Mittwoch, 24.09.2014
SSW 5 – 6 Bft – 50,0 sm – 8h 06min – Ø 6,2 kn – gesamt: 3.421 sm
Wo ist der vorhergesagte Südwestwind? Im Hafen rührt sich kein Lüftchen – der Wetterbericht spricht aber von 5 – 6 Bft, in Böen 7 Bft aus Südwest. Wir sind früh unterwegs, alles liegt noch im Dunst. Über Hiddensee geht langsam die Sonne auf, ganz zart in rosa schimmert der Himmel. Viel Zeit zum Gucken und Staunen bleibt nicht – das Fahrwasser ist eng und rechts und links davon stehen die Vögel im Wasser. Also besser im Fahrwasser bleiben, sonst wird das nichts mit einer schnellen Reise nach Dänemark.
Der Wind nimmt langsam zu. Zwischen Hiddensee und dem Bock weht es mit schwachen 3 – 4 Bft. Das reicht, um unter Genua mit gut 5 kn und achterlichem Wind dem Fahrwasser zu folgen. Als wir das Fahrwasser verlassen und die offene Ostsee vor uns liegt, setzen wir das Großsegel im 2. Reff, reffen die Genua ebenfalls und ab geht die Post. Der Wind bläst mit 5 Bft, später mit 6 Bft und wir rauschen auf einem Am Wind Kurs mit 8,3 kn durch`s Wasser. Leider haben wir einen halben bis einen Knoten Gegenstrom. Das trübt aber unser Segelvergnügen nicht. Sauber ist unsere Ruby Tuesday auch wieder. Die Wellen sind hoch und wir tauchen immer wieder mit dem Bug in die Wellen. Manchmal spritzt es bis in`s Cockpit unter die Kuchenbude. Spaß macht es trotzdem.
Weniger spaßig finden wir, dass wir kurz vor dem Tiefwasserweg, den wir queren müssen, einem Windpark ausweichen müssen. Der liegt einfach so da im Weg – ist aber nicht in unserer neuesten elektronischen Karte dargestellt. Und der ist bestimmt nicht erst seit gestern da.
Noch weniger spaßig finden wir, dass uns die Fähre Peter Pan – Rostock – Trelleburg – Rostock – auf`s Korn nimmt. Da sind wir schon wieder aus dem Tiefwasserweg raus. Im AIS können wir ebenso wie der Kapitän der Fähre ziemlich genau verfolgen, dass wir uns mit einem Abstand von ca. 20 Metern queren werden. Das ist nicht wirklich viel und es wäre schon schön, wenn die Fähre ihren Kurs um ein paar Grad nach Süd ändern würde. Tut sie aber nicht, obwohl sie ausweichpflichtig und wir kurshaltepflichtig sind. Kurz bevor es ernst wird, drehen wir in den Wind, verringern unsere Geschwindigkeit und lassen die Fähre passieren.
Heute wollen wir in`s Smalandsfahrwasser zwischen Falster und Moen. Der Hafen von Klintholm soll bei Starkwind aus Südwest nicht angelaufen werden, da sich die Hafeneinfahrt nach Südwest öffnet. Das gleiche gilt für den Hafen Helsnaes. Also segeln wir in den Groensund weiter. Unser Törnführer warnt vor starken Strömungen im Sund – bis zu 6 kn. Bei Wind aus Süd läuft der Strom in den Sund, bei Wind aus Nord aus dem Sund in die Ostsee. Eigentlich müssten wir mitlaufenden Strom haben, uns kommt der Strom aber entgegen. Zwischen 1,5 kn und 2,5 kn haben wir Gegenstrom bis nach Stubbekoeping. Aber keine Welle ist mehr im Sund, als wir in die Landabdeckung von Falster kommen. Irgendwie immer wieder faszinierend. Pünktlich zum Anlegen lässt sich die Sonne mal sehen. Den ganzen Tag ist der Himmel bedeckt, aber seit einer Stunde lugt die Sonne immer mal wieder aus den Wolken hervor.
Unser „toller“ Törnführer schreibt, dass der Sportboothafen nur von kleineren Schiffen angelaufen werden kann, da die Boxenbreite nicht mehr als 3 Meter beträgt. Das passt für unsere „Dicke“ nicht, wir brauchen 4,50 Meter. Alternativ kann man im Handelshafen festmachen. Das versuchen wir dann auch. Schön, dass hier der Grund aus Schlick und Moder besteht – bei viel Seitenwind und voller Konzentration auf das Anlegemanöver in der Box habe ich die Wassertiefe nicht mehr so genau im Auge. Das Manöver läuft gut, so gut, bis wir stehen – aber nicht in der Box, sondern 10 Meter davor. Wassertiefe auf der Logge: 1,70 Meter – bei einem Tiefgang von 1,90 Metern definitiv zu wenig. Rückwärtsgang rein, etwas Gas, etwas mehr Gas und wir kommen Stück für Stück wieder frei. Nur gut, dass es nicht so laut gerumpelt hat, wie auf den Felsen in Makkala 🙂
Wir machen dann an einer Heckmooring in guter Gesellschaft beim Lotsenboot fest. Hoffentlich hat der nicht so viele Einsätze, denn viel Platz zum Manövrieren für ihn ist nicht mehr.
Später sehen wir, dass die Boxen im Sportboothafen zwischen 4 und 5 Metern breit sind. 2013 wurde der Steg neu gebaut und auf die Breite der heutigen Segelboote angepasst. Das konnte unser Törnführer von 2011 natürlich noch nicht wissen. Verlegen wollen wir uns aber dann auch nicht mehr. Wir liegen gut im Handelshafen.
Am Donnerstag bleiben wir in Stubbeköping und bekommen endlich unseren wohlverdienten Hafentag. Morgens hängen dunkle Wolken über dem Groensund. Nur ganz kurz kämpft sich die Sonne durch.
Im Laufe des Vormittages nimmt der Wind immer mehr zu, bis wir mittags dann durchgängig 6 Bft im Hafen haben. Das klappert und pfeift ganz schön in den Wanten. Ein Regenschauer jagt den nächsten, dazwischen scheint tatsächlich die Sonne.
Wir laufen ein bisschen durch Stubbeköping, einem kleinen Städtchen mit einer großen Backsteinkirche, einem kopfsteingepflasterten Platz und einer Einkaufstraße, in der fast jedes zweite Geschäft geschlossen oder das Ladenlokal zu vermieten ist. Alles ist sehr gepflegt, wirkt aber ziemlich leblos. Offensichtlich sind kleine Städtchen auf dem Lande vom demografischen Wandel, von der Flucht der jungen Generation in die großen Städte aber auch vom Internethandel ganz besonders stark betroffen.
Aber unsere Vorräte können wir mal wieder gut aufstocken – Aldi, Netto Dagli Brugsen und Faka stehen zur Auswahl. Und alle sind nicht sehr weit vom Hafen entfernt.