Mittwoch, den 06.07.2016 – Donnerstag, den 07.07.2016
N -NE 2 Bft, später NE-E 5 – 80sm – 16h 55min – Ø 4,7kn – gesamt: 2..037sm
Häfen und Orte gibt es auf dem Stück rund um die Berge der Westfjorde jetzt nicht mehr – nur noch die Ankerbucht Hornvik am östlichen Kap der Westfjorde. Der nächste Hafen liegt dann schon auf der Westseite von Island – Bolungarvik. Hornvik wollen wir heute anlaufen und hoffen, dass wir die Mitternachtssonne noch mal schön sehen können. Die Wettervorhersage ist gut – die Sonne soll scheinen. Es ist nur viel zu wenig Wind vorhergesagt. Doch besser so, als Sturm. Mit ablaufendem Wasser und klarer Sicht starten wir gegen 13:00 Uhr und quälen uns bis 20:00 Uhr mit dem wenigen Wind aus N-NE. Dann motoren wir weiter. Auch das Wetter lässt uns im Stich – der Himmel zieht sich immer mehr zu, nur noch das Kap liegt in der Sonne. Ob das noch was wird mit der Mitternachtssonne?
Auch die tolle Steilküste von Hornstrandir verschwindet immer mehr in den Wolken. Schade, die Berge hätten wir schon gerne gesehn. Zu allem Überfluss kommt die Strömung auch noch mit 1,5kn gegenan, so dass wir auch bei zunehmendem Wind nur mit 2,5 – 3,0kn vorankommen.
Gegen 01:00 Uhr sind wir vor der Hornvik und was wir nicht mehr für möglich gehalten haben, tritt dann doch ein – die Wolken bleiben achteraus, die Küste ist gut sichtbar und auch in der Hornvik ist kein Nebel. Wie mit dem Messer geschnitten endet hier die dunkle Bewölkung und wir haben Sonne und blauen Himmel 🙂 .
Wir fahren in die Hornvik und sind sprachlos. Die Berge rechts und links sind unbeschreiblich – braune Felsen mit einem Stich rot, mit grünem Moos oder Flechten bewachsen und in ihrer Form einfach fantastisch. Die schlechte Laune, die schon fast auf dem Nullpunkt war, ist vergessen. Wir gucken und staunen. Ein einzelner Hof steht an der Ostseite der Bucht, sonst gibt´s hier nur Natur pur 😉 .
Eigentlich wollen wir hier ankern, aber die dunkle Front, aus der wir gekommen sind, sieht bedrohlich aus und windig ist es hier auch. Da der Strom gekentert ist, als wir in die Hornvik reingefahren sind, entschließen wir uns, mit dem Strom und mit achterlichem Wind um die Nordseite der Westfjorde zu segeln und vielleicht in der Aðalvik, kurz vorm Isafjarðurdjúp zu ankern.
Mitternachtssegeln um die Westfjorde:
Aber erst mal müssen wir noch am Kap Straumnes vorbei, wo es bei ungünstigen Wetterbedingungen ziemlich unangenehme Overfalls geben kann. Mit mehr als 8kn rauschen wir um die Westfjorde, passieren Kap Straumnes ohne Overfalls und lassen voller toller Eindrücke ob der fast nicht vorstellbaren Schönheit der Landschaft den Anker um 05:30 Uhr in der Aðalvik falllen – bei Sonnenschein vor einem goldfarbenen Sandstrand mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.
Wir wiederholen uns ja eh schon, aber es ist so unglaublich schön hier und wir sind mittendrin. Das Wetter ist toll – ab morgen wird´s wohl wieder regnen, aber das ist morgen, heute ist es warm. Viel zu schade, ein bisschen zu schlafen 😉 . Wir frühstücken erst mal in der Sonne im Cockpit, holen dann aber doch ein bisschen Schlaf nach und nach einem zweiten Frühstück fahren wir mit dem Dinghi an Land.
In unserem Island-Reiseführer steht über die Westfjorde und insbesondere über den nördlichen Teil der Westfjorde und Hornstrandir, dass es hier nur noch aufgegebene Siedlungen oder Dörfer, eine sagenhafte Natur mit blühenden Blumenwiesen und eine vielfältige Tierwelt gibt. Was es hier nicht gibt, sind Menschen. Die Westfjorde wären nur was für ziemlich „strange“ Leute, die gerne alleine sind und wandern, gerne tagelang ohne anderen Wanderern zu begegnen. Erreichen kann man die Westfjorde nur mit dem Boot – es gibt kleine Fährboote, die ein oder zwei mal in der Woche vorbei kommen. Straßen gibt´s hier nicht. Und Internet- und Telefonempfang sowieso nicht.
Als wir in die Aðalvik kommen, lassen wir unseren Anker zwischen zwei anderen Seglern fallen – ein kleines holländisches 9-Meter Schiff und eine große deutsche Beneteau. Am Ufer sehen wir mehrere Sommerhäuser und jede Menge Leute, die am Fähranleger auf das Boot warten. Das Boot kommt kurze Zeit später, lädt die Wanderer ein und bringt eine ganze Bootsladung neuer Wanderer mit. Dann dauert es nicht lange und ein kleines Flugzeug landet auf einer alten Landebahn. Unberührte Natur – stell ich mir dann doch irgendwie anders vor 😉 .
Als der ganze Spuk vorbei ist, ist hier dann allerdings wirklich nichts mehr zu hören und zu sehen als Welle, Wind, Meer und Berge. Die Wandergruppe macht sich auf den Weg über die Berge in den nächsten Fjord und wird dort von dem Boot wieder abgeholt und ich mache mich auf den Weg in die nächste Bucht. Die Wandergruppe verliere ich bald aus den Augen und bin dann tatsächlich allein. Ich genieße die Aussicht in die nächste Bucht, bin begeistert von den Blumenwiesen und steige dann auf dem Wanderweg bergan.
Gestoppt wird meine Wanderung dann nicht nur durch ein steiles Schneefeld, dass ich alleine nicht überqueren bzw. hochlaufen möchte, sondern auch durch nicht markierte Wanderwege.
Es gibt hier nirgendwo Zeichen, wie und wo es weitergeht. Also drehe ich um und laufe zum Sandstrand zurück. Goldgelber Sand – bisher haben wir hier nur schwarzen Sandstrand gesehen.
Richtig schön!! Wir haben schon so viel schöne, beeindruckende und unterschiedliche Landschaften auf Island gesehen, so dass wir kaum glauben, dass es noch schöner geht – es geht!! Unglaublich!