörður
- Am Breiðafjörður
- Am Breiðafjörður
In Flókalundur fahren wir dann wieder in die Berge – oberhalb eines Flusses geht´s über eine enge Schotterpiste bis auf 450 Meter hoch zum Pass Helluskarð und weiter durch die Hochebene Dynjandisheidi. Immer wieder können wir auf den Arnafjörður mit seinen fünf Fjordarmen gucken.

Arnafjörður
Am Horizont vor uns sehen wir wieder Berge mit vielen zum Teil auch noch sehr hohen Schneefeldern.

Schneefelder, die auch im Sommer nicht wegtauen
Unterwegs kommen wir an kleinen Seen und Flüssen vorbei, die von dem Schmelzwasser gespeist werden. Inzwischen regnet es – die rote Straße wird ziemlich matschig. Für uns nicht so schlimm, wir sitzen ja im Auto, aber wir begegnen unterwegs drei Fahrradfahrern, die ziemlich eingesaut sind 🙁 .

Tauschen möchten wir nicht
Die Straße führt oberhalb des Dynjandi Wasserfalls entlang. Immer wieder überqueren wir den Fluss, der eigentlich ziemlich unscheinbar ist, aus dem dann aber der gewaltige Wasserfall Dynjandi wird. Nach ein paar weiteren Kurven sehen wir den Dynjandi Wasserfall, der über eine Kante mehr als 100 Meter in Kaskaden vom Berg stürzt und dann in den Fjord fließt. Auf dem Weg in den Fjord wird der Fluss an 7 weiteren Stellen noch mal zum Wasserfall. Toll!

Dynjandi Wasserfall
Neben dem Fluss und den 7 kleineren Wasserfällen steigen wir einen Pfad bis zum Fuß des großen Dynjandi Wasserfalls hoch und werden dort nicht nur vom Regen, sondern auch noch vom Wasserstaub nass. Auch die kleineren Wasserfälle sind beeindruckend – immer wieder haben wir ein neues, anderes Bild und die Geräusche sind auch nach jeder Biegung anders. Trotz Regens ein schöner Abschluss dieser Tour.

Dynjandi Wasserfall

Von dieser Bucht haben wir gestern den Wasserfall schon gesehen
Wir freuen uns schon auf das kleine Schwimmbad im Reykjarfjörður, an dem wir auf unserem Rückweg vorbei kommen. Das wird mit Wasser von warmen Quellen gespeist und man hat einen schönen Blick in den Fjord. Um so größer die Enttäuschung, als wir dort ankommen. Da muss wohl jemand den Stöpsel gezogen haben – das Becken ist leer 🙁 . Schade – so ein warmes Bad wäre jetzt genau das richtige gewesen.

Wo ist das Wasser?
Stattdessen fahren wir weiter zu unserer Ruby Tuesday. Die Wolken liegen jetzt nicht mehr auf den Bergen, es ziehen Nebelschwaden durch die Täler. Immer wieder schön!

Nebelschwaden in den Tälern
Nach 13 erlebnisreichen Stunden sind wir wieder an Bord – der Golf hat uns gut über die Schotterstraßen gebracht, braucht jetzt aber dringend eine Wäsche. Er ist nur noch im oberen Teil weiß, ansonsten ziemlich rot 😉 .

Wer macht denn so was 😉
Morgen geht´s wieder weiter mit unserer Ruby Tuesday – um das westlichste Kap Islands, auf dem wir heute ja schon gestanden haben – und damit auch um den westlichsten Punkt unserer Reise 🙂 .